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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Teetische und breite Diwans.
    „Hier feiern sie scheinbar ihre Orgien“, brummte Inspektor Mervan vor sich hin. „Hier werden ahnungslose Mädchen verführt und verheiratete Frauen zu schamlosen
    Verbrechen erpreßt. So wenigstens sehe ich die Sache an.“
    Nach diesem kurzen Selbstgespräch ging Inspektor Mervan auf eine schmale Verbindungstür zu, die in den Nebenraum führte. Aber diesmal hatte er Glück. Das große Gemach, in das er geriet, lag dunkel und einsam. Es war ähnlich eingerichtet wie das Zimmer, aus dem er kam. Aber nun plötzlich hörte er das Stimmengemurmel laut und deutlich. Es kam aus dem angrenzenden Raum. Er konnte beinahe jedes Wort verstehen. Im gleichen Augenblick entdeckte er, daß das Nebenzimmer nur durch eine schwere Portiere von dem Raum getrennt war, in dem er stand. Günstiger hätte er es nicht treffen können. Er löschte die Lampe, huschte an den prächtigen Samtvorhang heran und verbarg sich zwischen den schweren Falten. Mit einer Hand raffte er den glatten Stoff etwas zur Seite. Es entstand ein winziges Guckloch. Aber so klein dieser Spalt auch war, konnte Inspektor Mervan doch die Mitte des kleinen Zimmers genau erkennen. Er sah einen langen Tisch, an dem vier gutgekleidete Herren saßen. Den einen mit der spiegelnden Glatze und dem knochigen Totenschädel erkannte er auf den ersten Blick. Es war Antony Fingal. Er hielt eine längere Rede. „Die Haviland-Werke“, murmelte er, „stellen in der Hauptwerft, die gleich neben der Toreinfahrt gelegen ist, seit einem halben Jahr Atomraketen her. Es dürfte uns nicht schwerfallen, diese Werfthalle mit einer kleinen Bombe in die Luft zu jagen. Fragt sich nur, wie wir in dies Fabrikgelände Einlaß bekommen werden. Seit kurzem sind die Werke hermetisch abgeriegelt. Man muß drei Schranken passieren, bis man die eigentliche Toreinfahrt hinter sich hat . . .“
    Inspektor Mervan nahm jedes Wort begierig in sich auf.
    Daher weht also der Wind, dachte er mit einem tiefen Atemzug. Nun wird mir vieles klar. Ich glaube, daß ich diesem widerlichen Glatzkopf schon morgen die Handschellen verpassen kann. Er braucht nur noch ein Weilchen zu reden . . .
    In diesem Augenblick passierte Inspektor Mervan ein verhängnisvolles Mißgeschick. Er stieß mit der Lampe an eine riesige Blumenvase, die auf einer breiten Zierleiste stand. Es gab einen hellen, klirrenden Ton.
    Augenblicklich verstummten die Worte im Nebenraum. Eine volle Minute lang herrschte tiefstes Schweigen. Dann endlich fragte Antony Fingal mit rauer Stimme:
    „He, habt ihr nichts gehört?“
    Er war plötzlich so nervös, daß er gar nicht auf eine Antwort wartete. Breit und wuchtig stampfte er auf die Samtportiere zu. In seinen Augen flackerten gelbe Funken der Feigheit, Angst und Unsicherheit. Mit fahrigen Händen fingerte er an den schweren Samtfalten herum. Auch für Inspektor Mervan bedeuteten diese wenigen Sekunden eine harte Nervenprobe. Was tun, fragten seine aufgescheuchten Nerven. Soll ich ihm den Durchsuchungsbefehl unter die Nase halten? Dann bliebe ich auf jeden Fall sicher und unangetastet. Aber ich würde auch nichts mehr erfahren von ihnen. Sie würden vielleicht in Zukunft an einem anderen Ort tagen und ich müßte wieder ganz von vorne anfangen. Da ist es schon besser, wenn ich . . .
    Er verbarg sich mit einem langen Satz hinter einem mächtigen Eckschrank und wartete in nervöser Ungeduld darauf, was nun geschehen würde. Helles Licht flammte in dem großen Raum auf. Es kroch in alle Ecken. Es verscheuchte die letzten Schatten. Es tauchte auch den Winkel hinter dem Schrank in unbarmherziges Licht.
    Diesmal haben sie mich, dachte Inspektor Mervan entmutigt. Dieses Abenteuer hat so gut angefangen, und nun endet es mit einem solchen Fiasko. Von seiner Ecke aus konnte er ganz deutlich Antony Fingal sehen, der nun in der Mitte des Zimmers stand und lauernd nach allen Seiten spähte. Seine Blicke tasteten argwöhnisch die Nische neben dem Eckschrank ab. Inspektor Mervan kroch beinahe in die Wand hinein. Er machte sich so schmal wie möglich. Und dennoch hatte er das unbehagliche Gefühl, daß er entdeckt worden sei. Seine Augen klebten buchstäblich an dem undurchdringlichen Gesicht Antony Fingals. Warum zuckte dieser Teufel mit keiner Miene? Warum gab er nicht zu erkennen, daß er den heimlichen Lauscher entdeckt hatte? Warum sprach er plötzlich kein Wort mehr? Was bezweckte er mit diesem raffinierten Trick? Staunend und ungläubig sah Inspektor Mervan, daß der

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