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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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näher. Sie war plötzlich hellwach. Ein kaltes Frösteln jagte über ihren Rücken. Sie warf hastig die Kissen zur Seite und beugte sich zu Thomas Cook nieder. Sein Gesicht war wächsern und blutleer. Die halboffenen Augen stierten sie stumpf und ausdruckslos an. Zuerst glaubte sie, er sei noch immer sinnlos betrunken. Aber dann sah sie plötzlich die gelbe Seidenschnur, die um seinen Hals lief. Darunter war die Haut zerschunden und rot gefärbt. Entsetzt stierte Esther Valley in das Gesicht des Toten. Ein paar Herzschläge lang war sie unfähig, sich zu bewegen. Der Schreck preßte ihr Herz zusammen wie eine rohe Faust. Die unheimliche Atmosphäre, die über dem Totenlager schwebte, lähmte ihr ganzes Denken. Dann aber wandte sie sich ruckartig von dem Ort des Grauens ab und stürzte, wie von Furien gehetzt, aus dem Zimmer. Sie wußte nicht, wie sie auf die Straße kam. Ihre Füße berührten kaum den Boden. Mechanisch wie eine aufgezogene Puppe lief sie über den Gehsteig. Dann stand sie plötzlich vor einer Polizeistreife. Die beiden Uniformierten musterten sie verwundert. Sie sahen kopfschüttelnd auf ihren dünnen Morgenmantel und das seidene Nachthemd, das darunter hervorschaute.
    „Was ist denn mit Ihnen los?“ fragten sie wie aus einem Mund. Esther Valley schrie in abgerissenen Worten ihre Angst und ihr Entsetzen heraus. Die Sätze brachen rau und heiser von ihren Lippen.
    „Sie müssen mir glauben“, flehte sie mit Tränen in den Augen. „Ich ahnte nicht das Geringste von dieser Schreckenstat. Ich schlief nebenan im Zimmer. Und als ich dann erwachte, sah ich ihn tot auf dem Sofa liegen. Man hat ihn erwürgt . . . mit einer gelben Seidenschnur . .
    Die beiden Bobbies machten ungläubige Augen. Sie zögerten eine Weile, aber dann folgten sie Esther Valley doch in das Haus. Als sie in das Wohnzimmer traten, machten sie einen scheuen Bogen um das Sofa, um keine Spuren zu verwischen.
    Sie sahen auf den ersten Blick, was hier geschehen war. Der Hauch eines teuflischen Verbrechens lag noch immer schwer und düster über der Szene. Der gräßliche Anblick des Toten war nur schwer zu ertragen.
    „Was nun?“ fragte Esther Valley schluchzend. „Was soll denn nun geschehen? Ich werde keine Nacht mehr in dieser Wohnung schlafen. Ich ziehe noch heute aus.“
    „Wie kommt denn dieser Mann überhaupt hierher?“ wollten die Konstabler wissen. „Ist es Ihr Freund? Ober betreiben Sie ein öffentliches Gewerbe?“
    Esther Valley schlug schamhaft den Blick zu Boden. „Es ist Thomas Cook“, sagte sie mit zuckenden Lippen. „Er ist Mitglied im Orchideen Klub, genauso wie ich . . .“
    „Im Orchideen Klub?“ Die Konstabler pfiffen leise durch die Zähne. „Das ist natürlich etwas anderes, Madam! Dieser Klub macht in letzter Zeit auffällig von sich reden. Es wird Zeit, daß man dort einmal aufräumt.“
    Ein paar Sekunden lang tuschelten die beiden Bobbies leise miteinander, dann ging einer von ihnen weg, um die Mordkommission anzurufen. Der andere blieb bei Esther Valley im Zimmer. Er setzte sich an die Tür und nahm den Helm ab. Ihm war heiß. Schweratmend starrte er zu dem Toten hinüber. Esther Valley kleidete sich inzwischen draußen im Schlafzimmer an. Man hörte deutlich ihre ruhelosen Schritte. Sie waren das einzige Geräusch in dem stillen Haus. „Muß ich denn hierbleiben?“ fragte sie mit bebender Stimme. „Ich halte es nicht mehr aus zwischen diesen Mauern. Ich möchte weg . . .“
    „Sie bleiben!“ befahl der Konstabler in dienstlicher Strenge. „Sie werden nachher der Mordkommission Rede und Antwort stehen müssen. Überlegen Sie sich einstweilen, was Sie sagen wollen.“
    Esther Valley wagte sich nicht mehr in das Wohnzimmer herein. Krampfhaft blickte sie an dem Wohnzimmer vorüber. Sie zitterte wie im Schüttelfrost. Von ihrer früheren Leichtfertigkeit war nichts mehr zu bemerken. Blaß und hinfällig ging sie in den Korridor hinaus, als die Beamten der Mordkommission eintrafen. Sie wich scheu zurück, als sie Kommissar Morry und Wachtmeister Offort erkannte. Furchtsam blickte sie ihnen entgegen. Fünf, sechs Minuten lang ließ man sie allein. Dann kam der Kommissar zu ihr heraus, um ein paar Fragen an sie zu stellen. Wachtmeister Offort befand sich an seiner Seite.
    „Erzählen Sie“, sagte Morry in freundlichem Ton. „Sagen Sie die Wahrheit, Miß Valley! Wie war das also ?“
    Zum zweiten Mal berichtete Esther Valley ihr schreckliches Erlebnis. Sie hatte ihre Fassung noch immer nicht

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