Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Kerl!“
Als sich Dimitri damals in der Schule zu verändern begann, war nicht sie es gewesen, die ihre zarten Bande abgebrochen hatte.
Am Ende des Schuljahrs wurde er eine Klasse zurückgestuft. Hatte sie ihn auf dem Schulhof entdeckt, ging er ihr aus dem Weg. Er verschwand vollständig in einer Gruppe von selbsternannten Outlaws.
„ Diese verdammten Pseudos! Haben die ihn etwa dazu verleitet?“
Teenager schwanken oft von einem Extrem ins andere. Jungs protzen auf einmal mit ihrer sich entwickelnden Männlichkeit.
„ Alles, was als uncool gilt, fällt dann unter den Tisch.“
Fatma konnte sich inzwischen gut in seine damalige Lage versetzen. Glaubte sie jedenfalls.
Sie kannte die Fakten. Die Statistik der Selbstmordrate in dieser Altersgruppe wies jährliche Steigerungen auf.
Mobbing im Internet, Probleme in der Familie, Versagen in der Schule, Liebeskummer. Ein Ausleben noch unbekannter Gefühle stellte Jugendliche oft vor scheinbar unlösbare Probleme.
Sie selbst hatte ein Jahr nachdem Dimitri die Schule verlassen hatte, das Versäumte nachgeholt. Eine experimentelle Liebesaffäre, mit gebremsten Emotionen. Danach wusste sie, was zwischen Mann und Frau so abgeht.
Später immer wieder ein paar lockere Freundschaften. Die große Liebe war es jeweils nicht gewesen.
„ Mein Gott, auf wen ich mich damals alles eingelassen habe. Absurd!“
Noch einmal nahm sie beide Fotografien in ihre Hände, hielt sie im Licht der Schlafzimmerlampe gegeneinander.
„ Schön und gruselig zugleich!“
Dimitris Konterfei verfolgte sie im Schlaf.
Mit Dimitri unterwegs in der Hasenheide. Ihr heimliches Teenager Abenteuer: Marihuana einkaufen. Mit verschwörerischem Blitzen in den Augen liefen sie durch den sommerlichen Stadtpark. Auf der Suche nach einem Dealer.
Im nächsten Bild ihres Traums lag er dann neben ihr auf dem Bett. Ihre Mutter kam herein, entdeckte ihn in ihrem Mädchenzimmer, zwischen den pinkfarbenen Kissen und Stofftieren.
Durch ihr entsetztes Gesicht wachte sie auf.
„ Welch ein drohendes Gesicht!“
Fatma stand auf, ging in die Küche und kochte sich einen Kräutertee. Bis zum frühen Morgen lag sie dann wach.
Weitere Unternehmungen mit Dimitri tauchten in ihrer Erinnerung auf. Ihr gemeinsames Baden im Schlachtensee, als er plötzlich nackt vor ihr stand. Anschließend hatten sie bei Eis-Hennig riesige Eisbecher geleert, an einem heißen Sommertag.
Sie schmunzelte. Fast nichts davon hatten ihr ihre Eltern erlaubt. Nur zusammen mit ihm hatte sie sich getraut, über die Stränge zu schlagen.
„ Dimitri war mein Spiel mit dem Feuer.“
Einmal, erinnerte sie sich undeutlich, waren sie an einen Heroin Dealer geraten. Der hatte ihnen alles Mögliche versprochen, um an ihr Taschengeld zu kommen.
Diese Erinnerung machte sie hellwach.
„ Auf manche Teenager lauern irre Gefahren! Aufgabe der Polizei muss es sein, sie zu beschützen. Nicht, sie zu verfolgen und zu kriminalisieren!“
Mit diesem hehren Vorsatz schlief sie noch eine halbe Stunde lang traumlos weiter.
Dann klingelte ihr Wecker.
Auf dem Weg zur Arbeit hakte sie alles Private professionell ab. Schreckliche Eindrücke, die Polizeibeamte aushalten müssen, dürfen ihre Psyche nicht dauerhaft belasten. Durch einige Semester Psychologie wurde ihre Ausbildung komplettiert. Mentales Rüstzeug für Kriminalbeamte.
Ihre Distanzierung funktionierte.
Voller Tatendrang kam sie in der Behörde an. Freundlichkeit mit den Kollegen barg die Gefahr, dass man sich nach ihrem persönlichen Befinden erkundigen könnte. Daher hatte sie morgens eine Extraschicht Make-up aufgetragen. Jeglicher Zwang zur Rechtfertigung war ihr zuwider.
„ Guten Morgen, Fatma! Na, ausgeschlafen?“
Der erste, der ihr im Präsidium über den Weg lief, war mal wieder Stoppelkopf. Als ob er ihre Ankunft am Eingang abwartete. Wie bestellt!
„ Hallo! Morgen! Putzmunter, wie immer. Kaffee schon aufgebrüht?“
Sie verkrümelte sich schnell in ihr Büro. Leider konnte jeder beobachten, wie sie am Schreibtisch saß. Eine Fensterscheibe zum Großraumbüro machte ihr Büro zum Terrarium. Mit ihr als Exotin darin.
Am liebsten hätte sie eine Gardine gehängt. Mit Blümchen. Doch dann wären sie noch zehnmal so neugierig geworden, die lieben Kollegen.
Als sie endlich loslegen wollte, entdeckte sie zu ihrer Überraschung ein Exposé mit neuen Erkenntnissen zum Fall Dimitri in ihrer Schreibtischablage.
„ Sind die auf Draht hier!“
Die Kollegen wussten also Bescheid, dass sie
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