Kommissar Steen 01 - Unruhe
Ermittlungsdienst und dem PET zugeteilt. Somit hockte eine ganze Reihe erfahrener Ermittler nun plötzlich gemeinsam mit Agenten, Papiertigern und Terrorbekämpfern beim PET , der nach ganz anderen Regeln arbeitete als der Rest der Polizei. Zwei dieser Ermittler standen nun vor ihm, und sie wollten sich in seinen Fall einmischen.
»Wenn ich so Typen wie euch sehe, fällt mir immer das Sprichwort über die Krawattenträger beim FBI ein, das ich mal von einem altgedienten Streifenpolizisten gehört habe, als ich zum Austausch in den USA war: They took the suits, we got the streets.«
Er meinte, den Anflug eines Lächelns über das Gesicht der Frau huschen zu sehen, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
»Solltet ihr kein Englisch verstehen: Es bedeutet, dass ihr immer dann auf der Tanzfläche erscheint, wenn das Fußvolk die Drecksarbeit erledigt hat, und wenn’s ans Aufräumen geht, seid ihr euch dafür auch noch zu fein.«
»Wir werden uns nicht hier mit Ihnen unterhalten«, sagte ihr Partner, der aussah, als sei er einer Werbekampagne für die US Marines entsprungen und in einen teuren Anzug gesteckt worden. Bürstenschnitt, blaue Augen, breiter Kiefer, humorfreie Gesichtszüge.
»Wir wissen, dass Sie oben waren und Enver Davidis Zimmer durchsucht haben, ohne Durchsuchungsbeschluss. Ich schlage vor, den Rest des Gesprächs führen wir in unserem Büro.«
Axel hasste Belehrungen über Dienstvorschriften, und er hatte nicht vor, den beiden die Tür zu seinem Fall zu öffnen, aber etwas sagte ihm, dass sie über Informationen verfügten, die für ihn von Bedeutung sein könnten. Er hob eine Hand und atmete tief ein.
»Ich ermittle in einem Mordfall und habe keine Zeit für ein Plauderstündchen in eurem Bunker draußen in Søborg.«
Kettler wies mit dem Arm in Richtung Straße, aber Axel ließ sie vorgehen. Die Frau war beinahe so groß wie er, zumindest auf ihren fünf Zentimeter hohen Absätzen. Sie hatte dunkelbraunes Haar, das ihr in sanften Wellen bis auf die Schultern fiel, ging mit langen Schritten und hielt den Rücken unter den breiten Schultern aufrecht und gerade. Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Augen waren so hellblau, dass Michelle Pfeiffer sie beneidet hätte, die Nase groß, das Gesicht breit und sonnengebräunt. Ihre Stimme war tief und scharf und klang, als habe sie ihre gesamte Kindheit in der Großstadt verbracht.
»Sie werden mit uns zusammenarbeiten müssen. Das hier ist größer als ein Mordfall. Wir können uns gegenseitig helfen«, sagte sie.
Der Mann hielt die Eingangstür für Axel auf.
»Sie haben keine Wahl. Es ist bereits alles auf höchster Ebene abgestimmt, und ich bin sicher, ihr Chef wird Sie in Kürze darüber Kenntnis setzen.«
Nicht Corneliussen, dachte er. Er würde ganz wild darauf sein, den Krawattenträgern vom PET in den Zwölffingerdarm zu kriechen, in der Hoffnung, dass sie sich bei der nächsten Personalrochade an ihn erinnern und nach Søborg lotsen würden, wo er dann rumsitzen und Bleistifte anspitzen konnte.
»Höchste Ebene? Was soll das heißen?«
»So hoch, wie es notwendig ist, sollten Sie Probleme machen. Also wäre es wohl allmählich an der Zeit, die Samthandschuhe auszupacken und in Richtung Teamwork zu denken«, sagte Kettler.
Axels Handy klingelte. Teamwork, jetzt hatte er es tatsächlich mal von einem PET -Mitarbeiter gehört. In der Regel gaben sie ihre Quellen so gut wie nie preis und Informationen, die ohnehin selten überprüfbar waren, nur unfreiwillig weiter, und auf dieser Grundlage war es unmöglich, in sämtliche Ecken und Winkel eines gemeinsamen Falls vorzudringen.
»Mir scheint, euch ist das Essen schlecht bekommen. Ihr könnt nicht einfach mit eurem PET -Gehabe daherkommen und glauben, ihr könntet meinen Mordfall übernehmen, ganz egal, was für streng geheime Operationen ihr laufen habt. Hier geht es um Mord, und dementsprechend wird in dem Fall ermittelt. Ich werde den oder die, die Enver Davidi umgebracht haben, finden und sie beim Staatsanwalt abliefern, und dann könnt ihr meinetwegen hinter den Kulissen eure Kuhhandel treiben.«
Kettler sah aus, als sei er kurz davor, auf Axel loszugehen. Komm nur her, du Schlappschwanz, dachte er. Henriette Nielsen legte eine Hand auf den Arm ihres Kollegen und wandte sich an Axel.
»Immer mit der Ruhe. Wir arbeiten für dieselbe Sache, nicht wahr? Wir verhindern und klären Verbrechen auf, und Sie haben einen Mordfall, in den wir uns nicht einmischen wollen, aber das Opfer
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