Kommissar Steen 01 - Unruhe
ist Teil eines … wie soll ich sagen? … größeren Puzzles, und es sind längst noch nicht alle Teile zusammengesetzt. Wir sitzen also mit am Tisch und würden gerne wissen, was Sie herausfinden. Andererseits ist aber auch klar, dass Sie ein Interesse daran haben, mehr über Enver Davidi zu erfahren, und wir haben einiges über ihn. Das ergibt doch Sinn, oder?«
Axel sagte nichts.
»Und wir sind natürlich auch daran interessiert, was Sie da oben in dem Zimmer gefunden haben. Stoff, Geld, vielleicht einen Pass?«, sagte sie mit einem Lächeln.
Er ignorierte Kettler und sah ihr in die Augen. Sollte er ihnen erzählen, dass er das Gefühl hatte, es sei jemand schon vor ihm im Zimmer gewesen? Nicht bevor er das genauer untersucht hatte.
»Da war tatsächlich ein Pass.«
Axel schob die Hand in die Jackentasche und reichte ihr den Pass, den er von dem Polen an der Rezeption bekommen hatte, und sagte:
»Bitte sehr, Freunde! Und noch einen schönen Tag. War wirklich interessant, mit euch zu reden, aber ich habe noch so einiges zu erledigen.«
Er rauschte an ihnen vorbei und streifte Kettler an der Schulter, der mit einem Grunzen protestierte, aber offensichtlich nicht darauf aus war, handgreiflich zu werden. Leider.
Als er wieder im Wagen saß, nahm Axel sein Handy aus der Tasche. Vier Anrufe. Einer von seiner Exfrau. Einer von Corneliussen. Einer von Darling. Und einer vom Chefinspektor. Vier Nachrichten und zwei SMS .
Die neueste war von Darling: › PET hat sein Erscheinen angekündigt. Ruf mich an.‹
Corneliussen: ›Besprechung mit Chefinsp. Komm ins Präsidium. Sofort. Eilt.‹
Dann rief er die Mailbox an und hörte die vertraute Stimme des Chefinspektors.
»Rosenkvist. Ich würde dich gerne sobald wie möglich in meinem Büro sehen. Da ist eine Sache, die wir klären müssen. Sofort.«
Die Stimme des Chefinspektors hatte neutral geklungen, entschieden auf eine gedämpfte Weise, die mit seiner Machtposition einherging, beinahe wie ein Naturgesetz. Axel fand, er habe schon genug Probleme mit Corneliussen, und jetzt sollte er obendrein noch mit Rosenkvist in den Ring steigen. Wie ein Schuljunge zurechtgewiesen und zur Zusammenarbeit mit dem PET gezwungen werden. Aber was ging da vor, dass sie unbedingt eine Mitfahrgelegenheit bekommen sollten? Das musste bedeuten, dass sie Enver überwacht hatten, und er Teil einer größeren Operation gegen einen Drogenring gewesen war mit allem, was dazugehörte: Verbindungen zum organisierten Verbrechen über Landesgrenzen hinweg und Zusammenarbeit mit ausländischen Diensten. Die Kopenhagener Polizei hatte ihr eigenes Rauschgiftdezernat, während der PET überall im Land assistierte. Vielleicht sollte er bei den Kollegen vom Rauschgift fragen, ob sie wussten, worum es bei dem Ganzen ging.
Es folgten zwei Nachrichten von der Presse:
»Hier ist Jakob Sonne. Ich wollte nur mal hören, ob es etwasNeues über den Toten gibt. Ich habe in der Sache einige Informationen, die dich vielleicht interessieren könnten. Ruf an, wenn du Zeit hast.«
»Dorte Neergaard hier. Was ist mit den beiden Polizisten? Ich will die Story möglichst bald bringen. Ruf mich an. Du schuldest mir eine BIG TIME nach gestern Abend … du Schkerl.«
Die Letzte war von Cecilie:
»Hej, Axel. Sei so nett und ruf mich an, wir müssen über das sprechen, was gestern passiert ist. Ich will mich nicht mit dir streiten, aber ich finde einfach, dass es für das Mädchen nicht gut ist, wenn du so abwesend bist. Ich bringe ihre neuen Gummistiefel vorbei, heute oder morgen, wann es passt.«
Axel schob das Handy in die Halterung und fuhr auf die Nørrebrogade. Besuch von Cecilie war er nicht gewohnt – seit sie mit Jens Jessen zusammengezogen war, hatten sie so wenig Kontakt wie möglich gehabt. Axel hätte sie am liebsten vergessen, aber die Aussicht auf ihren Besuch rief auch eine Vorfreude in ihm hervor. Worauf?, fragte er sich. Darauf, dass sie redeten, wieder zusammenfanden, sich vielleicht liebten. Du bist eine lächerliche Figur, Axel Steen.
Axel parkte vor dem Hotel. Die blondierte Empfangsdame war verschwunden, nur der Ledermantel saß noch mit dem gleichen indifferenten und trüben Blick an der Rezeption.
»Wie oft sitzt du hier?«
»Ich mache meine Arbeit. Da zähle ich nicht die Stunden.«
Axel ging nicht davon aus, dass es irgendwo im Continent Überwachungskameras gab. Es lag in der Natur des Orts, dass beobachtet zu werden das Letzte war, worauf die Gäste Lust verspürten.
»Der
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