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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erbärmliche Welt überhaupt noch zu ertragen.“
    Allan Raymond schob mit einer brüsken Bewegung die Flaschen und Gläser beiseite.
    „Nun ist aber Schluß“, zischte er scharf. „Reiß dich doch endlich zusammen. Du weißt jetzt, daß du deine Frau ganz zu Unrecht verdächtigt hast. Sie hätte eher dein Mitleid als deine Verachtung verdient. Sie wurde erpreßt und gequält und gefoltert. Hättest du ihr mal ein gutes Wort gegönnt, dann wäre vielleicht alles anders gekommen.“
    „Sprich nur weiter“, brummte Philip Cantreil mit stieren Blicken. „Ich bin an allem schuld, wie? Habe ich sie vielleicht in den Klub geschickt? Bin etwa ich schuld an ihrem Tod?“
    „Du hast die Pflicht, nach ihrem Mörder zu suchen“, sagte Allan Raymond ernst. „Es ist deine verdammte Schuldigkeit. Ich werde dich gerne darin unterstützen. Komm mit!“
    „Wohin?“ fragte Philip Cantrell widerstrebend.
    „Das erkläre ich dir später. Los, steh auf!“
    Philip Cantrell versuchte es. Er mühte sich ehrlich und rechtschaffen, auf die Beine zu kommen. Aber er sackte immer wieder schwer auf den Stuhl zurück. Er hatte einen Rausch, daß er die Welt nicht mehr kannte.
    „Na, dann muß es eben auch ohne dich gehen“, sagte Allan Raymond ärgerlich. „Ich werde jedenfalls alles tun, um den Mörder Lindas zur Strecke zu bringen.“ Er nahm seine Aufgabe wirklich ernst. Er fuhr mit seinem Wagen nach Poplar hinüber und stellte ihn dicht hinter dem Ruskin Wall ab. Dann ging er langsam auf das düstere Haus zu, das den Orchideen-Klub hinter seinen schwarzen Mauern beherbergte.
    Zwei, dreimal ging er an der verwitterten Fassade entlang, um einen günstigen Weg auszuspähen, der ihn in das Gebäude führte. Achselzuckend gab er schließlich sein Vorhaben auf. Es war unmöglich, von dieser Seite aus in das Haus zu kommen Er ging bis zur nächsten Toreinfahrt, trat in den dunklen Hinterhof ein und betrachtete forschend die Rückfront des hohen Gebäudes.
    „Hier ist es günstiger“, murmelte er halblaut. „Ich werde durch ein Fenster einsteigen. Wenn ich nicht gerade einem Klubdiener in die Hände laufe, kann mein Plan ohne weiteres gelingen.“
    Er wußte genau, auf welch gefährliches Vorhaben er sich da einließ. Er hatte von dem Tod Inspektor Mervans gelesen. Er wußte, daß man ihn zerschmettert in diesem Hof gefunden hatte. Aber er ließ sich nicht durch böse Vorahnungen umstimmen. Er blieb bei seinem Plan. Hätte er allerdings gewußt, daß man ihn jetzt schon beobachtete, so wäre er sicher auf der Stelle umgekehrt. Aber da er von dem lauernden Augenpaar keine Ahnung hatte, lief er blindlings in die Falle. Zunächst ging alles glatt und reibungslos. Er drückte ein Fenster im Erdgeschoß ein, schwang sich über das blecherne Sims und landete wohlbehalten in einem Seitenflur. Es herrschte bläuliches Dämmerlicht zwischen den hohen Wänden. Vorne am Aufgang der Seitentreppe brannte eine Lampe. Sie erhellte seinen Weg. Er fand sich mühelos zurecht. Als er sich davon überzeugt hatte, daß die Luft rein war, stieg er geschmeidig und katzengewandt nach oben. Bisher war er niemandem begegnet. Das große Haus schien völlig ausgestorben. Obwohl er an allen Türen lauschte, hörte er nirgends einen Laut. Erst im Galeriegang hatte er Glück. Nun plötzlich hörte er Stimmengemurmel. Es kam aus einem Zimmer zur Rechten. Ein paar Sekunden lang überlegte Allan Raymond. Dann tat er genau das, was vor ihm schon Inspektor Mervan gemacht hatte: Er öffnete die nächste Tür und huschte lautlos in das dunkle Zimmer hinein. Ein paar Atemzüge lang blieb er regungslos neben der Tür stehen. Dann knipste er sein Feuerzeug an. Der flackernde Schein huschte über Ruhesofas, über Bartische und weiche Teppiche. Das Stimmengemurmel war nun etwas deutlicher zu hören. Aber es kam aus dem nächsten Raum. Es war weiter entfernt.
    Allan Raymond horchte nicht auf das stürmische Klopfen seines Herzens. Er überhörte auch die Warnungen, die ihm die überreizten Nerven zuflüsterten. Er drückte die Tür zum Nebenraum auf und huschte geräuschlos über die Schwelle.
    Durch einen schweren Samtvorhang sah er einen dünnen Lichtstrahl fallen. Er horchte. Das Stimmengemurmel war nun greifbar nahe. Er konnte jedes Wort unterscheiden. Auf leisen Sohlen pirschte er sich an die Portiere heran und verbarg sich zwischen den Falten. Gespannt horchte er auf jedes Wort. Es war Antony Fingal, der gerade sprach. „Warum wollt ihr ausgerechnet mich für den Tod

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