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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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entfernt.
    „Ich werde hineingehen“, knirschte Philip Cantrell zwischen den Zähnen. „Ein einziges Mal wenigstens möchte ich sie auf frischer Tat ertappen. Sie wird dann nicht mehr wagen, mir ins Gesicht zu lügen.“
    Allan Raymond mußte ihn gewaltsam zurückhalten, um eine unverzeihliche Torheit zu verhüten.
    „So bleib doch hier, zum Donnerwetter“, fuhr er den anderen an. „Du wirst noch nicht einmal ins Haus kommen. Glaubst du, die beiden lassen alle Türen offenstehen?“
    Philip Cantrell stierte wie ein Irrer durch die Windschutzscheibe. Sein Atem ging rasch und pfeifend. Er hatte alle Beherrschung verloren.
    „Ich muß es wissen“, keuchte er. „Ich möchte mit meinen eigenen Augen sehen, wie sie mich betrügt. Morgen früh, wenn sie nach Hause zurückkehrt, wird sie vor verschlossenen Türen stehen.“
    Als er keine Antwort bekam, fuhr er wütend fort: „Was soll ich hier in deinem verdammten Wagen? Während ich hier sitze, wird sie drinnen diesem Lümmel um den Hals fallen und sich für ein paar Scheine verkaufen. Ich werde . . .“
    „Du wirst hier bleiben“, befahl Allan Raymond schroff. „Wenigstens noch zehn Minuten. Dann kannst du meinetwegen in das Haus gehen. Ich werde dich begleiten.“
    Sie warteten. Sie zählten die Minuten. Sie blickten unablässig auf das einsame Haus. Wachsam starrten sie auf die beiden erleuchteten Fenster im Erdgeschoß.
    „Was war das?“ fragte Philip Cantrell plötzlich. Sie hatten beide das Gefühl, als sei das Gartentor ins Schloß gefallen. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubten sie auch einen flüchtigen Schatten zu sehen. Aber sicher hatten sie sich getäuscht. Die Lichter im Erdgeschoß brannten so hell wie zuvor. Das einsame Haus lag schweigsam in der Nacht.
    „Ich gehe jetzt“, raunte Philip Cantrell ungeduldig. „Wenn du nicht mitkommst, gehe ich allein. Ich halte es hier nicht mehr aus!“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, riß er den Schlag auf und trat ins Dunkel hinaus. Hastig ging er auf die Gartenpforte zu. Als er sie öffnete, stand Allan Raymond hinter ihm. Zusammen schritten sie in den Garten hinein. Kurz nachher hatten sie die Haustür erreicht. Sie war nicht versperrt. Sie gab schon beim ersten Druck nach. Lautlos öffnete sie sich vor den beiden Besuchern.
    „Verstehtst du das?“ fragte Philip Cantrell mit hervorquellenden Augen. „He, verstehst du das?“
    Allan Raymond ersparte sich die Antwort. Er stieß die Tür auf, daß sie bis zur Wand zurückschwang und trat in den stillen Korridor ein. Während er sich noch forschend umblickte, hatte Philip Cantrell schon die erste Tür zur Rechten aufgerissen. Sein Instinkt hatte ihn richtig geführt. Es war das Zimmer, dessen Lichter sie von der Straße aus gesehen hatten. Auch jetzt brannte dieses Licht noch. Der mächtige Kerzenlüster, der unter der Decke hing, erfüllte den ganzen Raum mit festlicher Helligkeit. Philip Cantrell stand unter der Tür und stierte wie ein Betrunkener auf das breite Ruhesofa hin.
    „Also doch!“ murmelte er zwischen den Zähnen. „Ein Blinder kann sehen, was hier im Gange ist.“
    Seine Nerven begannen schmerzhaft zu vibrieren, als er sah, daß Linda nur halb bekleidet war. Ihre Bluse war auf gerissen, als hätte ihr die Leidenschaft keine Zeit mehr gegönnt, die Knöpfe ordentlich zu lösen. Ihr Gesicht war rot und fleckig, als hätten es eben noch heiße Küsse bedeckt. Die Hände lagen verschränkt über der vollen Brust. Wie von Sinnen stürzte Philip auf sie zu.
    „Du Schlampe!“ schrie er mit überkippender Stimme. „Mich hast du wohl am letzten zu sehen erwartet, wie? Wo steckt denn dein sauberer Freund? Ich möchte endlich den Kerl sehen, mit dem du deine Nächte verbringst!“
    Er trat zu ihr hin, riß ihr die Hände von der Brust und zerrte sie hoch. In diesem Augenblick merkte er, daß sie tot war. Der jähe Schreck machte ihn stumm. Er brachte kein Wort über die Lippen. Entgeistert starrte er in das verfallene Totenantlitz. Die Augen, die ihm noch gestern so höhnisch ins Gesicht geblickt hatten, waren für immer geschlossen. Als er den schlaffen Körper entsetzt losließ, sank er haltlos an die Wand zurück. Die Arme fielen schlaff nach unten. Der Kopf sank zur Seite. Die blonden Haare krochen wie träge Schlangen über die Kissen. Jetzt erst entdeckte Philip Cantrell die gelbe Seidenschnur, die um den Hals der Toten lief. Darunter entdeckte er zerschundene Haut und einen dunkelroten Striemen.
    „Hallo, Allan!“ rief er in

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