Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
blöd!“
Mehmet spießte mit seiner Gabel Tomatenstückchen auf. Fatma war noch längst nicht fertig mit ihrer Standpauke.
„ Wenn die Polizei bei einem Beschuldigten etwas finden will, findet die Polizei etwas bei ihm. Besonders das Drogendezernat!“
Diesen Spruch hatte einer ihrer früheren Kollegen vom Drogendezernat bei jeder Gelegenheit feixend zum Besten gegeben. Seine Einsätze waren immer erfolgreich. Perfekte Fangquote für seine Karriere!
„ Bei uns gibt es Beamte, denen möchtest Du nicht begegnen.“
Fatma hatte den Typen gehasst. Unschuldige, die in falsche Gesellschaft geraten waren, hatte der Typ eiskalt in den Knast befördert.
Sie kannte ihn von Einsätzen, ihre Aufgabe war es gewesen, die weiblichen Verdächtigen zu durchsuchen. Nur dafür war sie im Team. Weil er bei Frauen keine Leibesvisitationen durchführen durfte. Außer bei Gefahr im Verzug. Und den Verzug hatte es öfter gegeben.
„ Die Polizeigewalt liegt in manch rohen Händen.“
Fatma hatte sich geweigert, unschuldigen Frauen Drogen in die Taschen zu stecken. Sie als Berufsanfängerin gegen dieses gewieften Häscher. Es folgte ein handfester Streit.
„ Ich bin selbst verprügelt worden.“
Danach hatte sie sich auf andere Stellen beworben. Doch der Typ wurde zu ihrer Überraschung versetzt.
„ Mach bitte nichts gegen deine Konkurrenten, keinen Fehler. Bitte, Mehmet, ich versuche alles, um dir zu helfen.“
Mehmet lächelte. Er sah seine Konkurrenten schon in Handschellen, verstand seine Schwester jedoch vollkommen falsch.
„ OK! Ihr findet bei dem Typen etwas in den Taschen. Dann fährt er für ein paar Jahre in Tegel ein. Da kann er gern im Knast seine Ware verticken!“
Fatma begriff, dass bei ihrem Bruder ohne eine rabiate Gehirnwäsche nichts zu machen war.
„ OK, Mehmet. Als Gegenleistung verlange ich von Dir, dass Du sofort in die Türkei fliegst. Es wird Zeit, dass Du nach unserer Farm Ausschau hältst! Ich will endlich etwas Konkretes sehen. Nicht immer nur Blabla von deinem Traum!“
„ Unserem Traum!“
Er lächelte seine Schwester bezaubernd an.
„ Bring mir Fotos von einer Farm, die dort zum Verkauf steht! Dann reden wir weiter.“
Mehmet schüttelte den Kopf.
„ Ich kann hier nicht weg.“
Mehmet sah aus wie ein zorniges Kind. Er wollte sich von seiner jüngeren Schwester keine Vorschriften machen lassen. Ihre Entwicklung in den letzten Jahren hatte er nicht mitbekommen. Dass sie schon lange selbstbewusst und erfolgreich Karriere gemacht hatte, ignorierte er.
„ Ich kann nicht. Meine Kunden laufen mir weg.“
Fatma stemmte ihre Hände in die Hüften.
„ Die verlierst Du im Gefängnis erst recht!“
Mehmet schaute sie ungläubig an. Hatte sie seine Fantasien über die Bienenfarm tatsächlich ernst genommen?
Ein schöner Traum. Mehr nicht. Seine Sehnsüchte spiegelten sich darin. Ein cooler Traum, um Gesprächsstoff im Freundeskreis zu haben.
„ Stoff, Fatma! Das Leben dreht sich um Stoff. Um Dinge, verstehst Du?“
Hier war die Wirklichkeit und da war sein Traum. Beides existierte doch absolut getrennt voneinander. Ein orientalisches Märchen auf der einen, die Realität auf der anderen Seite.
„ Überleg mal, was ich mir hier aufgebaut habe!“
„ Ist nicht legal, Mehmet!“
Mehmet blickte auf den Boden. Anstelle seiner Schwester saß auf einmal die unerbittliche Staatsmacht.
„ Ich fliege heute Abend in die Türkei.“
„ Freut mich.“
Fatma hatte wieder Appetit. Sie naschte vom Dessert. Ein Kellner stand bereit, sie weiter zu bedienen.
„ Ich mache Urlaub! Machen andere doch auch!“
Mehmet blickte wieder vom Boden auf. Sie schwiegen eine Weile. Fatma war bei dem Wort Urlaub klar geworden, dass ihr Bruder noch nie wirklich daran gedacht hatte, seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Ihr gemeinsamer Kindertraum war nur ein Traum. Das tat weh! Über die Jahre war sein Hirngespinst auch zu ihrem heimlichen Traum geworden. Zwar hatte sie noch immer darüber gelächelt, aber innerlich doch fest daran geglaubt. Mehmets Träumerei war ihr Fluchtpunkt geworden. Der Ort, wohin sie flüchten konnte, wenn mal wieder alles daneben lief.
Nur ein schönes Märchenland. Ihr eigener Bruder hatte sie getäuscht.
„ Fatma, sieh mich nicht so traurig an! Ich werde bestimmt ein altes Bauernhaus finden. Ganz einfach! Ich setze mich in einem Dorf in ein Restaurant, gebe dem Besitzer ein gutes Trinkgeld und erfahre so alles über die Gegend und ihre Bewohner. Da gibt es bestimmt
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