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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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gelegt und er ist erst gegangen, als es zehn Uhr schlug.“
    „Du hast ihm also die Karten gelegt“, sagte Inspektor Webb, „na dann sag mir mal, wie es um seine Zukunft bestellt ist.“
    „Spotten Sie nicht“, empörte sich die alte Magd, „die Karten lügen nicht. Jolly wird bald heiraten und ein hohes Alter erreichen . . .“
    „Das hätte ich ihm auch Voraussagen können“, lächelte Inspektor Webb, „er ist ein gut aussehender, kräftiger Bursche.“
    Nun wandte sich James Webb ab und drückte behutsam die Klinke der Wohnzimmertür hinunter, um sich davon zu überzeugen, ob sich Richard Withman wirklich eingeschlossen hatte.
    Als die Tür sich nicht öffnen ließ, machte er sich Sorgen um den alten Freund. Zwar war der Gastwirt ein starker und robuster Kerl, aber was er heute erlebt hatte, war eigentlich mehr, als ein Mensch ertragen konnte. Sein Instinkt sagte ihm, daß der Wirt ihm auf keinen Fall die Tür öffnen würde und so lief er um das Haus herum, klopfte einige Male gegen das Wohnzimmerfenster und als dieses nicht geöffnet wurde, stieß er entschlossen seinen Ellenbogen in die Scheibe. Nun war es für ihn ein leichtes, den Flügel zu öffnen. Ohne zu zögern schwang er sich in die Stube. In einem großen Sessel hockte Richard Withman. Er schien es nicht einmal bemerkt zu haben, daß James Webb sich gewaltsam Einlaß verschafft hatte. Sein Blick war ins Leere gerichtet, er stammelte unverständliches Zeug vor sich hin und erst, als ihn der Inspektor heftig an der Schulter packte, sah er ihn wie ein Geisteskranker an und fragte fast lallend: „Ja, was ist denn, ach, du bist es, James. Ich fühle mich so elend“, stöhnte er plötzlich auf und ließ mit einer müden Bewegung den Kopf nach hinten fallen.
    Er wirkte wie ein Schwerkranker, der Inspektor befürchtete schon das Schlimmste, als Richard Withman plötzlich wider die Augen aufschlug und mit tonloser Stimme fragte: „Hat er gestanden, James? Sicherlich nicht. Es geht ja um seinen Kopf. Er ist schon immer ein F eigling gewesen ... Du, James, kannst du mir vielleicht sagen, warum mich das Schicksal so hart schlägt? Ich war doch meinen Kindern immer ein guter Vater gewesen . . . habe keines vorgezogen . . . natürlich liebte ich Patricia, mein eigenes Fleisch und Blut mehr . . .Dieser Schurke“, knirschte er zwischen den Zähnen hervor, „war immer nur auf mein Geld aus, belogen und betrogen hat er mich, seit mehr als einem Jahr studiert er schon nicht mehr . .. Aber trotzdem ließ er sich von mir das Geld fürs Studium schicken. . . Ach, ich bin ja so müde und mein Herz tut mir so weh, am liebsten würde ich sterben, James!“
    Mit einer harten Handbewegung preßte James Webb die Schultern des verzweifelten Mannes und sagte drängend: „Sieh dir das Geld an, Richard, es sind elf Zehnpfund-Noten ... ich glaube nicht an solch einen unwahrscheinlichen Zufall... überlege dir ganz genau . . . hast du gestern Patricia elf Zehnpfund-Noten gegeben? Überlege genau und denke daran, daß vielleicht von deiner Aussage das Leben Johns abhängt.“
    Gewaltsam riß sich Richard Withman zusammen. Ein wenig richtete er sich auf, nahm die Geldscheine an sich, zählte sie bedächtig durch und ohne daß seine Stimme schwankte, erklärte er: „Es waren elf Zehnpfund-Noten, James, das nehme ich auf meinen Eid . . . ich kann zwar durch meine Aussage meine kleine Patricia nicht mehr zum Leben erwecken, aber ich kann dafür sorgen, daß ihr Tod gerächt wird“, schrie er mit unversöhnlichem Haß.
    Mit lodernden Augen richtete er sich auf, Schaum stand ihm vor dem Mund... plötzlich sank er wie von einem unsichtbaren Axthieb getroffen zu Boden. Inspektor Webb hob ihn auf und trug ihn in das Schlafzimmer. Behutsam legte er ihn nieder, öffnete ihm Weste und Hemd und massierte das Herz des armen alten Mannes. Dann gab er der Magd seine Anweisungen, die nun davoneilte, um den Arzt zu holen.
    Inspektor Webb hielt es für angebracht, daß der alte Freund in ärztliche Obhut kam.

    *

    Pausenlos — Tag und Nacht — wurde John Withman verhört. Der junge Mann schien sein seelisches Gleichgewicht zurückerlangt zu haben, denn er verteidigte sich so geschickt, daß Inspektor Webb das Verhör immer wieder abbrechen mußte, um neues Beweismaterial zu beschaffen. Er hatte geglaubt, John Withman mürbe zu bekommen, aber dieser blieb immer Herr der Situation ... Er gab nur das zu, was man ihm beweisen konnte und versuchte sogar die sorgfältig aufgebaute

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