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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schwieg aber betroffen, als er bemerkte, daß der angebliche Kriminalreporter sich damit beschäftigte, ein Geheimfach an der hinteren Schreibtischwand zu öffnen, in welchem der Kriminalrat seinen Whisky aufbewahrte.
    „Aber Mann“, stammelte er nun, „woher wissen Sie?“
    „Ich weiß noch viel mehr von Ihnen“, unterbrach ihn lächelnd Morry, „zum Beispiel tragen Sie in der linken Gesäßtasche immer einen ganz schmalen Browning, den man bequem in der flachen Hand verbergen kann.“
    Unwillkürlich griff der Kriminalrat zu der angegebenen Stelle und verriet sich dadurch. Sofort sah er aber seinen Fehler ein, aber er schien auch plötzlich etwas zu ahnen . . . durchdringend sah er den Mann, der vor ihm saß, an, und sagte scheinheilig: „Sie haben wohl nichts dagegen, mein Herr, daß ich mich bei Ihrer Zeitung über Sie beschwere.“
    „Tun Sie das bitte nicht“, erbarmte der angebliche Kriminalreporter, „ich würde meinen Job verlieren und müßte Sie dann bitten, mich bei Ihnen unterzubringen. “
    „Sie verdammter Schurke“, knirschte der Kriminalrat zwischen den Zähnen, „Sie haben mich doch wieder einmal aufs Glatteis geführt. Tatsächlich Morry, Ihre Maske ist ganz ausgezeichnet. Selbst bei Ihrer Sprache habe ich Sie nicht erkannt. Was haben Sie nun eigentlich vor?“
    Einige Sekunden betrachtete Morry das hagere Gesicht seines Vorgesetzten. Die eisgrauen Augen verliehen diesem Asketenantlitz eine besondere Note und es gab nur wenige Menschen, die das warmherzige Gemüt dieses Mannes kannten. Durch die langjährige Zusammenarbeit war zwischen den beiden Männern ein freundschaftliches Verhältnis entstanden und obwohl der Kriminalrat fast zwanzig Jahre älter war als sein bester Mann, verstanden sich die beiden ganz ausgezeichnet.
    „Ich bitte um einen unbegrenzten Urlaub“, sagte Morry in seiner kurzen Art.
    „Ist bewilligt“, erklärte, ohne eine Frage zu stehlen, der Kriminalrat, „teilen Sie mir aber immer mit, wo Sie zu erreichen sind.“
    „In Thounden“, entgegnete Morry, „ich werde dort im Gasthaus ,Zum braunen Bären' absteigen. Natürlich als Kriminalreporter Harry Holger.“
    „Ich kann Sie verstehen“, entgegnete mit ernster Stimme der Kriminalrat, „Sie wollen sich persönlich mit dem Mörder befassen, der Peter Egans hinterrücks ermordet hat.“
    „Das auch“, gab Morry ehrlich zu, „aber es sind noch andere Beweggründe, die mich zwingen, nach Thounden zu fahren.“
    Wie aus einer Gedankenübertragung zog plötzlich der Kriminalrat ein Schubfach auf, holte eine Fotografie hervor und sagte kopfschüttelnd: „Hier ist dieser John Withman. Sehen Sie sich ihn einmal genauer an, Morry ... man kann wirklich nicht sagen, daß der Mann wie ein Mörder aussieht. Da sieht man wieder einmal, daß das Aussehen eines Menschen gar nichts besagen will.“
    Morry nahm das Bild an sich, betrachtete es sinnend und fragte: „Darf ich es behalten, Herr Kriminalrat?“
    „Aber natürlich.“ Nun legte er Morry wohlwollend die Hand auf die Schulter und sagte: „Kommen Sie mir wohlbehalten zurück.“
    Morry entgegnete: „Unser Leben ist der Gerechtigkeit geweiht. Unsere Aufgabe ist es nicht nur, die menschlichen Bestien zur Strecke zu bringen, sondern auch die Unschuldigen zu schützen.“
    Durch einen hinteren Ausgang verließ Kommissar Morry Scotland Yard. Niemand sah ihn und niemand wußte — außer dem Kriminalrat — wo sich Kommissar Morry in der nächsten Zeit aufhalten würde.

    *

    Soho und Whitechapel sind die Eldorados der Unterwelt. Es gibt nur wenige bürgerliche Menschen, die es wagen, diese Stätten des Lasters aufzusuchen. Die winkligen Gassen sind nur spärlich beleuchtet, die Häuser stehen so dicht beieinander, daß man sich bequem von der einen Straßenseite zur anderen von Haus zu Haus herüberschwingen könnte. Schon aus diesem Grunde ist es für Scotland Yard sehr schwer, einen Verbrecher zu finden, der sich dort verborgen hält. Die Unterwelt kennt alle Schlupfwinkel . . . die unterirdischen Wege ... die weit verzweigten Kanäle und damit noch nicht genug, hat sie die anderen hinter sich, die selbst einem Mörder Asyl gewähren würden. Morry waren diese Umstände nicht unbekannt, unzählige Male war er hier schon eingedrungen und er gehörte wohl zu den wenigen, die es wagten, einen Mörder aus dieser Hölle herauszuholen. Morry wußte, wo sich das Unterweltslokal der „Haifisch“ befand. Als er durch die stillen Straßen schritt, achtete keiner auf

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