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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Eier treten darf, Chef«, entgegnete sie ernst.

[home]
    61
    D er Deutsche hatte sich nach dem Wutausbruch wieder im Griff. Er saß im Schneidersitz. Vor sich auf dem Boden lag das auseinandergebaute Handy seiner Geisel. Mit einem Schraubenzieher montierte er behutsam das letzte elektronische Teil an das lose Tastaturblatt und kontrollierte die Montage. Zufrieden mit seiner Arbeit, steckte er die Konstruktion in die Seitentasche seiner Jeansjacke. Dann stand er auf, räkelte sich und sah sich um. Die vielen winzigen Polaroids hingen eng aneinandergereiht bis unter die Decke. In der Leere des Raumes hatte er das Gefühl, in einer Ausstellung zu sein. Was für eine schöne Liebeserklärung hatte da der arme Junge seiner Angebeteten gemacht, dachte er anerkennend. Dann wählte er auf die Sekunde genau um siebzehn Uhr mit einem seiner vielen Prepaid-Handys Demirbileks Nummer. Der Kommissar hob sofort ab.
    »Wo sind Sie?«, fragte der Deutsche.
    »Im Konferenzraum im Präsidium, zusammen mit zehn Kollegen«, erwiderte Demirbilek.
    Willst du mir Angst machen?, dachte der Deutsche. Warum?
    »Beschreiben Sie mir die Geldtasche, schnell«, forderte er.
    »Größe einer Sporttasche, schwarz, Leder, edel.«
    »Wie heißt Ihr Sohn eigentlich?«, war seine nächste Frage.
    »Aydin.«
    »Sehen Sie Aydin?«
    »Ja«, antwortete Demirbilek aus dem Einsatzwagen fünfzig Meter vom ehemaligen Anwesen der Güzeloğlus entfernt. Er blickte in ein Notebook.
    Aydin bewegte sich zu seiner Erleichterung, er kratzte sich die Wange an der Schulter, eine typische Geste, die er von klein auf machte.
    »Gut. Sehen Sie zu, was ich mache«, befahl der Deutsche.
    Demirbilek verfolgte den Mann, wie er außerhalb Aydins Reichweite auf dem Heizkörper ein kleines Kästchen, etwa fünf mal fünfzehn Zentimeter groß, ablegte.
    »Haben Sie eine Ahnung, was das ist?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Das ist eine Bombe. Die Sprengkraft reicht aus, um Aydin zu zerfetzen. Zum besseren Verständnis der Situation … Sie wissen sicher, dass Töten meine Profession ist.«
    Der Deutsche drehte sich in die Kamera und zeigte seinem Publikum den elektronischen Auslöser.
    Der Kommissar zuckte zusammen, mit ihm Vierkant, Leipold und Cengiz, die ebenfalls im Einsatzwagen saßen. Nach der Besprechung des Einsatzes waren sie überzeugt gewesen, alle Eventualitäten berücksichtigt zu haben. Vierzig Mann standen um das Haus verteilt. Der Deutsche war festgesetzt. Doch die Bombe warf ihren Plan über den Haufen: Zugriff, wenn der Deutsche allein zum Übergabeort aufbricht. Falls er Aydin bei sich haben sollte, finaler Rettungsschuss von einem der Scharfschützen auf dem Dach. Aber mit der unerwarteten Wendung konnte Demirbilek das Risiko nicht eingehen.
    »Mir ist das Geld völlig egal. Es gehört Ihnen. Lassen Sie uns das über die Bühne bringen.«
    »Sie sind ein guter Vater,
Komiser Bey
«, sagte der Deutsche zufrieden und gab den Übergabeort durch.
    Demirbilek notierte den Parkplatz an der Salzburger Autobahn, wo er die Geldtasche in einer Stunde abzustellen hatte. Natürlich sollte er allein kommen. Sobald der Deutsche in Sicherheit war, würde er die Bombe entschärfen und ihm das Versteck seines Sohnes mitteilen. Demirbilek ließ sich ohne Gegenforderungen auf den Handel ein. Als das Gespräch zu Ende war, tippte Vierkant wie wild geworden mit dem Finger auf das weiße Kästchen auf dem Display und fragte Cengiz kurzatmig, ob sie den Ausschnitt vergrößern könne.
    Demirbilek reichte Cengiz das Notebook, er ertrug es nicht mehr, seinen Sohn gefesselt zu sehen. Cengiz zoomte mit zwei Handgriffen das weiße Kästchen heran. Der Kommissar drehte entnervt den Kopf zu Vierkant, die wieder einmal in ihrer Umhängetasche kramte.
    »Was zum Teufel suchst du da, Vierkant?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    »Das hier!«, antwortete Vierkant und hielt ein weißes Kästchen, etwa fünf mal fünfzehn Zentimeter groß, in die Luft.
    »Wissen Sie noch, der Möbelpacker beim Umzug? Das war er doch, der Deutsche? Sie haben ihn selbst angesprochen, der hatte eine magnetische Brille umhängen. Ich fand das so praktisch und habe mir das heute Morgen bei Aldi geholt. Sonderangebot. Rot und blau war schon weg, ich habe das weiße gekauft.«
    Verblüfft nahm Demirbilek das Brillenetui in die Hand und verglich es mit der Vergrößerung auf dem Monitor des Notebooks. Das Logo war identisch.
    »Sie meinen, der Deutsche blufft?«, fragte Demirbilek unsicher.
    »Ich habe keine Ahnung, wo

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