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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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lag. Vielleicht war sie nur aus einem dummen Zufall heraus, einer Verwechslung begangen worden.
    Der, der jetzt im Präsidium saß, passte von allen Verdächtigen am allerwenigsten ins Bild. Der Mensch Grote bekam einfach kein Gesicht. Dass er hartnäckig schwieg, machte die Sache nicht gerade einfacher. Er log nicht, wie Naum, er tobte nicht wie dieser Meisinger, und er warf sich auch nicht vor einen Zug. Er saß nur da und starrte vor sich hin.
    Während Meißner wieder einmal darüber sinnierte, ob die Berufe der anderen Leute um ihn herum, die jetzt gerade in demselben Café saßen, attraktiver waren als sein eigener, klingelte sein Handy. Es war Ludmilla.
    »Wie geht’s Viktor?«, fragte er.
    »Er macht große Fortschritte, aber er weigert sich nach wie vor, mit der Psychologin zu reden. Wenn er wieder gesund ist, wird er sich die Zeit nehmen, um Roxanne zu trauern.«
    »Kommen Sie zur Beerdigung am Freitag?«
    »Nein, ich glaube nicht. Es wäre, na ja, zu viel Heuchelei dabei, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich bleibe besser bei Viktor. Er braucht mich jetzt.« Nach einer Pause fragte sie: »Und haben Sie ihn, den Täter?«
    »Könnte sein, dass er schon bei uns in der Zelle sitzt. Aber darüber kann ich jetzt nicht sprechen.«
    Bevor Ludmilla auflegte, sagte sie noch: »Kommen Sie zu unserem Stück? Ende Oktober wird die Premiere sein. Ich könnte Ihnen eine Karte zurücklegen – oder auch zwei.«
    »Danke, ich glaube, ich hätte gerne zwei«, sagte er und legte auf. Ob Marlu noch einmal mit ihm ins Theater gehen würde? Ludmilla hatte also etwas mit Viktor, oder sie würde zumindest gerne etwas mit ihm haben. Es drehte sich doch immer nur um das eine.
    Als er ins Büro zurückkam, fragte Marieluise: »Was hast du denn gemacht, bist du gejoggt? Du siehst so frisch aus.«
    »Später. Lass Grote bringen, wir gehen in die nächste Runde.«
    Der Mann schien unverändert, wie sediert. Vielleicht war er auch einfach zu erschöpft, um zu reden. Manche mussten zwangsweise reden, wenn der Druck zu groß wurde, aber solchen wie Grote blieb wahrscheinlich nichts anderes als dieses dumpfe Brüten. Sie setzten die Vernehmung vom Vormittag fort.
    »Gut, Herr Grote«, sagte Meißner. »Wenn Sie weiterhin schweigen, will ich Ihnen erzählen, was ich weiß, vermute und mir zusammenreime. Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre. Sie haben zusammen mit Ihrer Freundin und Ihrer Tochter in der Zweizimmerwohnung in der Beckerstraße gewohnt. Sie waren glücklich mit Ihrer kleinen Familie. Etwas eng vielleicht zu dritt, aber am Anfang denkt man immer, man schafft das alles. Wenn wir nur zusammenhalten, dann geht das schon. Sie wollten, dass Ihre Frau zu Hause bleibt und sich ausschließlich um das Kind kümmert, aber Sie kamen beruflich auf keinen grünen Zweig und finanziell immer grade so über die Runden. Das Geschäft lief einfach nicht.«
    Grote starrte noch immer stumm und teilnahmslos zu Boden.
    »Um vom Jugendamt Unterstützung für die alleinerziehende Mutter zu bekommen, ließen Sie sich nicht als Vater von Jana eintragen. Es tat Ihnen jeden Monat weh, das Geld zu nehmen, aber Sie hatten keine andere Wahl. Je schlechter Ihre finanzielle Lage wurde, desto häufiger stritten Sie sich mit Ihrer Freundin. Irgendwann haben Sie im Streit zugeschlagen. Sie haben sich wieder versöhnt, aber dann ist es wieder passiert. Jana, Ihre Tochter, hat zugesehen und Angst um ihre Mutter bekommen. Sie hat geweint. Und als Sie eines Tages von einer Geschäftsreise zurückkamen, waren Ihre Freundin und Ihre Tochter weg. Sie haben nach einem Zettel gesucht, irgendeiner Nachricht, wann sie zurückkommen würden, aber da war nichts. Sie haben festgestellt, dass der Koffer fehlte, einige Kleider, ein paar Spielsachen und die Lieblingsbücher Ihrer Tochter. Sie warteten, aber die beiden kamen nicht zurück. Sie riefen nicht an. Sie waren weg. Was haben Sie dann gemacht? Sich betrunken?«
    Grote zuckte nicht mit der Wimper.
    »Irgendwann fingen Sie an nachzudenken. Sie kannte ja fast niemanden in der Stadt, hatte keine Verwandten hier, kein Geld. Wo konnte sie also hingegangen sein? Sie fanden die richtige Spur. Ingolstadt ist klein. Sie beobachteten das Frauenhaus, lauerten ihr auf, versuchten, mit ihr zu reden, sie umzustimmen, sie zurückzuholen. Aber sie wollte nicht. Sie wollte Sie nicht mehr. Und damit hatten Sie nie gerechnet: Dass sie Ihnen nicht mehr glauben würde. Dass Sie sie nicht mehr umstimmen könnten. Dass sie Ihnen das antun

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