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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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selbst.
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich keine Auskunft über Patienten geben darf.«
    »Sie wollen doch sicher nicht, dass wir der Leitung erzählen, wie Sie mit diskreten Patienteninformationen umgehen, oder?«, wandte Leipold mit einem charmanten Lächeln ein.
    Frau Schwarz blickte ihn entsetzt an, dann hilfesuchend zu seiner Kollegin. Doch auch sie lächelte charmant und half ihr auf die Sprünge. »Frau Güzeloğlu kam vor drei Monaten zu Ihnen …«
    »Ja«, begann die Frau stockend. »Sie kam mit ihrem Chauffeur. Ein älterer Herr. Dem ist ein blöder Unfall an der Einfahrt passiert. Frau Güzeloğlu hatte einen Termin, sie hat an der Rezeption das Formular ausgefüllt, das Sie dabeihaben. Ich habe ihr gesagt, dass der behandelnde Arzt sie erwarten würde. Sie ist aber nicht zu ihm, sondern hat eine geschlagene Viertelstunde in der Lounge Magazine durchgeblättert.«
    »Dann ist sie zum Arzt?«, fragte Cengiz nach.
    »Nein«, erwiderte sie und räusperte sich umständlich.
    »Was nun? Ist sie zur OP oder nicht?«, wollte Cengiz ungeduldig wissen.
    »Warte doch, Jale. Lass Frau Schwarz in Ruhe nachdenken, wie das gewesen ist«, mischte sich Leipold ein. Er bemerkte eine Veränderung in dem Gesicht der Frau. Sie wollte etwas loswerden. Nur was?
    »Wissen Sie, ich hatte das Gefühl, dass sie gewartet hat, bis ich alleine an der Rezeption war. Sie kam dann und fragte, ob es möglich sei, dass ich den Anmeldebogen nicht zu den Akten lege«, fuhr Frau Schwarz schließlich fort. »Ich habe ihr den Gefallen getan und das Formular durch den Schredder gezogen.«
    »Wie? Einfach so?«, fragte Cengiz ungläubig nach.
    »Ich bitte Sie, das für sich zu behalten. Das könnte mich den Job kosten.«
    »Kein Problem«, mischte sich Leipold erneut ein. »Sie war sicher Privatpatientin. Hat sie möglicherweise bar bezahlt?«
    Frau Schwarz schluckte. Dann nickte sie.
    Das war also der Grund, sagte sich Pius Leipold, sie hatte sich schmieren lassen, damit Güzeloğlus Name nicht in den Patientenunterlagen auftauchte. Er blickte zu Cengiz. Sie deutete ihm an, verstanden zu haben, dass er einen Volltreffer gelandet hatte.
    »Und wohin kommt das zerstückelte Papier?«
    »Hinter der Villa, da stehen die Container«, erklärte Frau Schwarz kleinlaut.
    »Oft ist der Schredder wohl nicht im Einsatz?«, fragte Cengiz abermals nach.
    »Bei uns an der Rezeption nicht, nein«, schüttelte Frau Schwarz den Kopf.
    »Frau Güzeloğlu hatte ja dann einen zweiten Operationstermin, oder?«, übernahm Leipold.
    »Ja, genau. Vorgestern war sie wieder da – diesmal ohne Chauffeur – und hat den Eingriff noch einmal vornehmen lassen …«, entfuhr es ihr unabsichtlich. Als ihr der Fehler bewusst wurde, fügte sie ängstlich hinzu: »Oh, mein Gott, das hätte ich ja gar nicht sagen dürfen. Das mit der OP wissen Sie nicht von mir!«
    Cengiz und Leipold blickten sich verdutzt an. Während sie den Cayenne bewachten, hatte sich Gül Güzeloğlu die Jungfernschaft zurückoperieren lassen.
    »Keine Sorge, Frau Schwarz. Wir führen kein Verhör. Aber wenn Sie es schon erwähnen, wann hat denn Frau Güzeloğlu nach der OP die Klinik verlassen?«, machte Leipold weiter.
    »Bei der Übergabe heute Morgen hat die Kollegin vom Nachtdienst erzählt, dass die Patientin um drei Uhr in der Nacht ein Taxi bestellt hat. Sie hat sich selbst entlassen, wobei sie ein paar Stunden später ohnehin hätte gehen können. Mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen.«
    »Wir bräuchten mehr Zeugen wie Sie«, schmeichelte ihr Leipold und lächelte.
    »Danke, sehr freundlich«, antwortete Frau Schwarz und wollte aufstehen.
    Cengiz hielt sie zurück. »Dieser Unfall vor drei Monaten. Was genau ist da passiert?«
    »Nichts weiter … obwohl«, sie dachte nach und erinnerte sich. »Doch, da war etwas Komisches. Einer der Putzmänner hat seinen vollen Eimer fast umgeworfen, als er Frau Güzeloğlu in der Lounge gesehen hat. Der dreiste Kerl hat sie angestarrt, als wäre sie, ach, ich weiß nicht … Ich kenne die junge Dame ja auch aus der Presse. Wir sind es gewohnt, bekannte Persönlichkeiten bei uns zu haben.«
    Leipold legte Bülent Karaboncuks Foto aus der Vermisstenkartei auf den Tisch. »War es dieser Mann hier vielleicht?«
    »Ja, genau, das ist er. Was hat der denn angestellt?«
    Leipold ging auf die Frage nicht ein.
    Cengiz hakte nach. »Hat der Mann auf dem Foto Frau Güzeloğlu angesprochen?«
    »Das wäre ja noch schöner!«, empörte sich Frau Schwarz.

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