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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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stand ein halbvolles Bierglas und eine angebrochene Schnapsflasche. Auf der groben Tischplatte schwamm eine braune Lache. „Guten Abend, Mr. Cantrell“, grüßte Morry höflich. „Denke, Sie sollten für heute Schluß machen. Soll ich Sie nach Hause begleiten?“
    „Was soll ich da?“ brummte Philip Cantreil widerspenstig. „Kein Mensch wartet auf mich. Ich habe es satt, die nackten Wände anzuglotzen.“
    „Trotzdem“, meinte Morry sanftmütig. „Trotzdem sollten Sie sich etwas zusammenreißen, Mr. Cantrell! Ich hörte, Sie haben Ihre Stellung verloren. Wohin soll denn dieses Leben führen?“
    „Lassen Sie mich zufrieden“, murmelte Philip Cantrell dumpf. „Wen schert es denn etwas, wenn ich hier vor die Hunde gehe? Ich habe auf niemanden aufzupassen.“
    „Sie hatten eine Frau, die eines unnatürlichen Todes starb“, sagte der Kommissar eindringlich. „Es muß Sie doch interessieren, ob wir den Mörder fassen oder nicht. Beteiligen Sie sich an unseren Nachforschungen. Das würde Ihrem Leben gleich wieder Inhalt geben.“
    Philip Cantrell döste schläfrig vor sich hin. Der viele Alkohol lähmte sein Gehirn. Er verstand nur jedes dritte Wort. Sein Kopf sank immer tiefer über die Tischplatte.
    Kommissar Morry rüttelte ihn derb an den Schultern. „Wachen Sie doch endlich auf, Mensch“, knurrte er ungeduldig. „Hören Sie auf das, was ich Ihnen jetzt erzähle. Es sieht so aus, als hätten Sie Ihre Frau völlig unberechtigt für ein leichtfertiges Geschöpf gehalten. He, begreifen Sie nicht? Viel wahrscheinlicher ist es, daß Ihre Gattin das Opfer einer schamlosen Erpressung wurde. Man hat sie in diesen Klub gelockt und dort allmählich mürbe gemacht. Beweisen kann ich das freilich nicht. Aber ich hoffe, daß ich Ihnen schon in ein paar Wochen die volle Wahrheit sagen kann.“
    Philip Cantrell hob das schlaffe, aufgedunsene Trinkergesicht. „Mein Freund“, lallte er, „mein Freund Allan Raymond hat die gleiche Ansicht wie Sie, Sir. Er meint auch, daß Linda unschuldig war. Er will ihren Tod rächen, hat er gesagt. Er wird so lange nach ihrem Mörder forschen, bis er ihn findet.“
    „Und Sie?“ fragte Morry vorwurfsvoll. „Sie lassen ihn wohl die ganze Arbeit allein verrichten? Warum beteiligen Sie sich nicht an seinen Nachforschungen?“ „Ich bin zu dumm dazu“, brummte Cantrell schwerfällig. „Ich stünde ihm nur im Wege. Man kann mich nicht einmal in meinem Büro gebrauchen. Ich glaube, ich habe meinen ganzen Verstand vertrunken.“
    „Das muß anders werden“, redete Morry begütigend auf ihn ein. „Nehmen Sie sich ein Ziel vor! Unterstützen Sie Ihren Freund! Helfen Sie der Polizei! Dann wird Ihre Zukunft viel sinnvoller werden.“ Es gelang ihm tatsächlich, Philip Cantreil aus der Wirtschaft zu lotsen und wohlbehalten in seine Wohnung zu schaffen. Nach dieser mühevollen Arbeit kehrte der Kommissar zu seinem Dienstwagen zurück und fuhr ins Hafenviertel nach Poplar hinüber.

    *

    Um die gleiche Zeit saß Antony Fingal im Beratungszimmer des Orchideen-Klubs mit seinen engsten Freunden zusammen. Da waren Thomas Cook, Randolf Acton und Edward Fann, die gespannt auf seine Worte lauschten. Sie alle stammten aus ersten Häusern und hätten es nicht nötig gehabt, ihre Hände in schmutzige Geschäfte zu stecken. Aber sie alle waren verstrickt in das ausweglose Netz der Erpressung.
    „Ich glaube“, murmelte Antony Fingal gedämpft, „daß unsere Auftraggeber jetzt eine Weile Ruhe geben. Wir werden uns in einer längeren Atempause erholen können. Der Anschlag auf die Raketenwerft der Haviland Werke war saubere Arbeit. Ich habe eine offizielle Belobigung bekommen. Außerdem eine Menge Geld, Schätze, wir können zufrieden sein.“
    Verstohlen musterte er die Gesichter seiner Freunde. Sie blieben verschlossen und düster. Niemand sagte ein Wort. In drei Augenpaaren versteckten sich Angst und ratlose Unsicherheit. „Was habt ihr denn?“ fragte Antony Fingal polternd. „Gibt es etwas an meiner Arbeit auszusetzen ? Oder wollt ihr plötzlich nicht mehr mitmachen?“
    „Ja, das ist es“, murmelte Thomas Cook mit belegter Stimme. „Wir haben keine Freude mehr an diesem dreckigen Geschäft. Hätte ich von allem Anfang an gewußt, wohin dieser Weg führt, so wäre ich nie in den Klub eingetreten.“
    „Und ihr?“ fragte Antony Fingal lauernd. „Seid ihr der gleichen Ansicht?“
    Edward Fann und Randolph Acton nickten. „Du kannst auch die anderen fragen“, meinte Edward Fann mit

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