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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Dame Ihrer Schönheit erwartet man wohl am allerwenigsten in solch einem tristen Haus.“
    „Vielen Dank“, quittierte sie mit einem nichtssagenden Lächeln. „Glauben Sie, daß Schönheit mit allem versöhnt?“
    „Nein, das glaube ich nicht", erwiderte er ernst.
    Sie schwiegen und hörten auf das leise Grollen des Meeres. Draußen, weit über dem Meer, schien sich ein Gewitter zusammenzubrauen. Man sah das Zucken der Blitze.
    Grace bemühte sich, diesen jungen Mann, den sie töten wollte, zu hassen. Es würde alles viel leichter machen. Aber er schien so einsam, so seltsam verloren, daß es ihr unmöglich war, ein Haßempfinden zu konstruieren.
    Sie entdeckte plötzlich, daß er müde aussah... wie ein Mann, der zuviel und zu lange allein gewesen ist, wie ein Mensch, der am Leben vorbei läuft.
    Sie dachte an Breckwood. Ihr fiel die Geschichte von dem Familiengeheimnis ein, Breckwoods mysteriöse Angaben von dem unseligen Duell, das mit Franks Tod geendet hatte. Es interessierte sie, jetzt herauszufinden, was Wyck veranlaßte, Frank zu überwältigen. Sie wollte die volle Wahrheit wissen. Spencer schaute sie ernst an.
    „Es wird ein Gewitter geben“, sagte er.
    Sie nickte und blickte zum offenen Balkonfenster. Die Gardinen bauschten sich. Wieder beleuchtete ein Blitz die dunklen, dräuenden Wolkenformationen.
    „Ich fürchte mich vor Gewittern“, sagte sie, froh, damit einen Anhaltspunkt zur leichteren Verwirklichung ihres Planes gefunden zu haben.
    „Das kann ich verstehen“, sagte er ruhig.
    Ich muß deutlicher werden, dachte sie. Jetzt habe ich die Zigarette schon halb zu Ende geraucht. Ich kann nicht ewig hier sitzen bleiben. Plötzlich hatte sie den Wunsch, ihn zu provozieren.
    „Sie erinnern mich an ein Bild, das ich kürzlich in der Zeitung sah... es kann nur wenige Tage zurückliegen“, rückte sie heraus.
    Er wußte sofort, was sie meinte. „Ah, wirklich?“ fragte er.
    „Ich kann nicht mehr sagen, in welchem Zusammenhang ich es gesehen habe", meinte Grace.
    „Leider gehöre ich nicht zu den Prominenten, deren Bilder man veröffentlicht.“
    „Meinen Sie nicht, daß das noch einmal werden kann?“
    Er verzog die Lippen. O ja, es war nicht schwer, eine gewisse Berühmtheit zu erlangen. Es würde genügen, daß ihn Franks Bande aufspürte.
    „Haben Sie Sorgen?“ fragte Grace plötzlich. „Sie sehen so... so bekümmert aus.“
    „Ja, ich habe Sorgen“, gab er zu. „Ziemlich große sogar."
    „Kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie mit vorgetäuschter Impulsivität und legte ihre Hand auf die seine. Sie hatte sich ein wenig vorgebeugt und blickte ihm von unten her in die Augen. Er zuckte unter der Berührung ihrer weichen, schmalen Hand leicht zusammen. Er erwiderte ihren Blick und bemühte sich zu vergessen, daß ihre Nähe ihn erregte. Ich muß den Menschen in ihr sehen, hämmerte er sich ein. Vielleicht versteht sie mich... warum schütte ich ihr nicht mein Herz aus? Er befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. Ja, das würde mir gut tun, dachte er. Ich habe mich zu lange verschließen und verstecken müssen. Es ist nicht gut, alles in sich hineinzufressen.
    „Geht es um... Geld?“ fragte Grace.
    Er schüttelte den Kopf. Grace zog ihre Hand zurück, ganz leicht, und so, daß sie mit den Fingerspitzen wie kosend seinen Handrücken berührte. Es geschah wie unbeabsichtigt, aber Spencer zuckte ein zweites Mal zusammen.
    Grace lächelte. „Also heraus mit der Sprache!“ forderte sie.
    „Nein, nein“, erwiderte er. „Sie würden mich nicht begreifen.“
    „Warum lassen Sie es nicht auf einen Versuch ankommen?"
    „Warum? Ich weiß es nicht. Ich kenne Sie ja gar nicht... ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen.“
    Grace drückte ihre Zigarette im Ascher aus. „Zu dumm!“ rief sie. „Ich bin wirklich unmöglich. Mein Name ist Marlowe... Grace Marlowe.“
    „Angenehm. Ich heiße Spencer Wyck.“
    „Darf ich Spencer zu Ihnen sagen?“
    „Sie würden mir eine Freude damit bereiten."
    „Gut, Spencer. Und Sie nennen mich Grace. Einverstanden? “
    „Einverstanden.“
    „Und nun schütten Sie mir Ihr Herz aus.“ Während sie das sagte, lächelnd und doch etwas burschikos, war sie erstaunt, wie leicht ihr die Komödie fiel. Sie sah jetzt, daß er Frank Morris nur äußerlich ähnelte. Selbst dabei gab es unübersehbare Unterschiede. Franks Augen waren dunkler gewesen, vielleicht auch etwas härter. Spencers Nase war kleiner und gerader als die seines Cousins. Beide hatten das

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