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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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in Unordnung geraten würden. Und es würde nicht besser werden, wenn herauskam, dass zwei Beamte Winterschlaf gehalten hatten, während der Mord geschah. Winterschlaf gehalten? Hatte er nicht gesehen, dass der eine von ihnen in genau dem Zeitraum verschwunden war, in dem der Mord verübt wurde?
    Er musste sich sehr gründlich zurechtlegen, wie er die Sache handhaben wollte, denn sollte sich zeigen, dass einer der beiden tatsächlich etwas mit dem Mord zu tun hatte, war unkontrollierbar das falsche Wort. Dann war das eine Bombe, die nicht nur innerhalb des Polizeikorps, sondern in der ganzen Stadt hochgehen konnte. Gleichzeitig musste er sehr vorsichtig mit der Aufnahme umgehen, denn fand man die Verbindung zwischen ihm und Dorte Neergaard, würde sie das beide teuer zu stehen kommen. Er hatte sich vorgenommen, sein Versprechen ihr gegenüber zu halten, sie könne mit der Story über die zwei Polizisten rausgehen, sobald er Klarheit hätte.
    Das Telefon klingelte, als er gerade in Emmas Zimmer gehen und sie wecken wollte.
    Es war BB . Noch bevor er seinen einleitenden Satz beendet hatte wusste Axel, dass sie einen Durchbruch erzielt hatten.
    »Volltreffer, Axel, die Fingerabdrücke des Opfers sind registriert.«
    »Wer ist er?«
    »Sie stimmen überein mit einem Makedonier namens Enver Davidi, achtundvierzig Jahre alt.«
    Enver aus Makedonien. »Kennen wir ihn?«
    »Und ob, wir haben ein halbes Billy-Regal über ihn.«
    »Drogen?«
    »Ja, unter anderem.«
    »Hast du sein Führungszeugnis vorliegen?«
    »Ist in Arbeit, es muss erst neu erstellt werden, manuell, und das ist das Komische an der Sache.«
    »Was meinst du?«
    »Es gibt keinerlei Papiere mehr über ihn bei uns, jedenfalls nicht offiziell, denn er wurde des Landes verwiesen.«
    »Na und? Das wurden schon viele. Wo wohnt er?«
    »Na ja, das ist es ja, was ich meine. Es gibt ihn nicht mehr in Dänemark, er wurde ausgewiesen, für immer und ewig. 1996 hat man ihn mit siebzehn Kilo Kokain erwischt, er bekam acht Jahre dafür. Und ein Ausweisungsurteil obendrauf, also wurde er abgeschoben, nachdem er die Hälfte der Zeit abgesessen hatte.«
    »Was macht er dann hier?«

    »Tja, das ist eine richtig gute Frage, Holmes. Aber darauf eine Antwort zu finden, ist nun mal dein Job.«
    Axels erster Gedanke war, dass die Kollegen vom Drogendezernat drüben im Bunker ihm sicher helfen konnten, denn Verurteilung und Ausweisung des Opfers wegen Rauschgiftschmuggels stanken förmlich nach der Balkanroute, dem Weg, auf dem Heroin aus Afghanistan nach Dänemark kam. In diese Goldader hatten sich die Albaner im nördlichen Makedonien längst eingeklinkt, und über Jahrzehnte hatten sie sich ein großes Stück vom Kuchen abgeschnitten, unbeeindruckt davon, ob ihr Gebiet gerade von Tito, Slobodan Milosevic, wechselnden makedonischen Regierungen oder den NATO -Streitkräften im Kosovo beherrscht wurde. Zusammen mit serbischen Gleichgesinnten trugen sie die Verantwortung für den Transport des Stoffs in den Kosovo hinein, durch die hohen Berge nördlich von Tetovo und von dort aus weiter nach ganz Nordeuropa, wo die Balkandiaspora in einer unschönen Mischpoke aus lokalen Kleindealern, Rockern und Einwanderern der zweiten Generation den Handel kontrollierte.
    Aber wer brachte einen Drogenschmuggler in unmittelbarer Nähe des Jugendzentrums in genau der Nacht um, in der es geräumt wurde? Und wer hatte ihn als militanten Aktivisten aus Kreuzberg ausstaffiert?
    Das Rauschgiftumfeld konnte die Gewalt und die Brutalität erklären, zu der es im Zusammenhang mit dem Mord gekommen war. Die gefesselten Hände, die Schläge ins Gesicht. Es war nicht sicher, dass sie versucht hatten, etwas aus Enver herauszupressen, es konnte ebenso gut ihre Art sein, ein Exempel zu statuieren.
    Hingegen war schwer zu begreifen, was ein des Landes verwiesener Drogenkurier in Dänemark machte.
    »Wo bist du jetzt?«
    »Auf dem Friedhof. Die Untersuchungen haben neue Spuren ergeben, und ich bin gerade dabei festzustellen, wo der Tote und der Täter sonst noch gewesen sind. Ich bin noch den ganzen Tag hier.«

    »Neue Spuren?«
    »Nichts, was man unmittelbar mit dem Mord in Verbindung bringen könnte, ein paar Päckchen Haschisch und harte Drogen, ein Bündel Geld – alles in verschiedenen Gräbern versteckt.«
    »Kannst du dich ins Strafregister einloggen?«, fragte Axel.
    BB war einer der wenigen Mitarbeiter des gesamten Polizeiapparates, der beinahe ständig online war – Axel und die meisten seiner

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