Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
nicht mehr öffnen.
„ Du hast die total vermurkst!“
Zornig schmetterte sie die unbrauchbaren Exemplare auf den Boden.
„ Wolltest Du mich nur Flachlegen?“
Mit zittrigen Händen blätterte Sandor die Manuskripte durch. Ein Fehler war aufgetreten, den er sich nicht erklären konnte. Wieso war der Klebstoff zwischen die Seiten gelaufen?
„ Tut mir leid!“
Miranda sah zum Heulen aus. Schnell ging sie zur Mitarbeiter Toilette. Dieser Vollidiot von Copyshop Aushilfe sollte sich nicht auch noch daran ergötzen dürfen, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Sandor schaltete eine Kopiermaschine und die Heißklebepresse ein.
„ Jetzt schalte ich den Turbo ein.“
Miranda zeigte ihm von der Toilette aus den Stinkefinger.
Sandor legte wie besessen los. Er musste unbedingt verhindern, dass sämtliche, seit langem in ihm nicht mehr in solcher Vollendung aufgetauchten Glückshormone der vergangenen Nacht in einem dumpfen Nichts zerplatzten.
Niemals zuvor hatte er so geschuftet. In einer halben Stunde würde die Frühschicht den Laden betreten. Bis dahin musste alles geregelt sein.
Sandor rannte halb angezogen zwischen den Geräten hin und her.
Miranda wischte sich währenddessen die verlaufene Schminke aus dem Gesicht. In dem kleinen Raum waren die Utensilien des Reinigungspersonals untergebracht. Es roch stechend nach Chemie.
„ Immer cool bleiben, Alte!“
Sie war überzeugte Anhängerin von Autosuggestion.
Als sie sich besser fühlte und wieder heraus kam, trat sie ihrem Lover lächelnd entgegen. Sie wollte vor allem souverän aus dieser merkwürdigen Situation herauskommen. Bloß keine falschen Ansagen! Miranda war jetzt wieder ganz und gar Businessfrau.
Aus vielfacher Erfahrung heraus wusste Sandor seinerseits, was nun kommen würde. Sie würde versprechen, ihn so schnell wie möglich anzurufen. Dann erschiene es aufdringlich, sie um ihre Nummer zu bitten.
Auf den Anruf würde er danach warten, und warten, und nochmals warten. So lange, bis auch der letzte Hoffnungsschimmer in ihm erloschen wäre. Diese Göttin wäre dann nur ein einziges Mal aus dem Himmel auf ihn herabgestürzt. Aus der Traum!
Nein, diesmal wollte Sandor auf Draht sein. Mit den Bindungen war er beinahe fertig, als sie aus dem Toilettenraum schritt. Wieder blieb ihm der Mund offen. Sie stolzierte durch den Laden, wie eine berühmte Schauspielerin, die die große Bühne betritt.
Sie bemerkte die neuen Drehbuchmanuskripte auf dem großen Arbeitstisch.
„ Schon repariert?“
Alle Seiten waren vorhanden, perfekt! Sie nickte ihm anerkennend zu.
Sandor hatte neuen Klebstoff verwendet, der zähflüssig war und nicht zwischen die Seiten lief.
Miranda öffnete gerade ihren Mund, um mit ihrer Abschiedsrede loszulegen, da kam Sandor ihr gedankenschnell zuvor.
„ Ich rufe jetzt an.“
Ihre Lippen wollten gerade einen Buchstaben formen, verharrten so, denn plötzlich war sie verwirrt.
„ Wen?“
Der vergangene Abend war in ihrem Gedächtnis nur bruchstückhaft haften geblieben.
Sandor hielt ihr sein Handy vors Gesicht, die Telefonnummer der Annonce bereits gewählt
„ Hurra! Der spannende Moment!“
Ach ja, da war doch was. Genau, diese Annonce, die interessierte sie schon.
Sandor wusste, dass Menschen, die Drehbücher schreiben, auch neugierig sind.
„ Geht niemand ran?“
Miranda beobachtete den Rotschopf zweifelnd. Na ja, wenigstens ein witziger Typ. Sie hatte schon ganz andere Ernüchterungen erlebt.
Es dauerte, bis sich am anderen Ende jemand meldete. Sandor hatte das Telefon auf Lautsprecher gestellt.
„ Katzorke hier. Hallo?“
„ Guten Morgen! Ich rufe wegen ihrer Anzeige in der BZ an. Wegen des Blindenhunds. Worum handelt es sich?“
„ Ach, ja, richtig. Die Anzeige.“
Miranda und Sandor lauschten gespannt, flüsterten.
„ Vielleicht nur ein Schreibfehler der BZ?“
„ Nein, nein. Schon richtig. Der Text der Annonce ist korrekt.“
Katzorkes Stimme klang plötzlich munter.
„ Und worum handelt es sich?“
„ Augenblick!“
Es gab ein Geräusch in der Leitung, als wenn jemand den Hörer ablegt und wieder aufnimmt.
„ Also, wenn Sie Interesse haben?“
„ Ja?“
„ Können wir gern alles bei mir zu Hause besprechen.“
„ Welche Adresse?“
Miranda reichte Sandor ihren Kugelschreiber. Ihr Name war eingraviert. Miranda von Hammerstein.
„ Ja?“
Sandor schrieb eine Adresse in Wilmersdorf auf.
„ In einer halben Stunde? Gut, also bis gleich!“
Sandor schaltete sein Handy aus.
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