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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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war ein Mensch, der sein Leben genau einteilte und mit der Sachlichkeit eines Buchhalters führte.“
    „Hatte er Freunde?“
    „Er empfing niemals Besuch."
    „Auch keinen Damenbesuch?“
    „Selten. Soweit mir bekannt ist, waren es Mädchen aus dem Odeon. Choristinnen. Sie kamen selten wieder. Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, so lag das an Mister Webbs Geiz... oder an seiner Sparsamkeit, wenn Ihnen der Ausdruck lieber ist. Mister Webb wollte sich selbständig machen und hielt es aus diesem Grund für angezeigt, mit jedem Penny zu rechnen.“
    „Lassen Sie uns zurück ins Zimmer gehen.“ „Sehr wohl, Sir.“
    Während Motley auf der bequemen Bettcouch Platz nahm, blieb der Hausmeister in strammer, korrekter Haltung stehen.
    „Setzen Sie sich, Scribbs.“
    Der Hausmeister folgte der Aufforderung, aber er sah selbst im Sitzen nicht viel entspannter aus als im Stehen.
    „Wir müssen annehmen, daß die Tat heute morgen verübt wurde", sagte Motley. „Gegen vier Uhr wie Sie ganz richtig bemerkten. Der Arzt wird uns das bestätigen oder zu einem anderen Schluß kommen. Wo wohnen Sie, Scribbs?“
    Die plötzlich angehängte Frage schien den Hausmeister in Verwirrung zu bringen.
    „Wo ich wohne?“
    „Ja... im Erdgeschoß oder unter dem Dach?“ fragte Motley ungeduldig.
    „Im Souterrain, Sir.“
    „Heißt das, daß Sie zuweilen Webb nach Hause kommen hören?“
    „Jede Nacht, Sir."
    „Auch gestern?“
    „Auch gestern. Ich habe einen sehr leichten Schlaf.“
    „Er war allein?“
    „Dessen bin ich sicher.“
    „Der Täter muß kurz nach ihm gekommen sein. Woran liegt es, daß Sie ihn nicht hörten?“
    „Hm", machte Scribbs und schaute konsterniert auf die Spitzen seiner Schuhe. „Das ist eine gute Frage. Ich kann sie nicht beantworten, Sir. Ich habe niemand außer Webb gehört.“
    „Das bedeutet“, meinte Motley, „daß der Täter schon in der Wohnung war.“
    „Das ist möglich“, räumte der Hausmeister ein. „Vor dem Schlafengehen gehe ich mit Bobby ein bißchen an die frische Luft. Etwa eine halbe Stunde, wissen Sie.“
    „Wer ist Bobby?"
    „Mein Hund, Sir.“
    Motley stand auf und schaute sich im Zimmer um. In einem Ascher lagen zwei Zigarettenkippen. Der Inspektor nahm den Ascher in die Höhe und schnupperte daran. Es waren Woodbines, eine ziemlich billige Marke, die hauptsächlich von der Arbeiterklasse bevorzugt wurde. Dann ging er ins Badezimmer und durchforschte die Kleidungsstücke, die an der Tür hingen. Er fand einen Schlüsselbund, ein Taschentuch, ein Feuerzeug, eine Quittung über zwei Paar Oberhemden und eine Schachtel Zigaretten. Es waren Players. Er nahm die Schachtel ins Zimmer zurück.
    „Haben Sie eine Ahnung, welche Zigaretten Webb rauchte?“
    „Players“, erwiderte der Hausmeister.
    „Wechselte er manchmal?“
    „Kann schon sein, aber mir ist davon nichts bekannt.“
    „Waren in den letzten Tagen Handwerker im Haus?"
    „Bei Mr. Webb, meinen Sie?“
    Motley nickte.
    „Bestimmt nicht, Sir.“
    „Sie kennen doch gewiß bis zu einem gewissen Grad die Gewohnheiten der Hausbewohner, Mr. Scribbs. Wer von den Mietern raucht Woodbines?“
    Mr. Scribbs zog ein indigniertes Gesicht.
    „Woodbines? Niemand in diesem Haus, Sir.“
    Motley gab es auf. Bei Shire hatte der Mörder Pernod getrunken, hier hatte er Woodbines geraucht. Beides waren sehr magere Ergebnisse. Zwar waren Pernodtrinker in England relativ selten anzutreffen, aber dafür gab es Millionen, die Woodbines rauchten. Motley ging ans Telefon. Er umfaßte den Hörer mit seinem Taschentuch, als er die Nummer der Mordkommission wählte. Man konnte nicht wissen. Vielleicht hatte der Mörder vor Webbs Eintreffen von hier einen Anruf getätigt. Während des Gespräches saß Scribbs so steif auf seinem Stuhl, als habe er einen Ladestock verschluckt.
    „Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?“ fragte er, nachdem Motley aufgelegt hatte.
    „Vielen Dank. Jetzt nicht. Ich lasse Sie später noch einmal rufen."

    *

    Als Motley zwei Stunden später ins Amt zurückkehrte, war er überzeugt, endlich Näheres über den merkwürdigen Anrufer und sein Schicksal zu erfahren. Aber er täuschte sich. Nirgendwo hatte man etwas Verdächtiges gefunden. Die Streifenwagen hatten alle Telefonzellen und deren unmittelbare Nachbarschaft überprüft. Umsonst.
    Aus der Bevölkerung waren keinerlei Hinweise eingegangen. In einem einzigen Falle, in Limhouse, glaubte man, eine Spur entdeckt zu haben. Auf dem Fußboden einer

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