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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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ausgerechnet du? Du hast doch schon Hunderte solcher Verhöre geführt.«
    Axel sagte nichts.
    »Dann weißt du doch ganz genau, dass es nicht unbedingt wie ein Sechser im Lotto ist, ins Kreuzverhör genommen und nach jedem einzelnen Typen gefragt zu werden, mit dem du mal zusammen warst. Ich hatte fast den Eindruck, sie sind extra darauf herumgeritten, nachdem sie endlich begriffen hatten, dass ich dich kannte.«
    »Das tut mir leid, aber vielleicht wäre das zu vermeiden gewesen, wenn du mir von Lindberg und Sonne erzählt hättest.«
    »Welchen Unterschied hätte das gemacht? Hättest du dann vielleicht die Finger bei dir behalten, weil ich noch verdächtiger gewesen wäre?«
    Vielleicht. Aber nur vielleicht. Axel sah sie an, ihr Gesicht war hart geworden, müde und hart.

    »Soll ich dich nach Hause fahren?«
    Er zeigte hinüber zu seinem Wagen. Sie antwortete nicht, ging aber auf das Auto zu.
    Die ganze Fahrt über schwiegen sie. Die Nacht war neblig und undurchdringlich, und sie glitten über die viel zu große, weißgelb erleuchtete Kreuzung am H .   C. Andersens Boulevard und am Åboulevarden, durch die tote Landschaft aus Stein und Beton an der Autobahn beim Bispeengbuen und an der Borups Allee. Sie putzte sich die Nase. Sah nur starr vor sich hin.
    Die Kälte war mit Händen zu greifen, und das lag nicht nur an der Märznacht.
    Etwas war zerbrochen, das konnte er auch ihr anmerken. Oder war sie nur erschöpft und schockiert wegen des Verhörs? Und was war überhaupt zwischen ihnen? Ein brüchiges Band, kaum geknüpft. Es fühlte sich falsch an. So viel Begierde, verdrängt von Zurückweisung und Abstand. In so kurzer Zeit. Er hatte ein Gefühl, als habe er etwas verloren, das er gar nicht gehabt hatte. Und dieses Gefühl löste etwas anderes bei ihm aus. Er wollte nur noch weg, weg aus dem Auto, weg von ihr, weg von sich selbst und diesem verfluchten Job mit all seinen beschissenen Verwicklungen.
    Vor der Autobahnauffahrt am Hareskov bog er ab hinunter zum Utterslev Torv und dann in den Rentemestervej. Vor ihrem Haus parkte ein Zivilfahrzeug der Polizei.
    »Die passen immer noch auf mich auf?«, fragte sie, als sie es entdeckte. »Oder sind es in Wirklichkeit sie, vor denen ich Angst haben muss? Soll ich wieder so behandelt werden wie damals bei David?«
    »Wir passen immer noch auf dich auf. Ich komme wieder, wenn du es willst.«
    Sie sah ihn mit einem Blick an, den er nicht deuten konnte, und stieg aus.

DONNERSTAG, 8. MÄRZ
51
    Schaute er nach unten auf seine Brust, konnte er den Herzschlag überall sehen, die Haare tanzten, die Haut vibrierte. Er hob einen Arm und blickte auf die Innenseite am Handgelenk, die blauen Adern, wo der Puls seinen verfluchten Takt schlug. Im Badezimmer schob er das Gesicht ganz nah an den Spiegel heran, sodass er die Venen im Hals sehen konnte. Auch hier schlug es. Ja, der Arzt hatte ihm gesagt, er habe einen ungewöhnlich kräftigen Puls, aber das hier war doch nicht normal. Er musste ein neues EKG machen, und zwar bald. Er ging ins Wohnzimmer und setzte sich mit einer Tasse Kaffee aufs Sofa, nahm seine Uhr und zählte. Zweiundsiebzig Schläge in der Minute. Normaler Ruhepuls. Trotz Kaffee. Warum zum Teufel konnte er sich nicht einfach entspannen und sein armes Herz mit all seiner Angst in Frieden lassen?
    Bis um vier Uhr war die Nacht ohne Schlaf vergangen, dannhatte er die Matratze auf den Wohnzimmerboden gelegt, einen Joint angezündet und dagelegen und in die Dunkelheit gestarrt, bis der Schlaf über seine Brust gekrochen kam und ihn fortführte. Die drei Stunden davor hatte er damit zugebracht, Verhörberichte durchzulesen. Er hatte mit Henriette Nielsen gesprochen, die nach wie vor damit einverstanden war, ihn an der Überwachung zu beteiligen, es sei denn, er würde wegen seines Schwanzes nicht ganz aus dem Korps gefeuert, wie sie lachend hinzufügte, als er ihr von seiner Vorgeschichte mit Laila Hansen erzählte.
    Im Bunker wartete ein Arschtritt auf ihn, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Und die Aufklärung des Falles war weiter entfernt als je zuvor.
    Er versuchte, seine Gedanken zu sammeln, logisch zu denken. Wer würde Davidi töten wollen?
    Einer, der ihn kannte. Das setzte einen Kontakt voraus. Die Auswahl war nicht besonders groß. Laila Hansen war aufgrund der technischen Beweise und der Videoaufzeichnungen auszuschließen. Lindberg? Sonne? Allem Anschein nach hatte keiner von beiden vor dem Mord Kontakt mit Davidi gehabt. Damit blieben noch Moussas

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