Kommissar Pascha
erkundigte sich Leipold ungläubig. »Und besoffen, wie er war, hat er den beiden das Wort Teufel reingestanzt, oder wie?«
»Kann sein, dass ich Metin auf die Idee gebracht habe. Als ich mich ihm damals anvertraut habe, hat er vor meinen Augen auf den Koran einen Eid abgelegt, sich um die beiden ›Teufel‹, wie ich sie nannte, zu kümmern. Wahrscheinlich deshalb.«
»Ach ja?«, kommentierte Demirbilek noch skeptischer. Aus seiner Sicht war die Erklärung weit hergeholt. Dennoch brachte er das Thema auf den flüchtigen Mann zurück, schließlich ging es darum, einen in Deutschland gesuchten Verbrecher zu fassen. Auch eidesstattliche Erklärungen konnten erstunken und erlogen sein. »Ist Ihnen klar, dass durch Ihre Aussage Ahmet Burak nicht nur wegen Mordes oder Totschlags an seinem Vater gesucht wird? Es geht jetzt auch um Mithilfe bei zwei Morden.«
»Es ist so, wie ich es sage.«
Demirbilek nahm das zweite Taschentuch für den Tag heraus und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Leipold verfolgte mit nachdenklichem Gesicht die Schiffe in seinem Blickfeld.
»Ahmet lässt sich nicht für den Rest seines Lebens in ein türkisches Gefängnis einsperren«, erklärte Gül, bevor sie sich eine weitere Zigarette anzündete.
Zumindest ist sie in dem Punkt ehrlich, dachte Demirbilek. Nach dem Prozess wäre der illegal in Deutschland Lebende in die Türkei überführt worden. Er blickte zu Leipold, um zu sehen, was er von Güls Aussage hielt. Leipold zuckte mit den Achseln und ermunterte ihn, weiterzumachen.
»Und warum musste Florian Krust sterben?«
Gül zupfte an ihrem Kopftuch und überlegte anscheinend das erste Mal, wie sie ihre Worte wählen sollte. »Krust hat über die letzten Jahre Unsummen veruntreut. Das kam nach und nach auf, als der Fusionsvertrag verhandelt wurde. Es rächte sich, dass er die Anwälte meines Zukünftigen unterschätzte. Im Grunde glaubte er, dass er es mit türkischen Vollidioten zu tun hatte. Übrigens hat Krust auch Tavuk übers Ohr gehauen. Der war so naiv, der hat sogar nicht gemerkt, dass er niemals als Geschäftsführer eines Döner-Delüks-Ladens gearbeitet hätte.«
»Krust hat uns gesagt, dass er den Deal eingefädelt hat, stimmt das denn nicht?«
»Doch. Das ist wahr. Es war seine verdammte Idee mit der Fusion und der Heirat«, erzürnte sie sich.
»Und dafür sollte er entlohnt werden?«, hakte Demirbilek nach.
»Krust sollte laut Fusionsvertrag eine ordentliche Prämie bekommen. Doch dafür hatte niemand mehr Verständnis, nachdem er aufgeflogen war. Sein Betrug sollte nicht an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Wer ist niemand?«, fragte Demirbilek mürrisch, ihm war klar, dass sie damit ihre neue Familie meinte.
Wie erwartet ging Gül auf die Frage nicht ein. »Ahmet sollte sterben, weil er mich liebt. Er war eine Gefahr für die Pläne meines Vaters. Die Angelegenheit ist jetzt geklärt. Es war meine Schuld. Ein Missverständnis«, erläuterte sie stattdessen.
»Ahmet Burak sollte umgebracht werden, weil er Sie liebt?«, wollte Demirbilek erstaunt wissen.
»Ja. Eine Frage der Ehre und des Geschäftes, Herr Demirbilek. Ich dachte, Sie sind Türke. Eigentlich sollten Sie das verstehen«, erwiderte sie spöttisch.
Demirbilek lachte auf, bevor er ruhig antwortete: »Das Problem haben die meisten, mit denen ich beruflich zu tun habe. Sie versteifen sich darauf, dass ich Türke bin. Genau wie Sie. Doch da täuschen Sie sich. Ich bin in erster Linie Münchner Kommissar. Und als solcher sage ich Ihnen, dass ich es satthabe, mich von Ihnen auf den Arm nehmen zu lassen.« Dann wandte er sich Leipold zu: »Ruf Tekerek an, er soll herkommen und sie festnehmen.«
Leipold holte in aller Ruhe sein Handy aus der Tasche.
»Sparen Sie sich den Anruf. Birol ist ein großer Bewunderer meines zukünftigen Mannes. Er wird mich nicht verhaften«, sagte Gül und schnippte die Zigarette ins Meer.
Leipold hielt inne und versuchte mit Blick auf Demirbilek zu ergründen, was sie tun sollten. Gül half ihnen bei der Entscheidung.
»Der Mann, den Sie suchen, ist ausgebildeter Scharfschütze der türkischen Armee. Einer, der für Geld alles tut. Er ist gerade mal Mitte dreißig und wird noch über viele Jahre Aufträge annehmen. Wenn Sie ihn fassen, retten Sie das Leben vieler Menschen.« Sie hielt dem Kommissar den Zettel hin.
Er hätte nur zuzugreifen brauchen. Doch Demirbilek hatte sich noch nicht entschieden, er wollte Gewissheit. »Ich möchte wissen, wer die beiden Morde in
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