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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Auftrag gegeben hat.«
    Gül sah ihn mit resolutem Gesichtsausdruck an. Offenbar hatte sie mit der Frage gerechnet. »Das weiß ich nicht.«
    Demirbilek hatte ebenfalls mit dieser Antwort gerechnet. »Sie lügen.« Urplötzlich griff er nach ihrer Hand. Wieder war sie kalt. Mit einem tiefen Blick in seine Augen versuchte Gül, ihre Finger zu lösen. Der Kommissar drückte fester zu und erwiderte ihren Blick. Was er in ihren Augen entdeckte, verwunderte ihn.
    »Sie haben Angst«, stellte er unvermittelt fest.
    Zeki fragte sich, ob ihre Angst daher rührte, dass sie einen türkischen Mann vor sich hatte, der zornig war und sich nicht von einer Frau ausspielen lassen wollte. Er prüfte ein weiteres Mal ihren verängstigten Blick, sah, wie ihre Pupillen nervös zuckten.
    »Bitte, lassen Sie meine Hand los.«
    Demirbilek ließ sich Zeit, bevor er seinen Griff lockerte. Der Zettel blieb in seiner Hand zurück.
    »Der Mann wird
der Deutsche
genannt. Er kommt morgen im Laufe des Tages nach München, um sein Geld abzuholen. Viel Glück,
Komiser Bey.
«
    Anschließend drehte sie sich um und überquerte die Brücke Richtung Galataturm. Erst da bemerkten Demirbilek und Leipold, dass Gül flache, feuerrote Turnschuhe zu dem schwarzen Kleid trug.
     
    Zwei Stunden später schleuste ein türkischer Polizist in Uniform die beiden bayerischen Beamten durch die Passkontrolle am Flughafen. In allerletzter Sekunde bestiegen die Kommissare die letzte Maschine nach München. Vor der Treppe am Rollfeld beendete Demirbilek das letzte seiner unzähligen Telefonate mit den Kollegen in München. Kommissariatsleiter Weniger war in einer Sitzung in Berlin; er durfte zu Demirbileks Glück nicht gestört werden.
     
    Völlig erledigt von seinem Kurztrip nach Istanbul, betrat der Kommissar weit nach Mitternacht seine Wohnung. Er stellte den Trolley im Flur ab und öffnete vorsichtig die Schlafzimmertür. Sein Bett war gerichtet, Aydins Futon auf dem Boden ebenfalls. Doch sein Sohn war nicht da. Aydin war alt genug, er hoffte nur, er wusste, was er in Bezug auf Cengiz tat.
    In der Küche entdeckte er die Post. Sie lag auf dem Fensterbrett. Er nahm die Briefe und setzte sich an den Küchentisch. Der oberste war von Frederikes Anwalt. Er holte aus der Tischschublade einen Kugelschreiber und unterschrieb, ohne zu zögern, die Scheidungspapiere an den mit Kreuzen markierten Stellen – was für eine Erleichterung, dachte er und war trotz bleierner Müdigkeit irritiert von der Doppeldeutigkeit seines Gedankens. Danach legte er sich ins Bett. Er nahm sich vor, nicht über Gül Güzeloğlu und die vier Morde nachzudenken. Stattdessen rief er sich Selmas sanften, sehnsuchtsvollen Blick aus dem Taxi ins Gedächtnis. Innerhalb kürzester Zeit schlief er ein.
     
    Am nächsten Morgen wachte Zeki Demirbilek um sechs Uhr vom Weckton seines Handys auf. Aydins Schlafplatz war unberührt. Jetzt wunderte er sich doch und schimpfte, dass er wenigstens hätte Bescheid geben können, wenn er über Nacht wegblieb. Er schlurfte gähnend zum Badezimmer. Beim Zähneputzen zog er eine alberne Grimasse vor dem Spiegel. Er hatte nicht lange, aber wunderbar geschlafen und war in bester Stimmung. Heute würde er den Mann fassen, den Güzeloğlu den Deutschen nannte, und damit den ersten Fall des Sonderdezernats zu Ende bringen. Wenn der erste Fall mit vier Toten aufwartete, wie sollte das bloß weitergehen?, fragte er sich. Der kleine Zettel, den ihm Gül im Gegenzug für Ahmet Buraks Freiheit gegeben hatte, genügte, um den heutigen Großeinsatz vorzubereiten. Die islamische Gemeinde mit der kleinen Moschee, in der die Geldtasche auf den Deutschen wartete, war bereits umstellt.
    Auf dem Weg zur Küche schlurfte er an dem Zimmer vorbei, das von Cengiz bewohnt wurde. Er folgte einer Eingebung und öffnete vorsichtig die Tür. Sein Sohn lag in Cengiz’ Bett.
    »Ich hole Jale um zwölf Uhr aus der Klinik«, brabbelte Aydin im Halbschlaf und wälzte sich auf die andere Seite.
    Was habe ich da nur angestellt?, sorgte sich Demirbilek und ließ Aydin weiterschlafen.

[home]
    56
    D er Deutsche hatte die ganze Zeit über in seiner sicheren Unterkunft in Salzburg auf den Rückruf seines Auftraggebers gewartet. Nach dem ausführlichen Telefonat mit Furat Firinci war für ihn die Welt wieder in Ordnung. Firinci hatte in blumigen Worten dem Schicksal gedankt, dass er die zweite Zielperson verfehlt hatte. Ohne weitere Erklärungen hatte er den Auftrag, Ahmet Burak zu töten,

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