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Kommissar Steen 01 - Unruhe

Kommissar Steen 01 - Unruhe

Titel: Kommissar Steen 01 - Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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was hast du hier gemacht, Enver, David, Ismet, Fadil, Mann mit vier Namen? Wem bist du in die Quere gekommen? Warum musstest du sterben?
    Axel wog den Pass in den Händen und betrachtete die Textur, den rotebetefarbenen Umschlag aus imitiertem Leder, die Beschichtung, das Foto, die Wasserzeichen. Es war eine so gute Arbeit, dass er keinen Unterschied zu einem echten Pass feststellen konnte. Vielleicht war er echt?
    Er legte ihn zusammen mit der Schnur in einen Asservatenbeutel, den er in die Jackentasche steckte.
    Dann rief er BB an und sprach eine Nachricht auf dessen Mailbox.
    »Ich bin in einem Hotelzimmer in der Nørrebrogade 51. DasOpfer hat hier drei Tage lang gewohnt. Hotel Continent. Zimmer 408. Ihr müsst es unter die Lupe nehmen, und zwar von oben bis unten. Es kommt mir ganz so vor, als sei es durchsucht worden. Außer einem Pass, den ich mitnehme, habe ich nichts gefunden, was wichtig für uns wäre.«

21
    Axel sah sie, bevor sie ihn bemerkten, als er die Treppe zur Rezeption herunterkam. Sein Instinkt riet ihm kehrtzumachen, aber er wusste, dass es dafür zu spät war.
    Was den Polizeilichen Nachrichtendienst, kurz PET genannt, anging, so gab es eine ganze Menge Dinge, die ihm gegen den Strich gingen. Der Neue seiner Exfrau war ihm naturgemäß ein Dorn im Auge, und jedes Mal, wenn ihm Leute vom PET über den Weg liefen – auch frühere Kollegen –, hatte er das ungute Gefühl, dass sie über seine zu Bruch gegangene Ehe Bescheid wussten und darüber, dass dieser Lackaffe Jens Jessen seinen Platz eingenommen hatte. Und das erfüllte ihn mit Scham und Wut. Als ob alle wüssten, dass er nicht gut genug war.
    Er meinte, ein kurzes Aufblitzen des Erkennens in den Augen der Frau zu erahnen, als sie den Kopf hob und zu ihm herübersah. Sie berührte ihren Kollegen kurz am Arm. Sein Blick war hinter einer nicht entspiegelten Sonnenbrille verborgen, für Axel der Inbegriff schlechten Geschmacks.
    Die polnische Empfangsdame mit dem gebleichten Haar, die mit ihnen ins Gespräch vertieft gewesen war, sah jetzt ebenfalls auf.
    »That is the man«, sagte sie.
    Fünf Schritte die Treppe hinunter, der PET -Mann nahm die Brille ab. Axel baute sich vor ihnen auf.
    »Axel Steen, Polizei Kopenhagen, Morddezernat. Womit kann ich behilflich sein?«

    Der Mann machte eine Bewegung mit dem Kopf in Richtung Ausgang.
    »Gehen wir nach draußen.«
    Axel blieb stehen und breitete die Arme aus als Zeichen, dass sie genauso gut hier reden konnten.
    »Kristian Kettler, PET , Operative Abteilung Organisierte Kriminalität.« Er deutete mit einem kurzen Nicken auf die Frau. »Das hier ist meine Kollegin Henriette Nielsen.«
    Axel konnte seine Überraschung nicht verbergen. H. Nielsen vom Sonderdezernat Kapitalverbrechen, der Enver Davidis Akte über die alte Sache mit dem Drogenschmuggel ausgeliehen hatte, war kein Mann. Axel war davon ausgegangen, weil neunundneunzig Prozent der Mitarbeiter der ehemaligen mobilen Sondereinheiten Männer waren. H. stand für Henriette, und offenbar hatte sie zu dem Teil der Sondereinheiten gehört, der in den Spezialeinheiten des PET aufgegangen war.
    »Ja, operativ seid ihr tatsächlich, aber hoffentlich nicht auf eigene Faust, oder? Das hier ist mein Mordfall und meine polizeiliche Zuständigkeit, und ich habe nicht um eure Unterstützung gebeten. Was macht ihr also hier?«
    »Wir interessieren uns für den Fall, in dem Sie ermitteln, und würden ihn gerne mit Ihnen besprechen, aber nicht hier. Könnten wir uns in unserem Büro zusammensetzen?«
    Die Veränderungen, die man in den letzten Jahren innerhalb der dänischen Polizei vorgenommen hatte, waren keine Kleinigkeiten gewesen. Zwar waren auch kosmetische Korrekturen an den Strukturen und Aktionspläne auf Hochglanzpapier dabei gewesen, die die Politiker bei der ewigen Jagd nach den Stimmen der Wähler unterstützen sollten, die aufgeschreckt durch die Berichterstattung der Medien über Schutzgelderpressungen, Rockerkriege, kriminelle Einwandererbanden, Terroristen und nächtliche Messerstechereien unter Jugendlichen auf offener Straße Maßnahmen verlangten. Die Angst regierte wie eh und je. Zu den Dingen, die in Presse und Öffentlichkeit kaum debattiert wurden, aber für so manches überraschteStirnrunzeln innerhalb des Polizeiapparates gesorgt hatten, war die Auflösung des Mobilen Sonderdezernats Kapitalverbrechen gewesen. Die Sonderermittler wurden im Rahmen eines Kuhhandels zwischen Reichspolizeichefin und Ministerium dem Nationalen

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