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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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„Alles noch beim alten? Ich suche Guy Hamper. Wo steckt er?“
    „Draußen bei seinen Freunden“, brummte die dürre Bohnenstange. „Soll ich ihn rufen?“
    „Ja, tu das! Und schenk mir inzwischen einen Schnaps ein. Ich brauche was für die Nerven.“
    Er stürzte hastig den Alkohol hinunter und schenkte sein Glas noch dreimal nach. Dann sank er müde auf den nächsten Stuhl.
    „Was ist?“ fragte eine krächzende Stimme neben ihm. „Was wollen Sie von mir?“
    „Ich habe einen neuen Auftrag für Sie“, gab Antony Fingal leise zurück. Er zählte ein paar Scheine auf die Tischplatte und schob sie dem anderen in die Hände.
    „Das reicht doch, wie?“
    „Legen Sie noch zwei Scheine dazu“, krächzte Guy Hamper. „Dann werde ich so ziemlich alles tun, was Sie von mir verlangen.“

    10

    Die Freunde Antony Fingals saßen um diese Zeit noch immer im Beratungszimmer des Klubgebäudes. Thomas Cook war es, der nun das Wort führte. Er faßte die anderen scharf ins Auge.
    „Ich weiß nicht, ob ich euch vertrauen kann“, murmelte er achselzuckend. „Wäre das der Fall, so wüßte ich schon, was wir zu tun hätten. Aber bisher war es so, daß ein unbedachtes Wort den Tod bedeuten konnte. Das Schicksal Dora Gibbons und Linda Cantrells hat mich gewarnt.“
    „Est ist so“, flüsterte Edward Fann ängstlich. „Wir müssen vorsichtig sein. Antony Fingal hat seine Lauscher überall. Sicher läßt er uns auch jetzt beobachten. Schlage vor, daß wir uns morgen am neutralen Ort treffen. Dann können wir offener miteinander reden.“
    Sie einigten sich auf ein kleines Cafe am Madras Via- duct. Damit war ihre Besprechung zu Ende. Während Randolf Acton und Edward Fann das Gebäude verließen, um nach Hause zu gehen, blieb Thomas Cook weiterhin im Klub. Er sehnte sich nach Zerstreuung und lauter Gesellschaft. Er wollte sich betäuben. Er wollte die Angst vor der Polizei vergessen. Auch die Furcht vor Antony Fingal. Für seine Stimmung war Alkohol das einzig Richtige. Er schlenderte in die luxuriöse Klubbar hinüber, zog einen Hocker an die verchromte Theke und ließ sich darauf nieder.
    Seine Blicke wanderten durch den intimen Raum. Überall saßen die kleinen Mädchen herum, die ein böser Wind in diese Bar geweht hatte. Sie alle hatten schon mehr Verbrechen und Laster gesehen als gut war. Und obwohl sie meist noch jung an Jahren waren, standen sie in ihren Erfahrungen keiner Kuppelmutter nach. Thomas Cook blickte sich suchend um.
    „Hallo, Esther!“ rief er dann lächelnd zu einem Tisch hinüber. „Wie wärs mit einem Drink?“
    Er brauchte nicht zweimal zu bitten. Esther Valley ließ sich schon im nächsten Moment auf dem Hocker neben ihm nieder. Sie war ein apartes Geschöpf mit blauschwarzen Haaren und gelblich getöntem Teint. Ihre Wiege mußte in einem Zigeunerwagen gestanden haben. Auch ihr Temperament bestätigte diese Annahme. Sie war heiß und leidenschaftlich und sehr begehrenswert. „Was soll’s?“ fragte sie mit verschleierter Stimme. „Ist’s nur für eine Stunde? Oder für die ganze Nacht?“
    An anderen Tagen hätte sich Thomas Cook solch leichtfertige Worte verbeten. Er war viel zu gut erzogen, um solch frivoles Geplapper zu dulden. Aber an diesem Abend war er froh, eine nette Partnerin gefunden zu haben. Er wollte nicht allein sein. Er fürchtete sich vor der Einsamkeit. Deshalb hatte er auch nichts dagegen, als Esther Valley sich ziemlich eng an ihn schmiegte und ihm verliebte Worte ins Ohr flüsterte. Sie trank schnell und hastig. Die Barfrau kam kaum mit dem Einschenken nach. Esther Valley konnte einfach kein volles Glas sehen.
    „Wollen wir tanzen?“ fragte sie nach einer Weile.
    Thomas Cook musterte heimlich ihren biegsamen Körper, in dem so viel Rasse und Leidenschaft wohnte. Er hätte sie gern in die Arme genommen und über das Parkett geführt. Aber er war einfach zu müde dazu. Die Nervenanspannung der letzten Stunde hatte ihn völlig zermürbt. „Wir wollen gehen“, sagte er tonlos. „Ich habe meinen Wagen dabei. Ich werde dich heimbringen.“
    Esther Valley verzog schmollend die Lippen. Sie wäre gern noch geblieben. Ihr gefiel es so. Sie verlangte nicht mehr vom Leben, als einen guten Tropfen und ein paar knisternde Scheine zwischen den Fingern. „Wollen wir wirklich schon nach Hause?“ fragte sie ungläubig.
    Thomas Cook nickte. Er führte sie auf die Straße hinab und brachte sie zuvorkommend in seinem Wagen unter. „Wohin?“ fragte er dann.
    „Ich wohne keine

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