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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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geht.“
    „Wir hatten nur nach der Augenfarbe gefragt“, bemerkte Motley.
    „Hellgrün, Sir.“
    „Wie alt ist das Mädchen?“
    „Na, ein Mädchen ist sie gerade nicht mehr. Ich schätze sie auf Fünfunddreißig.“
    „Vielen Dank, Shire, das genügt."
    Der Wirt erhob sich. Er sah ein bißchen ängstlich aus.
    „Sie werden mir wegen der Sache doch keine Schwierigkeiten machen wollen?“
    „Schon gut, Shire. Machen Sie sich keine Sorgen. Ist Claire das einzige rothaarige Mädchen, das bei Ihnen im Lokal verkehrt?“
    „Das einzige, Sir.“
    „Okay. Sie können gehen.“
    „Vielen Dank. Auf Wiedersehen, meine Herren.“
    Nachdem 'sich die Tür hinter dem Wirt geschlossen hatte, mußte May grinsen. Nur Motley blieb ernst.
    „Es wäre alles so hübsch einfach gewesen", meinte der Inspektor betrübt. „Ein reiches Mädchen, das dem Mann, den sie liebt, ein kostbares Geschenk macht. Aber es ist natürlich anders. Und es ist niemals einfach.“
    „Ist schon irgend etwas wegen des Fotos durchgekommen?“
    „Nicht mal ein anonymer Anruf.“
    Wie zum Protest schrillte das Telefon plötzlich laut und heftig. Motley nahm den Hörer ab und meldete sich.
    „Ein Anrufer, der seinen Namen nicht nennen will“, erklärte die Vorzimmerdame. „Er möchte mit Ihnen verbunden werden.“
    „Stellen Sie durch."
    Motley hörte ein Knacken und vernahm dann die typischen Leitungsgeräusche eines Gespräches, das von einer Telefonzelle aus geführt wird. „Hier Inspektor Motley“, meldete er sich.
    „Ich kenne den Mann auf dem Bild“, sagte eine Stimme, die aus weiten Fernen zu kommen schien.
    „Wer spricht denn dort?“
    „Das ist nicht wichtig. Wollen Sie wissen, wer es ist?“
    „Natürlich.“
    „Wie steht's mit einer Belohnung?"
    „Darüber ließe sich sprechen. Wollen Sie nicht zu uns kommen?“
    „Das ist mir zu gefährlich. Ich werde beobachtet.“
    „Soll jemand von uns Sie besuchen?“
    „Um Himmels willen... bloß nicht.“
    Motley hatte das Gefühl, daß der Mann am anderen Ende der Leitung sehr furchtsam war.
    „Jetzt kommen sie“, rief der Fremde plötzlich. Seine Stimme war kaum noch zu verstehen, sie war wie gebrochen.
    „Hallo", rief Motley und umklammerte den Hörer ganz fest. „Hallo, hören Sie noch...?“
    Niemand antwortete.
    Motley war, als höre er einige dumpfe Geräusche, aber das konnte ebenso gut an der Verbindung liegen. Dann krachte es. Nur ein einziges Mal. Motley blickte May an. Der Hilfsinspektor verzog das Gesicht und legte den zweiten Hörer aus der Hand. Er seufzte leise.
    Motley stellte das Gespräch um. „Ermitteln Sie sofort, woher der Anruf kam“, befahl er erregt. Dann wählte er eine andere Nummer.
    „Motley vom Morddezernat“, rief er. „Es besteht Anlaß zu der Vermutung, daß soeben in einer öffentlichen Telefonzelle auf einen Mann geschossen wurde. Geben Sie sofort Meldung an alle Streifenwagen durch.“
    „Wird erledigt, Sir.“
    May nahm sich eine neue Zigarette aus der Tasche.
    „Es gibt also Leute, die unter allen Umständen verhindern wollen, daß man den Toten identifiziert", sagte er.
    „So ist es.“
    May steckte die Zigarette in Brand. „Was halten Sie davon, Inspektor?“
    Motley ergriff einen Bleistift und radierte mit dem an der Rückseite befestigten Gummi einen Fleck von seinem Handrücken. Motley schwieg. Er liebte es nicht, mit brillanten Kombinationen zu glänzen, und er verachtete Kollegen, die dazu neigten, kunstvoll gezimmerte Theorien aufzustellen.
    „Wir können kaum damit rechnen, daß sich jetzt noch ermitteln läßt, woher der Anruf kam.“
    „Warten wir ab“, meinte Motley.
    May nickte und verschwand. Motley nahm wieder seine alte Stellung ein: die Beine von sich gestreckt und die Hände über dem Bauch gefaltet. Nachdenklich betrachtete er die feinen Risse in der Zimmerdecke. Der Renovierungsetat von Scotland Yard war leider von mehr als bescheidenem Umfang. Nachdem er eine halbe Stunde gesessen hatte, ohne daß sich jemand meldete, stand er auf. Er steckte den Kopf ins Nebenzimmer, wo May gerade damit beschäftigt war, seine silberne Sprungdeckeluhr aufzuziehen. Es war ein Erbstück seines Vaters, auf das er sehr stolz war.
    „Sie halten die Stellung, May“, befahl er. „Ich fahre mal zu Webb."
    „In Ordnung, Chef.“ —
    Das Haus Dunham Square 14 war ein seriöses Gebäude unter einer Reihe von Nachbarvillen, die nicht weniger gepflegt wirkten. Im Gegensatz zu den anderen Häusern war es allerdings recht mo= dem. Die

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