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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Zimmer.

    *

    Abends, kurz vor elf Uhr, trafen Inspektor Mervan und Wachtmeister Offort wie verabredet am Ruskin Wall zusammen. Es war eine trübe, regnerische Februarnacht. Auf dem nassen Asphalt spiegelten sich die bunten Neonlichter der Cafes und Gasthäuser. Durch das Gemäuer des Ruskin Wall wehte ein hohler Wind. Dabei regnete es in dünnen, grauen Strähnen.
    „Scheußliches Wetter“, murmelte Wachtmeister Offort und zog den Hut tief in das pausbäckige Gesicht. „Haben Sie den Haussuchungsbefehl bei sich? Dann werden wir mal gleich losmarschieren.“
    „Nur langsam“, sagte Inspektor Mervan und straffte seine magere Gestalt. „Überlegen Sie doch, Offort! Wenn wir den Klub mit unserem Haussuchungsbefehl betreten, werden wir kaum etwas sehen oder erfahren. Dazu sind diese Leute viel zu raffiniert. Wir müssen es schon anders machen. Kommen Sie mit!“
    Sie traten unauffällig in eine Toreinfahrt, pirschten sich an einer Mauer entlang und standen kurz nachher in einem finsteren Hinterhof. Unmittelbar vor ihnen reckte sich die schäbige Rückfront des Klubgebäudes auf. Ein paar verrostete Balkone hingen wie Schwalbennester über ihnen in der Höhe. Eine Feuerleiter mit fünf, sechs Plattformen führte in Zickzackform bis zum Dach hinauf.
    „Das wäre ein Weg“, murmelte Inspektor Mervan rasch entschlossen. „Falls man mich im Gebäude ertappt, brauche ich ja nur den Haussuchungsbefehl vorzuzeigen. Was meinen Sie, Offort?“
    „Ich darf doch mitkommen, Sir?“ fragte der Wachtmeister hastig.
    „No, Sie bleiben hier unten“, erklärte Mervan ruhig. „Sie halten mir den Rücken frei. Ich will sicher sein, daß mir niemand nachschleicht.“
    Der Wachtmeister war gewohnt zu gehorchen. Er stellte keine Frage mehr. Er bezog seinen Posten in einem Winkel neben der Feuerleiter. Aufmerksam sah er zu, wie der Inspektor Sprosse um Sprosse nach oben stieg. Er verursachte kaum ein Geräusch dabei. Obwohl er doch schon ziemlich bei Jahren war, kletterte er gewandt und geschmeidig in die Höhe. Wachtmeister Offort beobachtete ihn, bis er in eine Dachluke eingestiegen war. Dann lehnte er sich an die brüchige Mauer zurück und zündete sich hinter den hohlen Händen eine Zigarette an.
    „Hoffentlich hat er Glück“, murmelte er besorgt. „In diesem Haus scheint mir nicht alles ganz geheuer zu sein. Man spürt die Gefahr förmlich in jedem Nerv.“
    Inspektor Mervan ahnte vorläufig noch nichts von diesen Gefahren. Oder er bemühte sich krampfhaft, diese Ahnung zu verscheuchen. Er nahm seine Stablampe aus der Tasche, verengte den Lichtkegel zu einem winzigen Spalt und leuchtete die Bodenräume ab. Es gab nichts Besonderes zu sehen. Überall lag Gerümpel herum, wie es auf jedem Speicher zu finden ist. Eine hölzerne Stiege führte nach unten in das eigentliche Klubgebäude. Langsam und vorsichtig tappte Inspektor Mervan die Stufen hinunter. Er geriet in den Mansardenflur. Ängstlich vermied er jedes Geräusch. Er schlich wie auf Katzenpfoten. Aus einer Tür zur Rechten fiel matter Lichtschein. Er beugte sich zum Schlüsselloch nieder und lauschte. Zunächst hörte er keinen Laut. Aber dann vernahm er plötzlich ein helles Kichern und den Klang einer gedämpften Männerstimme. Als er durch das Schlüsselloch spähte, sah er einen Frauenkörper, der in den Armen eines bärtigen Riesen lag.
    „Dieser Klub muß verboten werden“, murmelte Inspektor Mervan zwischen den Zähnen. „Ich werde dafür sorgen, daß er noch in dieser Woche vom VI. Dezernat geschlossen wird. Dies ist kein Klub, sondern ein Bordell.“
    Er freute sich, daß er bereits jetzt eine Handhabe besaß, dieses Nest auszuräuchern. Aber mit diesem dürren Ergebnis gab er sich noch nicht zufrieden. Er wollte mehr erfahren. Vorsichtig und wachsam stieg er wieder eine Treppe hinunter. Tief unter ihm lag die feudale Empfangshalle. Rechts und links liefen Galeriegänge nach allen Seiten. Sekundenlang zögerte Inspektor Mervan. Dann verließ er sich auf seinen Instinkt. Er ging nach links, steuerte auf einen langen Wendelgang zu und horchte angestrengt an allen Türen. Irgendwo glaubte er Stimmengemurmel zu vernehmen. Es kam vom Ende des langen Ganges zu ihm her. Kurz entschlossen drückte er die nächste Tür auf, und als sie seinem Druck nachgab, trat er in das dunkle Zimmer ein.
    Vier, fünf Herzschläge lang blieb er regungslos neben der Tür stehen. Dann schaltete er seine Lampe ein. Der dünne Strahl huschte über luxuriöse Möbel, über Hausbars,

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