Kommissar Steen 01 - Unruhe
der das Verhör führte, saß ihr direkt gegenüber, sein Nebenmann machte eifrig Notizen. Ihr Blick war ganz und garneutral, aber der eine Kollege schüttelte kaum merklich den Kopf, während der andere ihn nur missbilligend ansah. Axel verließ den Raum und betrat John Darlings Büro, um einen Bericht zu holen. Das Verhör wurde wieder aufgenommen, bevor er in sein eigenes Büro zurückkehrte.
»Nein.«
»Was ist mit Montagabend?«
»Ihr habt mein Haus bewacht, und euer Kollege, Axel Steen, war auch da.«
»Mit dem Sie ein Verhältnis hatten, wie Sie uns eben berichtet haben?«
»Mit dem ich vor ein paar Jahren eine Nacht verbracht habe.«
»Nachdem Sie ihn im Netz kennengelernt hatten?«
»Ja, und ich kann immer noch nicht erkennen, was das mit dem Fall zu tun haben soll.«
Das werden sie den Kollegen morgen am Frühstückstisch schon erklären, dachte Axel. War seine Rolle in dem Fall bereits auf Statistenniveau reduziert worden, so hing sie jetzt an einem noch dünneren seidenen Faden. Man ermittelte nicht in einem Fall, in dem es Zeugen oder Verdächtige gab, mit denen man sexuellen Umgang gehabt hatte. Er wusste, dass er wieder bei Rosenkvist oder bei Corneliussen antanzen durfte, sobald er morgen im Präsidium auftauchte, wenn nicht vorher schon eine Mail bei ihm eingegangen war.
»Haben Sie das Verhältnis mit Axel Steen wieder aufgenommen?«
Sie zögerte.
»Nein, das habe ich nicht.«
»Sie haben nichts mit ihm gehabt, seit die Ermittlungen in dem Fall laufen?«
»Nein.«
»Was hat er Ihnen über den Fall erzählt, als er bei Ihnen war?«
»Alle Mögliche. Er hat mich verhört. Und er hat mir erzählt, dass Martin Lindberg festgenommen wurde – das ist ja der Grund, warum ich jetzt hier sitze.«
»Hat er Ihnen Einzelheiten über den Fall und die Ermittlungen berichtet, über die Sie sich gewundert haben? Hat er Ihnen gesagt, was Sie hier sagen sollen?«
Axel war kurz davor, die Tür einzutreten und dieser Farce ein Ende zu machen – fuck , was waren das für diensteifrige kleine Paragrafenreiter. Er hatte doch verdammt noch mal Enver Davidi nicht umgebracht, und Laila Hansen hatte es wahrscheinlich auch nicht getan, und das war es doch, was sie herausfinden mussten. Warum fragten sie nicht nach Jakob Sonne?
»Nein, was sollte das denn auch sein? Er hat mich zweimal zu allem verhört, was mit dem Fall zu tun hat, und genau dieselben Fragen gestellt wie Sie. Nur nicht auf dieselbe ungehobelte Art und Weise.«
Zurück in seinem Büro, setzte Axel sich an den Schreibtisch und fuhr den Computer hoch. Er versuchte, sich in die Dateien zum Fall Enver Davidi einzuloggen, aber seine Zugriffsberechtigung war ihm entzogen worden. Dann öffnete er seine Mails und fand Mitteilungen von Corneliussen und Rosenkvist, die von dem Kollegen, der Laila verhörte, bereits vor einer Stunde Nachricht über seine Beziehung zu der Zeugin bekommen hatten. Der eine bestellte ihn zum Gespräch ein, der andere wollte eine Stellungnahme von ihm.
Er antwortete, er habe einen langen Tag gehabt, stehe aber morgen ab zwölf Uhr zur Verfügung.
Er musste sich auf reichlich Freizeit einstellen, die er nach diesen Treffen haben würde.
Das Verhör war beendet.
Einer der Kollegen kam in sein Büro.
»Himmel Herrgott, du hast ganz schöne Scheiße gebaut, Mann!«
Axel stand auf und ging auf ihn zu.
»Hast du deine Arbeit auch gut gemacht?«
»Wenn du meinst, ob ich sie gebumst habe, dann ist die Antwort nein«, entgegnete er.
»Hast du das herausbekommen, was du herausbekommensolltest, oder warst du so scharf darauf, den Chefs deine scheinheilige Empörung über mein Verhältnis mit ihr vor zwei Jahren anzudienen, dass du ein paar Spuren übersehen hast?«
»Das hier hättest du melden müssen, und zwar sofort, dann hätte einer von uns sie übernommen. Das weißt du. Versuch nicht, dich rauszureden. Du durftest den Fall überhaupt nicht haben.«
»Schieb deinen Hintern aus meinem Büro, bevor ich ihn höchstpersönlich nach draußen befördere. Du weißt rein gar nichts über das hier.«
Er fuhr herum und ging zu Laila Hansen und dem Kollegen, die die Auseinandersetzung mit angehört hatten.
»Ich komme allein nach Hause, Sie brauchen mich nicht zu fahren«, sagte sie.
»Das hatten wir auch nicht vor.«
Auf dem Bürgersteig vor dem Bunker holte er sie ein.
»War es schlimm?«
Sie sah ihn an, als könne sie sich nur mit Mühe beherrschen und müsse einen Wutausbruch unterdrücken.
»Das fragst
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