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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Wagner in die Bremsen. Demirbilek sprang aus dem Wagen und stach die Treppen zu Özlems Wohnung in den dritten Stock hinauf. Außer Atem drückte er die WG -Klingel »Demirbilek/Hartmann/Kolf«. In Gedanken durchforstete er fieberhaft ganz München, um Aydins Aufenthaltsort herauszufinden. Seine Tochter war nicht da, jedenfalls öffnete sie nicht. Er drückte erneut den Klingelknopf, diesmal stakkatoartig, bis Özlem endlich die Tür aufmachte. Sie stand verschwitzt vor ihm, den nackten Körper bedeckte ein weißes Laken, das sie mit beiden Händen über der Brust festhielt.
    »
Baba!
Was ist los?«, fragte sie überrascht und besorgt zugleich, denn das Gesicht ihres Vaters war angespannt und regungslos wie eine Maske.
    »Pack ein paar Sachen zusammen. Du musst hier weg, und zwar schnell«, antwortete er, ohne eine Erklärung zu geben.
    »Was ist denn passiert?«, fauchte Özlem zurück. »Jetzt mal langsam, Papa!«
    »Nein!«, schrie er sie unvermittelt an.
    Özlem erschrak, so außer sich hatte sie ihren Vater noch nie erlebt. Aus ihrem WG -Zimmer trat ein Mann in ihrem Alter, mit kurzen Haaren und haarloser Brust, er hatte ein Handtuch um die Hüfte gewickelt.
    »Was ist los, Özlem? Was will der Scheißkerl von dir«, jaulte er auf Krawall gebürstet, ohne ein Gespür für die angespannte Situation zu zeigen.
    In dem Moment besann sich Demirbilek. Es ging ihn nichts an, mit wem seine Tochter schlief. Zumindest nicht in diesem Moment.
    »Özlem. Ich bitte dich,
lütfen canım.
Pack ein paar Sachen und fahr mit deinem Freund weg, nehmt euch irgendwo ein Hotel, du hast doch Semesterferien.« Er holte aus seinem Geldbeutel ein paar Scheine und reichte sie ihr, aber Özlem nahm das Geld nicht an. Ein weiteres Mal bekniete er seine Tochter. »Es ist wichtig, ich bitte dich, Özlem. Es hat mit meiner Arbeit zu tun. Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen.«
    Plötzlich wurde Özlem bewusst, wie sehr sie sich um den Zustand ihres Vaters sorgte. Er wischte sich, ohne es selbst zu merken, immer wieder mit dem Ärmel seines Sakkos über das Gesicht. Sie hätte ihn gerne in die Arme genommen, aber der Anstand und die Befürchtung, das Betttuch könnte herunterrutschen, verboten es ihr.
    »Tabii babacığım, hemen«,
besänftigte sie ihn auf Türkisch und drehte sich zu ihrem Freund um. Mit fester Stimme sagte sie: »Der Kerl ist mein Vater. Zieh dich an und verschwinde, Nico. Ich fahre zu einer Freundin, und zwar alleine.«
    Demirbilek umarmte seine Tochter erleichtert und drückte ihr die Scheine in die Hand.

[home]
    60
    D er Deutsche saß im Schneidersitz auf dem Boden neben dem PC und starrte ins Leere. Er wartete. Sonst war nichts zu tun. Die Webcam war online geschaltet. Er hatte den Link des Videosignals von einem sicheren Account per Mail an die Polizei geschickt. Eine Stunde war seit dem Anruf vergangen. Den Flug nach Moskau hatte er auf den nächsten Morgen umgebucht. Das Mietauto hatte er um einen weiteren Tag verlängert. Es gab nichts zu tun, außer auf seine Geldtasche zu warten. Dann fiel ihm doch etwas ein. Er streckte sich ausgiebig und legte sich flach auf den Boden. In einem neuen Browserfenster des PCs tippte er die Adresse einer Webseite ein. Nach Eingabe von Benutzername und Kennwort konnte er zwischen vier verschiedenen Perspektiven wählen. Er betrachtete seine Holzvilla. Es war Nachmittag in Istanbul, die schönste Zeit des Tages. Er sehnte sich sehr danach, endlich wieder zu Hause zu sein. Seine Rosen zu pflegen, sich um sein Heim zu kümmern. Die Sehnsucht war so groß, dass er wütend wurde.
    Er hob den Kopf und sah zu seiner Geisel. Die döste in verkrampfter Haltung und mit gefesselten Händen am Heizkörper. Er dachte an dessen Vater, den türkischen Polizisten im Dienste der bayerischen Polizei. Das Gejammer des jungen Mannes nach Wasser half ihm bei der Entscheidung, seiner Wut Luft zu machen. Besser so, als ein Magengeschwür zu bekommen. Er griff zu der Plastikflasche Wasser, die sich in seiner Tasche befand, und trank vor den Augen seiner Geisel einen kräftigen Schluck.
     
    Demirbilek riss die Tür zum Konferenzraum auf und blieb fassungslos stehen. Eine drei mal fünf Meter große Leinwand prangte an der Stirnseite des zur Einsatzzentrale umfunktionierten Konferenzraumes. Die Polizisten, darunter Leipold und Vierkant, die um den ovalen Tisch saßen, verstummten, als der Kommissar hereinplatzte. Demirbilek wurde ohne Vorwarnung mit dem hochaufgelösten Antlitz seines Sohnes

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