Kommissar Pascha
Frage …«, unterbrach sie ihn, verdrehte die Augen und sank ohnmächtig auf dem Stuhl zusammen. Ihr Kopf knallte auf die Tischplatte. Zwei der drei Becher kippten um. Der Kaffee ergoss sich über die Tischkante auf den Steinboden.
Demirbilek rührte sich nicht. Er wartete einen Moment ab. Dann schüttelte er Güls Schulter. Sie wachte langsam wieder auf.
»Wo bin ich?«, fragte sie, als würde sie aus einer Hypnose erwachen.
Demirbilek fixierte die Frau. Er konnte beim besten Willen nicht sagen, ob sie ihn auf den Arm nahm. Sosehr er es auch versuchte, die Frau war nicht zu durchschauen. Wesen und Charakter veränderten sich wie ein Vexierbild. Was zwischen den unterschiedlichen Bildern als Eindruck greifbar zurückblieb, waren Faszination und das Verlangen, mehr von der Frau erfahren zu wollen.
Demirbilek schaute ihr nach, wie sie ein weiteres Mal zum Hauptausgang ging, um eine Zigarette zu rauchen. Doch diesmal blieb sie nicht vor der Tür stehen. Sie ging einfach weiter.
Demirbilek fragte sich nicht, ob er einen Fehler machte. Er hätte ihr nachlaufen, sie aufhalten, mit in den Verhörraum schleifen und sie in die Mangel nehmen müssen. Stattdessen packte er ihre zurückgelassene Handtasche, griff nach dem Kopftuch und ging zurück ins Büro. Er hielt seinen Drang, an Güls Kopftuch zu riechen, mit großer Mühe in Zaum.
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41
W ährend Zeki Demirbilek die Unternehmertochter befragte, stritten Leipold und Cengiz vor dem Dienstwagen. Diesmal weigerte sich Cengiz, Leipold fahren zu lassen. Sie warfen eine Münze. Leipold händigte widerwillig den Schlüssel aus und setzte sich auf den für ihn ungewohnten Beifahrersitz. Nachdem sie sich über den Mittleren Ring gequält hatten, gab Cengiz auf der kurzen Strecke der Autobahn nach Starnberg Gas. Leipold machte sie auf die Geschwindigkeitsbegrenzung aufmerksam.
»Wir sind im Einsatz, Pius, mach dich mal locker«, frohlockte Cengiz und überholte ein Cabriolet. Der Mann mit den wehenden Haaren am Steuer blickte zu Leipold und warf ihnen einen Kuss zu. Leipold streckte ihm als Antwort den Mittelfinger entgegen. Er war nicht in bester Stimmung.
Nach fünfundzwanzig Minuten atmete Leipold tief durch. Er war überfroh, unbeschadet am Parkplatz der Jugendstilvilla aussteigen zu können. »Ich fahre zurück, damit das klar ist«, sagte er und ließ sich den Schlüssel aushändigen.
»Wenn die Kassenpatienten nehmen, will ich freiwillig Bayerisch lernen«, äußerte Cengiz, beeindruckt von der Schönheit des Gebäudes.
Am Empfang des gynäkologischen Zentrums wurden die beiden Polizisten erwartet. Vierkant hatte sie telefonisch angekündigt. Die zwei Damen in weißen Kitteln an der geschwungenen Rezeption aus massivem Holz warfen einen kurzen Blick auf die Dienstausweise und bedauerten, keine Auskunft über Patienten herausgeben zu können.
Da knallte Cengiz – sie hatte auf ihren Einsatz gewartet – Gül Güzeloğlus zusammengesetzten Aufnahmebogen aus dem Tresor auf den Tisch.
»Ein paar Auskünfte haben wir über Ihre Patientin aber schon!«, sagte sie bewusst etwas zu laut.
Die eine Dame, dem Namensschild nach Frau Schwarz, begutachtete das Papier und reichte das Dokument, das in Klarsichtfolie steckte, an ihre Kollegin weiter. Die zweite Dame warf einen entsetzten Blick darauf.
»Okay. Sie erinnern sich daran?«
»Aber ja, natürlich.«
»Haben Sie es geschreddert?«, fragte Cengiz.
Frau Schwarz bückte sich und hielt mit einer Hand den Aktenvernichter hoch. Ein älteres, billiges Modell, dem Anschein nach, urteilte Leipold. Cengiz machte von dem Gerät ein Foto mit dem Smartphone.
»Ich nehme an, dass Sie nicht selbst den Behälter leeren?«
»Natürlich nicht«, antwortete Frau Schwarz nervös und beugte sich über die Theke zu den Polizisten: »Sagen Sie, muss man das an die große Glocke hängen? Am Ende sind wir an der Rezeption schuld. Wir haben die Fetzen bestimmt nicht aus dem Papierkorb geholt und zusammengesetzt.«
»Sie sicher nicht, Frau Schwarz«, beruhigte Leipold sie verständnisvoll. Dann zwinkerte er verschwörerisch und übergab Cengiz das Dokument, die es in ihre Handtasche verschwinden ließ.
»Ich bin gleich wieder da«, teilte daraufhin Frau Schwarz ihrer Kollegin mit und bedeutete den Kommissaren, ihr zu folgen.
Laut Türschild betrat die Gruppe die Teeküche, einen geräumigen Aufenthaltsraum mit Koch- und Ruhemöglichkeiten für das Personal. Frau Schwarz bot den Gästen Platz an und setzte sich
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