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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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Erster fertig ist?«
    Emma war in ihrem Zimmer verschwunden, bevor er nochetwas sagen konnte. Als Axel fünf Minuten später in Jeans und Hemd ins Wohnzimmer kam, stand sie in ihrem hellroten Prinzessinnenkleid und einem ein wenig schief in den Locken hängenden Spielzeugdiadem da und schob gerade die Sonnenbrille mit dem lila Plastikgestell und den schwarzen Gläsern zurecht.
    »Bereit für den großen Auftritt«, sagte sie.
     
    Nachdem er Emma abgegeben hatte, fuhr er zum Bunker. Im Morddezernat herrschte rege Betriebsamkeit. Mindestens sechs Kollegen mit Darling an der Spitze waren dabei, die Zeugenaussagen und die zahlreichen Tipps und Hinweise durchzugehen, die seit gestern eingegangen waren.
    Axel rief in der Einsatzzentrale an und ließ sich die Adresse von Envers Exfrau Laila Hansen geben. Sie wohnte im Rentemestervej im Nordwest-Viertel. Er ging zum Auto.
    Es hatte aufgefrischt, die schmalen Flaggenwimpel auf der Dronning Louises Bro, die verhindern sollten, dass die Schwäne in die Stromleitungen flogen, klapperten und flatterten im Wind. Einige Mannschaftswagen, an denen müde aussehende Kollegen lehnten, standen auf der Brücke.
    Er brauchte nur eine Viertelstunde, die Stadt war noch nicht aufgestanden. Im Radio hörte er, dass die Anzahl der Festnahmen nach den nächtlichen Unruhen auf zweihundertdreiundsiebzig gestiegen war.
    Im Gegensatz zu seinem großen Bruder Nørrebro zog das Nordwest-Viertel die Aufmerksamkeit der Medien so gut wie nie auf sich. Voll gestopft mit Rentnern, Junkies auf der Jagd nach Geld und dem nächsten Schuss, Dauersäufern an den Straßenecken und aufgemotzten Karossen mit verchromten Felgen und vergoldeten Spoilern bestand der Stadtteil im Wesentlichen aus Mietswohnungen aus den 50er-Jahren mit hohem Renovierungsbedarf und Liegenschaften der Kommune, die nur mit Wohnberechtigungsschein bezogen werden durften. Die meisten Bewohner des Viertels lebten von Transferzahlungen des Staates oder waren arbeitslose Einwandererfamilien, white trash in einem grauen Patchwork aus Missbrauch, Traumata, Leere, Drogen und Alkohol.
    Axel schaltete das Radio ab und bog in den Rentemestervej ein. Zu seiner Überraschung lag am Ende der Straße eine Reihe Einfamilienhäuser, die sich bis zum Utterslev Torv erstreckten, ein kleines Stück Backsteinidyll im B-Schein-Land. Nummer zwölf war ein rotes Haus im englischen Stil mit einem kleinen Vorgarten und einer Garage. Es war 10.45 Uhr, die Straße war ruhig.
    Axel klingelte. Ein Rufen war zu hören, dann verging eine halbe Minute, bevor die Tür geöffnet wurde.
    Die Frau, die vor ihm stand, war in seinem Alter, klein und mit rotem Haar, das im Nacken kurz geschnitten war, blauen Augen und breiten Lippen. Er erkannte sie sofort wieder.

19
    Sie sah überrascht aus. Dann verblüfft. Und etwas ängstlich.
    »Na, so was … hallo«, sagte sie fragend.
    »Hej.«
    »Was … äh …«
    Hatte sie damals nicht eine Trennung hinter sich gehabt?
    »Es tut mir leid, dass ich hier so plötzlich auftauche. Ich bin Polizist. Leider muss ich dir mitteilen, dass wir gestern Enver Davidi tot aufgefunden haben.«
    Ein ganzes Netz kleiner, feiner Falten bildete sich um ihre Augen, die plötzlich durchsichtig wurden.
    »Das ist kein Witz? Du bist von der Polizei? Das ist …«
    Was hatte er damals noch zu ihr gesagt? Er sei Jurist?
    Dann begann sie zu weinen.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich muss dir ein paar Fragen stellen.«
    Sie schüttelte den Kopf.

    »Komm rein. Louie, mein Sohn, ist beim Fußball. Was soll ich nur sagen?«
    Dann hielt sie inne und starrte ihn an. Er konnte die Worte kaum hören, als sie sagte:
    »Aber wieso ist er tot?«
    Sie sank zusammen und ließ sich gegen ihn fallen. Er legte seine Arme um sie. Sie roch süß, nach Schweiß und Sulfat, und Axel nahm an, dass sie gerade sauber gemacht hatte, als er klingelte. Sie richtete sich auf, trocknete die Augen mit dem Handrücken, schniefte und löste sich von ihm. Eine helle, kurzärmelige Baumwollbluse, der oberste Knopf geöffnet, Sandalen aus weißem Leder und eine eng sitzende Jeans, die sie mechanisch glatt strich.
    Er erinnerte sich, wie sie wieder und wieder die Hand auf seinen Oberschenkel gelegt hatte, als sie um die Häuser gezogen waren. Sie hatte eine beinahe verschlingende Art gehabt. Damals.
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Ihn gesehen? Er wurde doch vor sieben Jahren abgeschoben.«
    »Seitdem hast du ihn nicht mehr gesehen?«
    Sie setzte sich auf ein wollweißes

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