Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Anzuklopfen. Sein Benehmen machte sie rasend. Sofort erkannte er auf ihrem Bildschirm, was sie gefunden hatte.
„ Nicht gerade ein Ruhmesblatt für uns. Alte Geschichte. Bloß nicht erwähnen!“
„ Interessiert mich nicht. Ich komme heute irgendwie nicht zum Arbeiten. Kann es sein, dass ständig jemand in mein Büro kommt?“
Fatma empfand ihn wie einen Aufpasser.
„ Lass lieber die Finger davon!“
„ Und wenn nicht?“
Stoppelkopf lachte ein schepperndes Lachen.
„ Dann helfe ich dir!“
10.
Dieser Moment war wohl der peinlichste im bisherigen Leben des schon nicht mehr ganz so jungen Kopiergehilfen Sandor, als morgens um acht sein Chef den Copyshop an den Yorckbrücken betrat.
Noch im Halbschlaf hörte Sandor, wie sich jemand an der Ladentür zu schaffen machte. Es brauchte mehrere Versuche, sie zu öffnen. Dann stand sein Arbeitgeber vor ihrem Lager.
Ihre Kleidungsstücke lagen neben den Kopiergeräten auf dem Boden verstreut. Mit einem alten Mantel nur spärlich bedeckt, hatten sich Miranda und Sandor auf den großflächigen Kartons des kostbaren DIN A2 Spezialpapiers gebettet. Als Kopfkissen dienten einige etwas höhere fünfhundert Blatt Pakete farbiges Kopierpapier, worauf sie zur Polsterung Ballen von unbedruckten T-Shirts drapiert hatten. Ein improvisiertes Spontanbett, mit viel Kreativität aus den Arbeitsmaterialien des Kopierladens zusammengestellt.
Dem Bar- und Kopierladen Besitzer Wendelin Rinke geriet bei diesem Anblick der gewohnte Gleichmut hinter seinem Backenbart aus den Fugen. Sein Gesicht wurde noch grauer als sein filziger Bartwuchs.
„ Das träume ich jetzt aber.“
Eine barbusig da liegende Schwarzhaarige bemühte sich mit verschlafenem Blick um Orientierung, während sein Angestellter fahrige Bewegungen machte. Als müsse Sandor dringend eine Arbeit verrichten, was jedoch splitternackt eher komisch anmutete.
Schließlich schaute er seinen Chef resigniert an. Es war offensichtlich, dass er keine Ausreden haben konnte. Sandor erwartete mit gesenktem Kopf seinen Rauswurf.
Doch Rinke explodierte förmlich vor Lachen. Er hatte sich blitzschnell zwischen sauer und amüsiert für den Humor entschieden und kriegte sich nun kaum noch ein vor Lachen. Dem Liebespaar war abwechselnd Erleichterung und Verlegenheit ins Gesicht geschrieben.
Dann schritt der Chef zur Kasse.
„ Ihr räumt hier gleich auf, OK?“
Er griff sich ein Bündel Scheine, kritzelte den Fehlbetrag mit seiner Unterschrift auf einen Zettel und war fix wieder an der Tür.
„ Hab nämlich auch noch was vor.“
Langsam verbreitete sich Alkoholgeruch im Laden. Er grinste breit und zwinkerte der inzwischen wachen, aber immer noch orientierungslos wirkenden Miranda unverblümt zu. Dann schwankte er hinaus. Erst jetzt fiel den beiden auf, dass er völlig betrunken war.
Durch die Jalousie erschienen die Umrisse einer Frau, die wohl vor der Tür auf ihn gewartet hatte. Noch einmal dröhnte sein Gelächter durch die geschlossene Tür herein. Dann schwankten die beiden Nachtgestalten davon.
Es folgte ein längeres Schweigen. Miranda vergegenwärtigte sich langsam, dass sie in einem Copyshop genächtigt hatte.
„ Netter Chef.“
Miranda zog sich den Mantel über die nackten Schultern.
„ Zum Glück leben wir nicht in einem spießigen Provinzkaff.“
Sandor kannte diesen Moment von Fremdeln am Morgen nach einer intensiven ersten Nacht. Den wollte er geschickt überbrücken.
„ Das ist aber auch der einzige Vorteil an Berlin.“
Miranda dämmerte nun langsam, dass sie am Vortag die Fertigstellung ihres Drehbuchs ausgiebig gefeiert hatte. Ihr schwarz gelockter Kopf erinnerte sie mit hämmerndem Dauerschmerz an die zahlreichen Gläser Prosecco, die sie und ihre Freundinnen am Nachmittag zur Feier dieses Ereignisses geleert hatten.
„ Wo ist mein Manuskript?“
Der komische, rothaarige Typ neben ihr hatte wohl eine eingebaute Osram Signalfunktion, denn sein Gesicht glühte mal rot wie seine Haare, dann wieder bleich wie sein nackter Körper.
Wen hatte sie sich denn da mit Prosecco Blasen im Bauch an die Backe genagelt?
Voneinander abgewandt zogen sich beide schnell an. Sandor räumte eilends den Laden auf, während Miranda die gebundenen Manuskripte an sich nahm, um sich aus dem Staub zu machen.
Ihre Finger glitten durch die Seiten und zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass einige Blätter bis zur Seitenmitte miteinander verklebt waren.
Einige Manuskripte ließen sich gar
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