Kommissar Steen 01 - Unruhe
Skopje?«
»Warm, jeden Abend Party und leichte Mädchen. Ganz ehrlich, hier ist nicht viel zu tun für einen richtigen Polizisten. Alles dreht sich um Netzwerkarbeit und Beziehungen. Offizielle Abendessen und anschließend der inoffizielle Teil, in dem die wichtigen Dinge passieren.«
»Dann kannst du mir vielleicht mit ein paar inoffiziellen Informationen über ein Mordopfer helfen, mit dem ich mich hier herumschlage.«
Axel gab ihm Davidis persönliche Daten, Frank bat ihn zu warten.
»Er steht auf meiner Longlist Ausgewiesener in Sachen Drogenhandel, die sich oben in der Gegend um Tetovo niedergelassen haben. Das sind so viele, dass sie sich zum Zeitvertreib fast schon gegenseitig umbringen müssen, weil nicht genug Dope für alle da ist.«
»Ist es normal, dass sie wieder nach Dänemark kommen und weitermachen, als sei nichts gewesen, obwohl sie ausgewiesen wurden?«
»Bei diesen Typen ist nichts normal. Manche entwickeln sich zu Psychopathen, die meisten verlieren durch die Abschiebung Kontakt zu Frau und Kind, sie haben also nicht viel zu verlieren. Andere krempeln ihr Leben völlig um und gehen ins Kloster, aber zu dieser Kategorie gehört dein Freund ganz sicher nicht.«
»Kennst du ihn?«
»Nein, aber wir haben natürlich ein paar Informationen über diese Musterschüler gesammelt, schließlich können sie sowohl für uns als auch für die Makedonier zum Problem werden. Sein Name tauchte vor fünf, sechs Jahren in Verbindung mit einer toten moldawischen Prostituierten auf. Ich müsste ein paar Leute anrufen, um mehr über ihn herauszufinden.«
»Es geht um Mord, Frank, es eilt.«
»Was du nicht sagst. Du hörst von mir.«
Nach einer kurzen Verabschiedung beendeten sie das Gespräch, und Axel rief seine Kollegin Erna im Morddezernat an.
»Habt ihr die Unterlagen zu Enver Davidi gefunden?«
»Ich bin im Archiv gewesen. Alles nur Kleinigkeiten, Körperverletzung und Nötigung und so was. Die Unterlagen zu diesen großen Drogensachen sind ausgeliehen. Quittiert hat ein H. Nielsen, Hauptkommissar, Mobiles Sonderdezernat Kapitalverbrechen.«
»Was soll das denn? Die Sache ist doch zehn Jahre her! Kannst du mir seine Nummer beschaffen und per SMS schicken? Ich werde mich wohl mal mit ihm unterhalten müssen.«
Emma stand mit ihrem Stoffeisbär an der Hand in der Tür. Axel beendete das Gespräch, er würde sich später um diese Sache kümmern.
»Er sagt truut truut truut. Das ist Eisbärensprache und heißt Guten Morgen.«
»Guten Morgen, Schatz.«
Sein Handy vibrierte.
Es war eine SMS von Corneliussen:
›Du sprichst mit Davidis Exfrau. Darling kümmert sich um Friedhof und Tür-zu-Tür-Befragungen. Habe ihm Bescheid gegeben. Wir müssen die Sache jetzt in den Griff kriegen.‹
Normalerweise war man zu zweit, wenn eine Todesnachricht überbracht werden musste, aber Axel passte es ausgezeichnet, das alleine zu erledigen. Die Hinterbliebenen aufzusuchen, brachte oft den entscheidenden Hinweis, denn nicht selten war der Täter in diesem Umfeld zu finden, wie jeder Polizist wusste. Dass Corneliussen sich an dieser Stelle einmischte, war ganz und gar nicht gang und gäbe, und sicher war es dem Bild von der Leiche und den Gerüchten geschuldet, die Polizei sei in den Mord an Davidi verwickelt. In Aktivistenkreisen waren die Gerüchte bereits zur Wahrheit erhoben worden. Die Krawalle der letzten Nacht waren schlimmer als alle Unruhen bisher gewesen, und am St. Hans Torv hätten einige Kollegen beinahe mit dem Leben bezahlt, als sie in ihren feuersicheren Mannschaftswagen umringt und eingeschlossen worden waren und sich herausstellte, dass die Einsatzwagen nicht so feuersicher waren, wie sie sein sollten. Sie wurden mit Wurfgeschossen und Molotowcocktails bombardiert. Der schöne Marktplatz mit Cafés und angrenzenden Eigentumswohnungen verwandelte sich im Laufe der Nacht in eine brennende Fackel. Zehn bis zwanzig Autos waren angesteckt worden, und die Feuerwehr wurde daran gehindert, zu den Brandherden vorzudringen und die Flammen zu löschen. Axel hatte keinen Zweifel daran, dass das Foto, das Modpress veröffentlicht hatte, den Hass gegenüber der Polizei und den Frust über die Räumung des Jugendzentrums neu entfacht hatte. Er hatte die TV -Bilder gesehen, hatte das Gebrüll gehört, ›Mörder und Faschisten, dänische Polizisten‹, und hatte Interviewfragmente mit Aktivisten gesehen, die der Polizei Mord und gewalttätige Übergriffe vorwarfen.
»Wir müssen uns anziehen. Wer als
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