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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hundert Schritte entfernt“, sagte Esther Valley. „Wir hätten bequem zu Fuß gehen können.“
    Der elegante Wagen brauchte nur wenige Sekunden für die kurze Strecke. Dann hielt er vor einem grauen, niedrigen Gebäude an.
    „Hier wohne ich“, sagte Esther Valley spöttisch. „Elegantes Haus, wie? Ich habe es von einem alten Onkel geerbt, der hier eine kleine Schusterei betrieb.“
    Thomas Cook blickte schweigsam vor sich hin. Warum war er eigentlich schon aufgebrochen ? Was wollte er denn zu Hause? Sollte er sich die ganze Nacht mit Selbstvorwürfen quälen? Er warf einen scheuen Blick auf das Mädchen. „Kann ich nicht bei dir bleiben?“ fragte er mit gesenktem Blick.
    „Warum nicht“, meinte Esther Valley mit leichtfertigem Lächeln. „Hier ist Platz genug für uns beide. Komm herein!“
    Thomas Cook folgte ihr zögernd in die Wohnung. Sie war besser eingerichtet als er erwartet hatte. Im Wohnzimmer standen bequeme Polstersessel und ein breiter Diwan. Es gab auch ein Fernsehgerät, einen Musikschrank und eine kleine Hausbar.
    „Das sind Geschenke von früheren Verehrern“, erklärte Esther offenherzig. „Sie haben sich nicht lumpen lassen. Wie steht es mit dir? Hast du nicht auch eine kleine Gabe anzubieten? Dafür verspreche ich dir auch, daß du bis zum Morgen hier wie Adam im Paradies leben . . .“
    Thomas Cook machte ein säuerliches Gesicht. Er zog seine Brieftasche und nahm mit spitzen Fingern ein paar große Scheine heraus.
    „Sind da die Getränke mit inbegriffen?“ fragte er peinlich berührt.
    „Sicher, Darling“, schäkerte Esther Valley und ging ihm kokett über den Bart. „Du kannst trinken was du willst. Leider habe ich nur Whisky im Hause. Ist es dir recht?“
    Ja, es war Thomas Cook recht. Er drückte sich in eine Ecke des breiten Diwans, stellte die bauchige Flasche vor sich auf den Rauchtisch und füllte ein Glas um das andere. Er sehnte sich nach Vergessen. Er hatte Verlangen nach einem Rausch, der alle Gedanken lähmte. Er wollte nichts anderes als ein paar Stunden lang frei von allen Seelenqualen sein. So bemerkte er auch kaum, daß ihm Esther eine private
    Modenschau vorführte und ihm das Neueste auf dem Perlonmarkt zeigte. Aber Thomas Cook hatte keinen Blick dafür.
    „Na, was ist denn mit dir?“ fragte Esther Valley ärgerlich. „Bist du nun ein Mann, oder hast du Fischblut in den Adern? So etwas habe ich denn doch noch nicht erlebt. Wofür hast du mir denn so viel Geld gegeben ?“
    Thomas Cook wollte sich erheben, aber er war schon viel zu betrunken. Schwankend fiel er in die Polster zurück. „So ist es gut“, lallte er schleppend. „So habe ich es mir gewünscht. Jetzt ist mein Hirn so leer wie ich es brauche.“
    Er streckte sich lang auf dem Sofa aus und vergrub das Gesicht in den Kissen. Es war angenehm warm im Zimmer. Er dämmerte in einen leichten Halbschlaf hinüber.
    „Na, so etwas“, murmelte Esther Valley kopfschüttelnd und trat in das angrenzende Schlafzimmer hinaus. „Man lernt doch nie aus. Da kommt dieser Mensch hierher und will sich bei mir ausschlafen. Das hätte er zu Hause bequemer haben können.“
    Sie ließ die Verbindungstür offen stehen und kleidete sich aus. Als sie vom Sofa her schnarchende Atemzüge hörte, löschte sie das Licht und ging zu Bett. Sie lag eine ganze Weile wach. Sie dachte über die Männer nach und über Thomas Cook im besonderen; und kam schließlich zu dem Ergebnis, daß es der seltsamste Abend war, den sie je erlebt hatte. Kurz nach Mitternacht schlief sie ein. Eine Stunde später war sie bereits wieder wach. Sie wußte nicht, was sie geweckt hatte. Sie hatte die vage Erinnerung, daß eine Tür ins Schloß gefallen war. Hatte nicht auch Thomas Cook nach ihr gerufen? „Hallo?“ rief sie leise. „Was ist?“
    Sie bekam keine Antwort. Im Nebenzimmer blieb alles still. Thomas Cook rührte sich nicht. Sie hörte ihn nicht einmal atmen. Seltsam! Sie hätte schwören können, daß sie von einem lauten Geräusch wach geworden war. Hatte sich Thomas Cook etwa heimlich entfernt? War er davongelaufen? Sie stand auf, warf ihren Morgenmantel über und schlüpfte in ihre zierlichen Pantoffeln. Dann machte sie in beiden Zimmern Licht und ging langsam auf das Sofa zu. Thomas Cook lag noch immer so da, wie sie ihn verlassen hatte. Zwei seidene Kissen bedeckten sein Gesicht. Er hatte sich tief hineingewühlt. Der Körper war merkwürdig reglos. Kein Atemzug straffte die Brust.
    In einer seltsamen Ahnung trat Esther Valley

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