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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Beweisführung des Inspektors zu zertrümmern. Er war sehr gerissen, der ehemalige Student. Nein, nicht nur das, zuweilen war er von einer Aggressivität, die sogar den Untersuchungsrichter in die Enge trieb. Auch jetzt saßen sich die Männer gegenüber. Der Untersuchungsrichter wurde langsam nervös, immerhin waren schon fünf Tage dahingegangen, und noch immer hatten sie das Geständnis des Verdächtigen nicht. Gereizt schrie George Prac: „Zum Teufel, nun gestehen Sie schon endlich, Sie sind doch so gut wie überführt, warum machen Sie uns soviel Schwierigkeiten?“
    „Weil es um sein Leben geht“, höhnte Inspektor Webb, „noch ist er nicht soweit, dieser saubere Herr, aber wir werden es schon schaffen, dieses Zimmer hat noch kein Verbrecher verlassen, ohne sein Geständnis unterschrieben zu haben, und auch Sie werden es eines Tages tun, Mister Withman. Zum Teufel, was sind Sie für ein abgebrühter Bursche . .. erleichtern Sie Ihr Gewissen ... auf Ihre Kaltschnäuzigkeit brauchen Sie sich gar nichts einzubilden. Als ich Sie damals verhaftete, da waren Sie ein zitterndes Bündel. Also los, wer ist der große Unbekannte aus dem ,Haifisch'?“
    „Ich habe Ihnen doch den Gentleman beschrieben, Inspektor“, warf überheblich John Withman ein, „er ist blond, breitschultrig, sehr elegant gekleidet . . .“
    „Ja, ja, ich weiß, er bevorzugt Lackschuhe und nun meinen Sie, daß wir Ihren großen Unbekannten suchen und finden werden.“
    „Das ist doch Ihre Aufgabe“, erklärte im anmaßenden Ton John Withman, „dafür werden Sie bezahlt. Wenn Sie sich Ihren Aufgaben nicht gewachsen fühlen, Herr Inspektor, wäre es besser, Sie ließen sich pensionieren.“
    „Hinter Ihrer Schnoddrigkeit verbirgt sich nur die Todesangst“, erklärte im ruhigen Ton James Webb, „ich weiß ganz genau, worauf Sie hinauswollen. Nein, nein, den Gefallen tue ich Ihnen nicht. Sie nehmen wohl an, ich werde mich vergessen und handgreiflich werden, dann könnten Sie später bei der Verhandlung anführen, daß ich Ihnen das Geständnis erpreßt habe. Sehr gut eingefädelt, Mister Withman, aber ich bin nicht der Partner, der darauf eingeht.“
    Sinnend blickte James Webb den jungen Mann an. Ein Gedanke kam ihm „Lokaltermin“, sagte er plötzlich mit scharfer Stimme. Vielleicht würde sie das weiterbringen.
    „Los, Rachow, bestellen Sie den Wagen. Ich möchte Sie bitten, Herr Untersuchungsrichter, uns ebenfalls zu begleiten.“
    Eine Stunde später befanden sich die Männer an der Mordstelle. Nun befahl der Inspektor dem Gendarm, der sie begleitet hatte, sich niederzuhocken. „Stellen Sie sich doch nicht so ungeschickt an“, rief er kopfschüttelnd aus, „stellen Sie sich vor, Ihre Geliebte liegt ermordet vor Ihnen am Boden, wie würden Sie sich in solch einem Fall verhalten . . .“
    Jetzt erst verstand der Mann, was sein Vorgesetzter von ihm wollte. Er spielte seine Rolle recht gut, bis plötzlich James Webb hinter ihn trat und so tat, als wolle er mit einem Hammer auf ihn einschlagen. Ganz instinktiv warf sich der Beamte herum und nun traf ihn der Schlag an der Schulter. James Webb warf sich sofort über ihn.
    „Ja, so muß es gewesen sein“, erklärte der Inspektor, „der Schlag hat Peter Egan die Schulter zertrümmert, er besaß aber noch soviel Kraft, sich herumzuwerfen, doch da sein Arm gelähmt war, konnte er sich nicht wehren und“, er warf dem Untersuchungsrichter einen schnellen Blick zu, „was hätten Sie in solch einem Augenblick getan, Mister Prac?“
    „Natürlich um Hilfe gerufen.“
    „Ja, das wäre bestimmt die erste Reaktion eines jeden Menschen“, bestätigte James Webb.
    „Los, Rachow“, Wandte er sich an seinen Assistenten, „gehen Sie zu dem kleinen Fluß hinüber, wo angeblich Mister Withman ein wenig verweilt haben will.“
    „Das habe ich auch“, sagte mit schwacher Stimme John Withman, dem man die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte. Nach wenigen Minuten ertönte ein kurzer Pfiff. Sofort schrie Inspektor Webb mit gellender Stimme mehrere Male um Hilfe. Es währte nicht lange und Jim Rachow tauchte zwischen den Bäumen auf. Unbewußt warf er dem ehemaligen Jugendfreund einen verächtlichen Blick zu, als er sagte:
    „Ich habe die Hilferufe ganz deutlich vernommen!“
    „Das genügt“, erklärte der Inspektor. „Na“, wandte er sich triumphierend an John Withman, der mit schlohweißem Gesicht gegen einen Baum gelehnt dastand, „was sagen Sie nun... ich glaube, das dürfte genügen.

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