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Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Titel: Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Lüdecke
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wirklich so schön aussähe, möchte man auf der Stelle sterben. Im Laden im Regal stehen kunstvoll verzierte Lampen, mit buntem Papier bespannt. Auch vielarmige Kerzenleuchter. Allenthalben exquisites Kunsthandwerk. An einer Schnur sind in einer Reihe auch Masken quer durch das Schaufenster aufgespannt.
    Ist denn bald Karneval? Im Laden sehe ich keine Kunden. Preisschilder gibt es auch nicht. Ich vermute, das schreckt die Leute ab. Bei so viel Schönheit vermutet man automatisch, dass die Waren fast unbezahlbar sind und geht nicht hinein. Im Gesicht des Verkäufers entdecke ich Sorgen, ja sogar Verzweiflung. Auch der Eindruck schreckt Kundschaft ab.“
    Miranda ging in den Laden hinein. Sie wollte etwas kaufen. Ob sie es brauchte, oder nicht.
    „ Lauschen sie einmal der Melodie dieser Spieluhr, Herr Katzorke! Auf ihrem Deckel tanzt eine Ballerina im Kreis. Brauchen Sie vielleicht einen neuen Kaffeebecher?“
    „ Nicht dringend.“
    Der weißhaarige Mann hatte seit Jahren dasselbe Geschirr in Benutzung.
    „ Hier, unter einem Bierhumpen, befindet sich ein aufgedruckter Schweinerüssel. Wer ihn zum Trinken anhebt, streckt seinem Gegenüber ein Schweinegesicht entgegen. Lustig, nicht?“
    Jemandem eine Freude zu bereiten, begeisterte Miranda.
    Katzorke hatte sich niemals zuvor für Geschenke interessiert. Im Gegenteil, Geburtstagsfeiern fand er eher peinliche Veranstaltungen, und von Weihnachten hielt er rein gar nichts.
    Wenn früher Kollegen wegen einer Familienfeier das Präsidium verließen, obwohl gerade eine Zielfahndung lief, war ihm schon mal der Kragen geplatzt. Solche Kollegen hatten seiner Meinung nach bei der Polizei nichts zu suchen. Familienfeier? Quatsch! Darüber hatte er sich auch öffentlich beschwert. Was Kollege Freisinger zu der Bemerkung veranlasst hatte, er als Eremit solle nicht von seiner Höhle aus auf andere schließen.
    Von Mirandas Begeisterung angesteckt, entdeckte er nun den eigentümlichen Zauber von unnützen Dingen.
    „ Wie soll eine Gesellschaft funktionieren, in der viele nur ihre Karriere sehen?“
    „ Wie meinen, Fräulein von Hammerstein?“
    Katzorke reagierte indigniert.
    „ Nichts weiter. Ich hatte eben nur laut gedacht. Moment, ich kaufe mir schnell einen der lustigen Kaffeebecher.“
    Miranda bezahlte einen bunten Kaffeebecher und verließ das Geschäft. Draußen plauderte sie weiter in einer sich wiederholenden Melodie, die sich wie ein willkommener Ohrwurm in Katzorkes Kopf einnistete.
    Jede Nuance eines Geräuschs aus ihrer für ihn so fernen Welt sog er gierig in sich auf. Schon konnte er die Bewegungen ihrer Lippen nachvollziehen, fühlte sich durch die Unmittelbarkeit der Verbindung seines Ohrs zu ihrem Mund ihr auch körperlich nah. Immer sehnsüchtiger wartete er auf die Wiederkehr ihres hellen Lachens. In seinem Bett war er ein ganz anderer, als ehemals da draußen der schroffe Kommissar.
    „ Herr Katzorke, sind Sie noch dran?“
    „ Natürlich, ich höre ihnen doch zu! Nur deshalb schweige ich.“
    Da war es wieder, dieses wie aus einer gesunden Quelle stammende Lachen Mirandas. Voller Entdeckerlust flanierte sie mit ihrem Zuhörer am Ohr weiter die Straße entlang durch unbekannte Geschäfte. Einen Blumenladen voller gebundener Sträuße mit exotischen Blüten, eine Eisdiele voller Jugendlicher und Müttern mit Kindern, einen Fahrradladen und so weiter. Dabei redete sie unentwegt. Manchmal eloquenter als Sandor, manchmal kindlich naiv.
    Katzorke war furchtbar müde, aber beendete seinen Ausflug nicht.
    Ob die beiden für seine Pläne taugten, konnte er noch nicht sagen. In seiner akribischen Art durfte er erst am Ende des Testlaufs sein Urteil fällen. Bald ging es ja nicht mehr nur um netten Zeitvertreib.
    Miranda war unbefangen auf einen Friedhof spaziert, dessen Grabstellen sie einnehmend beschrieb. Sie las Namen von Grabsteinen und fügte deren Geburts- und Todestage hinzu.
    Katzorke notierte auf seinem imaginierten Merkblatt: morbides Interesse! Eine neue Seite an ihr, die er sehr bedeutend fand. Er gab ihr dafür eine eins.
    Mit Miranda könnte ich einmal quer durch die Hölle spazieren und käme heil wieder raus. Oder nicht? Auf seinem imaginierten Friedhof war plötzlich sein eigener Grabstein erschienen, mit seinem Namen als Inschrift.
    Lebendig begraben hatten sie ihn!
    Und dafür mussten sie bezahlen! Seine in einer Endlosschlaufe wiederkehrenden Rachegedanken nahmen ihn wieder in Besitz. Stück für Stück würde er sich aus seinem Gefängnis

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