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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ernst, und sie fühlte sich geschmeichelt, weil er sie heiraten wollte. Außerdem hatte sie keinen Menschen in London. Natürlich passierte es häufiger als einmal, daß einer der Gäste sie bedrängte, aber in diesem Punkt war mit Anita nicht zu rechnen. Deshalb beschäftigte sie sich mit Webb, solange sich nichts Besseres bot. Aber Augen hatte sie nur für Clifford. Das ist meine Meinung."
    „Gut. Bleiben wir bei Clifford. Sie sagen, er übte auf die Mädchen eine ungewöhnliche Anziehungskraft aus. Woran lag es, daß er keinen Gebrauch davon machte?“
    „Inspektor, es gibt keinen Beweis dafür, daß er's nicht tat. Es wäre ihm nicht schwergefallen, irgendein Rendezvous festzulegen und der Sache tagsüber nachzugehen. Oder an seinem freien Abend. Vielleicht hatte er aber auch irgendwo ein Mädchen, dem er treu bleiben wollte.“
    „War er der loyale Typ?“
    Shire dachte nach. „Schwer zu sagen“, meinte er dann.
    Das Telefon läutete und Motley nahm ab. „Chester Webb wohnt Dunham Square 14, Sir.“
    Motley notierte die Anschrift und hing auf. Dann wandte er sich wieder dem Besucher zu. „Die Uhr, die wir dem Toten abnahmen, war doch Cliffords Uhr, nicht wahr?"
    „Ganz gewiß. Ich habe sie jeden Abend an seinem Handgelenk gesehen.“
    „Wie steht es mit der Brieftasche?“
    „Gehörte ebenfalls ihm.“
    „Vielen Dank, Shire. Das ist zunächst alles.“
    „Was geschieht wegen meiner Pistole?“
    „Ach so, das wird sich fänden. Ich muß Sie bitten, in dieser Sache Ihr zuständiges Polizeirevier aufzusuchen. Dort wird man ein Protokoll aufnehmen."
    „In Ordnung, Inspektor.“
    Kurz nachdem Shire gegangen war, kam Hilfsinspektor May herein. Motley sah es dem Gesicht des Beamten an, daß er gute Nachrichten brachte.
    „Wir wissen, wer die Uhr gekauft hat“, verkündete May.
    „Na, und?“
    „Eine Dame.“
    „Eine Dame?“ fragte Motley enttäuscht. Er rieb sich das Kinn.
    „Bei Tiffany in der Regent-Street. Das Ührchen hat die Kleinigkeit von zweihundert Pfund gekostet."
    „Das ist doch nicht möglich!“
    „Mein Wort darauf. Das Gehäuse ist aus Platin. Die Verkäuferin war in der Lage, mir eine ziemlich genaue Beschreibung der Dame zu geben. Sie war jung — etwa fünfundzwanzig — und auffallend elegant. Schlichte Eleganz, wissen Sie. Anthrazitfarbenes Kostüm aus Wolleinen, dazu eine Brillantbrosche am Kragen. Die Verkäuferin hat einen Blick dafür, wie sie mir versicherte. Sie schätzte die Brosche auf ein Gesamtgewicht von sieben Karat. Ja, was noch? Die Dame trug keinen Hut. Tizianrotes Haar im Pagenschnitt. Große, violette Augen. Schmales und auffallend schönes Gesicht.“
    Motley nahm den Hörer von der Gabel und ließ sich mit dem Portier verbinden.
    „Hier Motley. Hören Sie, mein Freund. Gleich kommt ein Mann in einem schauerlichen rotgrauen Glencheckanzug an Ihnen vorbei. Er heißt Abe Shire und sieht aus wie ein Metzger. Schicken Sie ihn sofort zu mir herauf.“
    „Er ist schon durch, Inspektor. Aber ich kann ihn erreichen.“
    „Okay.“
    Der Inspektor legte auf.
    „Verstehe“, meinte May. „Sie wollen ihn fragen, ob eine Dame mit diesen auffälligen Merkmalen zu seinem Kundenkreis zählte.“
    „Genau das.“
    Abe Shire trat fünf Minuten später ein. Er atmete etwas hastig. Anscheinend war ihm das Treppensteigen nicht bekommen.
    „Gehört eine rothaarige junge Dame zu Ihren Kunden?“ fragte Motley sofort. May lehnte an der Wand und rauchte eine Zigarette.
    „Jawohl, eine Miß Hunter, Sir.“
    „War sie versessen auf Clifford?“
    „Genauso wie die anderen.“
    „Kam sie oft?“
    „Zweimal in der Woche.“
    „Allein?“
    „Yes, Sir.“
    „Ist das nicht etwas ungewöhnlich für eine jun= ge Dame?“
    „Sie war keine Dame, Sir."
    Motley räusperte sich und blickte May an. Der wechselte das Standbein.
    „Keine Dame?“
    „Nein, Sir. Wenn Sie mich fragen, dann war sie darauf aus, Männerbekanntschaft zu machen. Sie verstehen schon.“
    „Können Sie sich an die Farbe ihrer Augen erinnern?“
    „Sehr gut sogar“, meinte Shire und grinste. „Ich habe sie nämlich aus nächster Nähe betrachten dürfen.“ Er kratzte sich am Kinn, als er die ernsten, unbeweglichen Mienen der Beamten sah. „Wissen Sie", fuhr er fort, „ich wollte sie eines Tages an die frische Luft setzen. Es gefiel mir nicht, daß sie den Kunden schöne Augen machte. Es paßte einfach nicht in d'en Rahmen meines Lokals. Da wurde sie plötzlich zärtlich. Naja, Sie wissen, wie so etwas

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