Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Bauern, die froh sind, wenn sie verkaufen können. Damit die schwere Landarbeit für sie zu Ende ist.“
Fatma tat ihm den Gefallen einer heiteren Miene.
„ Ich hoffe, Du findest solch ein Restaurant.“
Aber ihre Augen feuerten dennoch heimliche Blitze, während Mehmet seinen coolen Traum plötzlich irgendwie selbst lächerlich fand. In der Türkei würde seine Vision vielleicht endgültig zerplatzen.
Er, Mehmet, Berliner Undergroundstar, auf einem Dorf voller spießiger Bauern? Das wäre wie Sackhüpfen in Teheran!
„ Ich bin Berliner, Fatma.“
Fatma nickte resigniert.
Mehmet war noch nie zuvor so deutlich geworden, dass er ein waschechter Berliner Junge war. Ein Sohn dieser dreckigen, lauten Stadt, in der rund um die Uhr der Bär tanzte. Oder tapste.
„ Man läuft ja hier ständig an sich selbst vorbei, wenn überall so viele einander fremde Menschen mit einem nicht zu erkennenden Ziel durch die Straßen rennen. Verwirrt dich das nicht?“
„ Das Leben auf dem Dorf wird dir helfen, Mehmet. Sonne, Natur und ein Schwarm voller geistiger Ruhe. Das ist genau was Du brauchst!“
Fatma grinste ihn etwas zu ironisch an.
„ Glaubst Du wirklich? Mein Leben funktioniert rund um die Uhr!“
Die Schreckensvision einer totalen Entbehrung drückte sich dramatisch in seiner Mimik aus.
„ Wer in Neukölln aufgewachsen ist, kann nicht plötzlich auf dem Land leben. Stell dir vor, Brandenburg!“
Sie schüttelte sich kurz wie nach einem plötzlichen Frösteln.
„ Es war dein Traum. Es wird dir gefallen!“
Mehmet schaute in die dunkel schimmernden Augen seiner Schwester und wärmte sich an ihrem vertrauten Gesicht. Seit dem Tod ihrer Eltern fühlte er sich als Oberhaupt der Familie.
„ Ich regele das, Schwesterchen. Na, klar!“
Er zahlte bei dem stets aufmerksamen Kellner. Danach verließen sie getrennt das vertraute Lokal.
13.
Am Morgen nach ihrem Kennenlernen suchten Miranda und Sandor die Adresse in Wilmersdorf, wo Katzorke wohnte. Unterwegs kamen sie an einer Bäckerei vorbei, wo sie sich schnell Kaffee to go mit Kuchen mitnahmen. Damit spazierten sie plaudernd und krümelnd den Hohenzollerndamm entlang.
Mirandas Laune war immer besser geworden. Sie war jung und erfolgreich, es passierte wahnsinnig viel Spannendes in ihrem Leben, warum sollte sie also schlechte Laune kultivieren?
„ Da steht der Name Katzorke. Hier wohnt er. Soll ich jetzt klingeln?“
Miranda nickte.
Der junge Mann an ihrer Seite schien zwar ein komischer Kauz zu sein, aber wenigstens war er unterhaltsam. Seine roten Haare flammten in der Morgensonne, als hätte er ein Feuer auf dem Dachboden. Miranda kicherte.
„ Na, warum sonst sind wir denn hier?“
Sandor drückte auf den Klingelknopf und schnitt dabei lustige Grimassen, wie kleine Jungs beim Klingelstreich.
Ihre Kommilitonen an der Uni, diese germanistischen Theoretiker, hätten solch ein verrücktes Abenteuer bestimmt nicht mitgemacht. Sie war froh, diesen furztrockenen Kreisen entronnen zu sein.
Sandor klingelte ein zweites Mal und zeigte ihr ein freches Grinsen, wie ein Panzerknacker vor Dagoberts Geldschrank.
Endlich ertönte der Summer, die Haustür ließ sich öffnen.
„ Braucht ja lange bis zur Tür, unser geheimnisvoller Inserent.“
Sandor lächelte sie mit verliebten Augen an.
„ Vor unserem Besuch schnell die Wohnung aufräumen.“
Kichernd liefen sie die Treppen hinauf.
In der zweiten Etage war eine Wohnungstür angelehnt, Katzorkes Name stand am Klingelschild.
„ Du zuerst!“
„ Nein, Du!“
Sie schubsten sich gegenseitig und führten kichernd Grimms Märchen auf.
„ Gretel, geh Du zuerst!“
„ Knusper, Knusper, Knäuschen. Hänschen, was für ein Feigling Du bist!“
Sandor hüpfte wie ein Musketier mit Degen über die Schwelle hinein in den schmalen, kaum beleuchteten Flur.
Sie erschraken, als sofort aus einem winzigen Plastiklautsprecher auf einem altmodischen Schuhschrank eine blechern klingende Stimme ertönte. Sandor schaute sie mit glänzenden Augen an, Miranda überfiel ihn mit einem heißen, motivierenden Kuss.
Am Ende des Flurs entdeckten sie eine halb geöffnete Zimmertür.
„ Kommen Sie herein! Ich kann sie hören. Ziehen sie die Wohnungstür hinter sich zu und kommen sie ins hintere Zimmer!“
Der Flur war mit alten Stofftapeten bis an die hohe Decke tapeziert, wo eine eingestaubte Glaskugellampe baumelte. In einer Nische befand sich eine Garderobe aus Eichenholz eingelassen, woran zwei
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