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Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Titel: Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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andere gelegt. Ihre Hände lagen ruhig im Schoß.
    „Sie kannten Miß Hopkins gut?" fragte der Kommissar.
    „O ja ... sie hat mich ein wenig protegiert. Ich verdanke ihr viel. Ohne Julias Hilfe wäre es mir kaum möglich gewesen, so rasch gute Rollen zu bekommen. Ich bin das jüngste weibliche Mitglied des Theaters, und im Verhältnis zum Stand meiner Ausbildung hatte ich schon ausgezeichnete Möglichkeiten, mein Können zu demonstrieren. Die Ophelia zum Beispiel..."
    „Vielen Dank, Miß Craftfield. Ich habe die Programme studiert und weiß, daß Sie häufig eingesetzt wurden. Darf ich erfahren, was Sie Miß Hopkins als Gegenleistung für ihr Entgegenkommen bieten mußten?"
    „Als Gegenleistung?" staunte das Mädchen.
    „Machen wir uns doch nichts vor", meinte der Inspektor. „Miß Hopkins war kein Mensch, der sich von menschlichen Sympathien oder künstlerischen Einsichten leiten ließ. Wenn sie jemandem einen Gefallen tat, so erwartete sie dafür einen Beweis der Erkenntlichkeit. Habe ich recht?"
    Monika Craftfield zögerte einen Augenblick, dann warf sie stolz den Kopf zurück und erwiderte: „Nichts im Leben ist umsonst, das war ein Wahlspruch von Julia, den sie immer im Munde führte. Es stimmt, daß sie eine Egoistin war. Aber das war doch nur ein Teil ihres Wesens. Am Theater war sie Regieassistentin, und in dieser Eigenschaft gehörte es zu ihren Aufgaben, eine möglichst vollkommene und harmonische Besetzung der kleineren Rollen vorzunehmen. Wenn sie diese Aufgabe vernachlässigt hätte, wären die katastrophalen Folgen auf sie selbst zurückgefallen. Sie bevorzugte mich nicht, weil ich Monika Craftfield heiße, sondern weil sie von meinem Talent überzeugt war.“
    „Das hörte sich sehr schön an. Lassen wir es zunächst dabei. Wie beurteilen Sie übrigens Miß Hopkins' Onkel?"
    „Mr. Carter? Er ist ein ziemlich abstoßender und häßlicher Mann. Ich kann ihn nicht leiden."
    „Waren Sie oft in seinem Haus?"
    „Höchstens fünf- oder sechsmal."
    „Ist das nicht ein bißchen häufig, wenn man berücksichtigt, daß Sie ihn abstoßend und häßlich fanden?"
    Monika errötete. „Ach, wissen Sie . .. zuerst hielt ich ihn für ganz nett. Er kann ja wirklich reizend sein. Bei ihm war auch immer etwas los. Nette Gäste, gute Drinks ... Zu Hause darf ich nämlich keinen Alkohol trinken. . . und viel Stimmung. Aber dann wurde er eines Tages sehr aufdringlich... und von da an blieb ich weg."
    „Drängte er Sie, wiederzukommen?"
    „Ja, natürlich. Er hat» einige Male angerufen. Monika wünschte auch, daß ich ihn erneut besuche. Da habe ich ihr gestanden, was passiert ist und ..."
    Monika verschluckte sich. Ihr waren einige Worte über die Lippen gerutscht, deren Bedeutung nicht mißverstanden werden konnte, und sie hätte die Äußerung gern ungeschehen gemacht, doch sie sah dem Kommissar an, daß jede nachträgliche Korrektur die Situation nur verschlimmern würde. Sie senkte den Blick.
    Er hat mich betrunken gemacht", gestand sie leise, „und in diesem Zustand verführt. Als ich es Monika erzählte, versprach sie mir, es dem Onkel tüchtig heimzahlen zu wollen."
    „Hat sie gesagt, was sie unter .Heimzahlen' verstand?"
    „Nein. .. genau hat sie das nicht präzisiert."
    „Vielen Dank, Miß Craftfield, das ist alles", sagte der Kommissar und erhob sich.
    Monika war ein wenig überrascht. Sie begleitete den Kommissar bis an die Tür.
    „Werden Sie jetzt etwas gegen Mr. Carter unternehmen?" fragte sie ängstlich.
    „Dazu bin ich nicht befugt. Es sei denn, Sie oder Ihre Eltern erstatten Anzeige."
    Monika schüttelte heftig den Kopf.
    „Die wissen es doch gar nicht..."
    Sie holte tief Luft und blickte ihn an. „Sie müssen das verstehen, Kommissar. Ich bin gestrauchelt. Es war auch meine Schuld. Warum bin ich zu ihm gegangen? Aber Julia drängte mich immer wieder, und da ... "
    „Also doch eine Gegenleistung", sagte Morry.
    „Bitte? Ach so, das meinen Sie. Nun, Julia konnte doch unmöglich wissen, daß sich der Onkel so gemein benehmen würde. Sie glaubte, mir einen Gefallen zu tun."
    „Sind Sie davon überzeugt?"
    „Wovon?"
    „Von Miß Hopkins Uneigennützigkeit?“ Monika biß sich auf die Unterlippe und schwieg. Morry verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Sie sind sich doch hoffentlich darüber im klaren, daß morgen oder übermorgen einem anderen, unschuldigen Mädchen das gleiche Schicksal widerfahren kann, wenn wir diesem Wüstling nicht das Handwerk legen?"
    Monikas Augen wurden

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