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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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dem, was man ihm bot, nicht zufrieden. Er wollte endlich leben, er weigerte sich, mit einem Durchschnittsgehalt das Leben eines Durchschnittsbürgers zu führen . . . und so kam er auf den Gedanken, Falschmünzer zu werden."
    „Das ist nicht wahr!“ rief Grace aus.
    Er blickte sie erstaunt an. Dann lächelte er.
    „Es traf mich genauso überraschend und plötzlich. Ich habe bisher versäumt, Sie mit einem Hobby meines Cousins bekannt zu machen. Er war ein hervorragender Graphiker, ein Mann, der mit minutiöser Präzision alles zu kopieren vermochte. Er war ein Genie ... das steht außer Frage. Leider hatte er keine schöpferischen Fähigkeiten. Sie interessierten ihn auch nicht. Er wollte Geld verdienen, Geld machen, wenn Sie so wollen. Natürlich konnte er diesen Plan nicht ohne weiteres verwirklichen. Er brauchte Helfer, er brauchte eine Druckerei, er brauchte Papier... kurz und gut, er mußte sich eine verläßliche Organisation aufbauen. Das konnte er nicht allein. Obwohl er genau wußte, daß ich seine Pläne niemals billigen würde, hoffte er, mich mit der Aussicht auf viel, viel Geld verführen zu können. Ich lehnte ab. Ich beschwor ihn, seinen fraglos ganz brillanten Geist besseren Zielen zu widmen... er lachte nur darüber. Ich warnte ihn. Er schlug die Warnungen in den Wind. Er wußte, daß es mir geradezu unmöglich war, einen anderen Menschen zu verraten.“
    Grace war verwirrt. Was sollte diese Räuberpistole? Meine Güte, ich hielt mich für eine großartige Schauspielerin, ging es ihr durch den Kopf. Jetzt muß ich erleben, daß dieser Spencer Wyck mindestens ebenso geschickt schwindeln kann. Ich bin neugierig, was er dem armen Frank noch alles anhängen wird.
    „Ich glaube, es dauerte ein ganzes Jahr, bis Frank endlich die Leute gefunden hatte, die er für sein Unternehmen brauchte. In dieser Zeit wohnte er bei mir. Seine einzige Arbeit bestand darin, Druckplatten vorzubereiten und in den Spelunken zu verkehren, wo er sich eine Bekanntschaft mit den Menschen erhoffte, die er benötigte.“
    „Das haben Sie zugelassen?“
    „Ich hoffte, ihn rechtzeitig zur Vernunft bringen zu können. Ich konnte einfach nicht glauben, daß er wirklich Ernst machen würde.“
    Grace hielt die Zeit für einen zweiten Einwurf für gekommen.
    „Wie konnten Sie das nur glauben?" fragte sie. „Bei all den Vorbereitungen, die Ihr Cousin traf...“
    „Trotz der Platten, trotz seiner Besessenheit war Frank ein gebildeter Mann, ein Mensch, der sich über die Konsequenzen seines Handelns klar sein mußte. Das war er auch, wie sich bald herausstellte... aber nicht in der von mir gewünschten Art.“
    Spencer schwieg; er war eingefangen von bedrückenden Erinnerungen. Grace mußte ihn zum Weitersprechen auffordern.
    „Was geschah dann?“
    „Er zog aus. Er mietete eine kleine Druckerei und beschäftigte sich mit der Herstellung von Visitenkarten und Firmenbogen. Er akzeptierte jeden kleinen Auftrag, und er konnte es sich leisten, großzügig über die Zahlungsunfähigkeit seiner faulen Kunden hinwegzusehen... denn natürlich war das Geschäft nur die Tarnung für Franks eigentliches Ziel, für die Falschgelddruckerei.“
    „Phantastisch!“
    „Oh, bis hierher ist nur eins phantastisch. Daß nämlich ein Mann von Franks Bildungsgrad so tief sinken konnte..."
    „Wie kamen Sie hinter die Tricks Ihres Cousins?“
    „Ich besuchte ihn überraschend. Er hatte gerade die ersten Banknoten fertiggestellt. Sie waren so gut gelungen, daß er seinen Triumph unmöglich zügeln konnte. Er zeigte sie mir.“
    „War das nicht sehr unvorsichtig?“
    „Allerdings. Ich warnte ihn. Ich stellte ihm Bedingungen. Entweder du machst sofort Schluß damit, erklärte ich ihm, oder ich sehe mich gezwungen, Anzeige zu erstatten...“
    Wieder schwieg Spencer. Er hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen und überlegte. Aha, dachte Grace, jetzt weiß er nicht weiter mit dieser Räubergeschichte. Er hat sich in eine ausweglose Situation hineinmanövriert. Trotzdem war Grace von einer seltsamen Unruhe befangen. Zwar war sie entschlossen, kein Wort von Spencers Bericht zu glauben, aber es irritierte sie, daß er so ernst, so gesammelt sprach... fast war sie geneigt, den Ausdruck ,aufrichtig' zu benutzen.
    Ein phantastisches Fabuliertalent, dachte sie. Warum erzählt er mir das alles? Was will er damit erreichen?
    Spencer blickte sie an, mit großen, hungrigen Augen, und Grace meinte zu ahnen, warum er sich an diese Geschichte verlor: er

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