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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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den Angehörigen und Freunden die Gewissheit geben, die sie sich wünschten, damit sie Abschied nehmen konnten, wie es sich gehörte? Er selbst spürte dieselbe Unruhe und den dringenden Wunsch, endlich zu erfahren, wie sich der Mord abgespielt hatte, und Roxanne Stein dann gehen zu lassen. Für alles andere war es sowieso zu spät.
    Fischer fuhr mit dem eigenen Wagen nach Hause, während Meißner Marieluise vor ihrer Wohnung ablieferte. Er war zu erschöpft, um noch irgendetwas zu sagen. Sie öffnete die Wagentür, drehte sich dann doch noch einmal zu ihm um und gab ihm einen Kuss. Er fühlte sich, als habe er eine Woche nicht geduscht und wich ein wenig zurück, doch als sie sich von ihm abwenden wollte, schlang er die Arme fest um sie.
    »Au!«, schrie sie.
    »Bin ich zu grob?«, fragte er.
    »Ich habe nur einen Krampf in der Wade.«
    »In deinem Alter?«, grinste Meißner. »Ich dachte, den kriegen nur so alte Knacker wie ich.«
    »Dann gute Nacht, du alter Knacker«, sagte sie und stieg aus.
    Sie humpelte über die Straße, und als sie sich noch einmal zu ihm umdrehte, sah sie, dass er ihr nachwinkte.

ELF
    Am nächsten Morgen fühlte er sich erschlagen. Er hatte eine Menge geträumt, wovon er sich an nichts erinnerte, aber er vermutete, dass es auch gut so war, denn er hatte so schon einen trockenen Mund und Kopfschmerzen.
    Er nahm einen anderen Weg zur Arbeit als den üblichen. Die gestrige Aktion hatte ihn viel Kraft gekostet. War das auch eine Alterserscheinung? Er fühlte sich nervös und angespannt. Würde Grote reden?
    Im Präsidium war seine Mannschaft schon versammelt. Jemand hatte Kaffee gekocht, und Fischer schenkte ihm eine Tasse ein.
    »Schade, dass wir gestern nicht live mit dabei waren, als du den Täter in die Isarfluten getrieben hast. Echt stark!«
    Meißner befürchtete, er werde ihm gleich auf die Schultern klopfen, und sagte schnell: »Was macht unser Gast im Keller?«
    »Spricht nicht mit jedem«, sagte Holler. »Hat aber den Abstrich brav machen lassen. Der ist bereits unterwegs nach München.«
    Als Grote ins Verhörzimmer gebracht wurde, wirkte er immer noch apathisch, als stünde er unter Schock. Er sagte nicht ein Wort und sah niemanden an, stattdessen starrte er abwechselnd zu Boden, in eine Zimmerecke oder zur Decke. Immer irrte sein Blick nach ein paar Sekunden weiter und wich allen Anwesenden aus.
    Nicht einmal die Fragen zur Person beantwortete er. Ob er jemanden verständigen wolle, einen Anwalt vielleicht? Keine Reaktion. Den Kaffee, den Marieluise ihm hinstellte, rührte er nicht an.
    Meißner nahm Holler zur Seite. »Kann es sein, dass er irgendwas genommen hat?«
    Holler schüttelte den Kopf: »Bei sich hatte er nichts. Das Auto wird gerade untersucht.«
    Meißner setzte sich Grote gegenüber. »Herr Grote, haben Sie Roxanne Stein getötet?«
    Grote sah kurz auf, starrte den Hauptkommissar an, als habe er ihn nicht richtig verstanden und versank dann wieder in stumpfsinniges Schweigen. Sie ließen ihn sitzen und gingen hinaus.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Fischer.
    »Abwarten«, sagte Meißner.
    »Sollen wir uns noch einmal seine Wohnung vornehmen. Ich meine, bevor wir alle hier herumsitzen und warten?«
    »Von mir aus.«
    Als Fischer und Holler weg waren, sagte Marieluise: »Morgen um zehn ist die Beerdigung. Gehst du hin?«
    Meißner zuckte mit den Achseln. »Zuerst gehe ich rauf und unterrichte den Chef über die gestrigen Ereignisse.«
    »Was haben wir gegen ihn in der Hand?«
    »Er hat seine Tochter entführt. Und er wollte türmen.«
    »Reicht das?«
    »Vorläufig ja.«
    »Und was tun wir, wenn die DNA -Probe wieder negativ ist?«
    »Abwarten«, sagte Meißner. Als er schon auf dem Flur war, streckte er den Kopf noch einmal durch die Tür. »Lass ihn wieder runterbringen.«
    Sie nickte.
    Nach der Besprechung mit dem Chef verließ er das Gebäude und ging zu Fuß Richtung Innenstadt. Im Schloss-Café trank er einen Cappuccino. Hier hatte Roxannes Schwester am Dienstag vor einer Woche auf sie gewartet. Aber da war sie schon tot.
    Meißner fühlte sich noch immer, als habe ihm jemand in der Nacht einen rechten Haken versetzt. Fast hatte er die Lust verloren, den Fall, der vielleicht kurz vor seiner Aufklärung stand, zu Ende zu bringen. Aber warum? Weil der Täter vielleicht dieser Loser war, dieses Opfer seiner eigenen Gewalttätigkeit, dieser Haufen aus purer Verzweiflung? Weil der Tat möglicherweise kein heimtückisch entworfener, verzwickter Bauplan zugrunde

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