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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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lange Lindenallee ein, die den Friedhof durchschnitt, in den Sommermonaten ein grüner Kanal unter einem blauen Dach, jetzt ein paar übrig gebliebene Blätter an nassen schwarzen Stämmen vor einem weißgrauen Himmel.
    »Wie war dein Verhältnis zu Enver Davidi?«
    »Gut. Ich hatte nichts gegen ihn.«
    »Wusstest du von Anfang an, dass er wegen Drogenhandels verurteilt und abgeschoben worden war?«
    »Zumindest sehr früh, ja. Ich habe meinen Chef bei DR angerufen und gefragt, ob das ein Problem sei.«
    »Und? War es das?«
    »Er meinte, nein, aber es sei auch nichts, das wir an die große Glocke hängen sollten.«
    »Warum hast du uns nicht kontaktiert, als du erfahren hast, dass der Tote Enver Davidi ist?«
    »Entspann dich. Ich wusste nicht, dass er es ist, für mich war er David.«
    Leute auf Christiania-Rädern mit Kindern in der Ladebox, wohl auf dem Weg zum Kindergarten, Spaziergänger mit ihren Hunden und ein grauhaariger Mann, der zwei Einwandererjungen Flüche hinterherrief, weil sie mit ihren Rädern zu dicht an ihm vorbeigerauscht waren, bevölkerten den Friedhof. Der Alltag schien eingekehrt zu sein, nur der Lärm des Abrisskrans, der unermüdlich das Jugendzentrum bearbeitete, war im Hintergrund zu hören.
    »Was ist mit Stanca Gutu?«
    Sonne stutzte.
    »Mit wem?«
    Da war es wieder. Er reagierte haargenau wie Lindberg. Mit Worten bestritt er, sie zu kennen, aber sein Körper zeigte eine deutliche Reaktion auf den Namen.
    »Eine junge moldawische Prostituierte, die am Morgen des18. März 2001 erwürgt in einem Hotelzimmer in Tetovo aufgefunden wurde. Ihr wart doch zu dieser Zeit da unten, oder?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Er hakte nicht nach, warum Axel nach Stanca Gutu fragte.
    »Der Mord wurde nie aufgeklärt, aber Enver Davidi wurde in dieser Sache verhört.«
    »Das höre ich jetzt zum ersten Mal.«
    »Ist es nicht seltsam, dass der Mord zu der Zeit passierte, in der ihr mit ihm da unten zusammengearbeitet habt? Du und Lindberg? Und dass ihr beide leugnet, von der Sache zu wissen? Und lügt?«
    »Wovon zum Henker redest du?«
    »Vielleicht lügt ihr nicht direkt, aber ihr reagiert beide auf den Namen.«
    »Ich erinnere mich, dass David davon sprach, er habe ein paar Probleme, die er regeln müsse, aber mehr weiß ich darüber nicht.«
    Jeder Fall war mit Zeugen und Verdächtigen gespickt, die die Wahrheit frisierten, Details verschwiegen oder ihre Lügen in Dementis und kurz gefasste Leugnungen verpackten – das war der Punkt, an dem das Bewusstsein auf die Jagd nach einem Ausweg ging, während der Körper eine ganz andere Sprache sprach. Jetzt bestand die Aufgabe des Ermittlers darin, nicht auf den anderen loszugehen, sondern ihn wissen zu lassen, dass man ihm nicht glaubte. Und dann zu warten. Darauf zu warten, dass sich Zweifel und Wut zur Wahrheit durchfraßen und ihr die Möglichkeit gaben, ins Freie zu gelangen.
    Axel wechselte das Thema.
    »Was ist mit dir und Laila Hansen? Trefft ihr euch noch?«
    Sonne kniff die Augen zusammen und fixierte Axel, der einen spürbaren Stimmungsumschwung registrierte.
    »Hin und wieder, wir waren ein Jahr lang zusammen und sind halt Freunde geblieben. On and off.«
    Sie kamen an Niels Bohrs und Kenni Holsts Gräbern vorbei, die versetzt auf beiden Seiten der Allee lagen, jeweils mit einemStein ausgestattet, der über vier Meter in die Höhe ragte. Axel blieb stehen und fragte Sonne, ob er die Geschichte der beiden Grabsteine kenne. Der Journalist schüttelte den Kopf.
    Bohr war Nobelpreisträger und lag unter einer Säule mit dem Symbol der Weisheit, der Eule. Holst hingegen, vor dessen Grab sie standen, war Inhaber einer Harley Davidson und einer Kutte mit Backpatch gewesen und ruhte unter einem genauso hohen Bautastein aus Bornholmer Granit, umgeben von primitiven römischen Fackeln, für die seine Hells-Angels-Brüder über eine Million Kronen gesammelt hatten – eigentlich hatte der Stein doppelt so hoch sein sollen, aber das hatte das Friedhofsamt nicht genehmigt. So wirkte der Stein, als sei er einem Asterixheft entsprungen. Die Fackeln waren verrostet und zeugten davon, dass Kennis Brüder ihn längst vergessen hatten.
    »Zurück zu Laila. Wie würdest du ihr Verhältnis zu Enver beschreiben?«
    Sonne hob ein wenig die Stimme, als habe Axel Privatbesitz betreten.
    »Ich kann nichts Schlechtes über sie sagen. Mir kam es so vor, als sei sie fertig mit ihm, aber sie hegte keinen Groll. Sie ist gut. Ein ordentlicher Mensch.«
    »Wie

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