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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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würde. Dass sie Sie verlassen und dass sie Ihnen die Tochter wegnehmen würde. Dass sie Unterstützung bekäme. Dass es sogar Menschen, Frauen, gab, die ihr dabei halfen, von Ihnen wegzukommen.«
    Meißner stand auf und ging durchs Zimmer. »Das ist Ihre persönliche Geschichte. Ihr Drama. Und daran ist niemand anderer schuld. Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben.«
    Er blieb hinter Grote stehen und legte die Hände auf die Rückenlehne seines Stuhls. »Aber was hatte Roxanne Stein mit Ihrer miesen Geschichte zu tun?«, schrie er plötzlich und riss an dem Stuhl, sodass Grotes Füße den Bodenkontakt verloren und die Adidas-Latschen, die ihm jemand als Ersatz für seine nassen Schuhe besorgt hatte, durch die Luft flogen und platschend auf dem Boden landeten.
    »Was hatte Frau Stein mit diesem ganzen Schlamassel zu tun, in den Sie sich und Ihre Familie hineingeritten haben?«
    Marieluise zuckte zusammen. Die Spannung war fast unerträglich, aber Grote schwieg weiter.
    Meißner ließ den Stuhl wieder los, und Grotes Füße berührten wieder den Boden.
    »Ich hab sie gesehen, die Schlampe, wie sie in dem Haus ein und aus ging«, sagte er auf einmal mit rauer Stimme.
    Meißner schloss die Augen. Endlich redete er!
    »Kam mit der anderen, dieser Lesbe, wieder raus. Sie saßen im Café, das Diktiergerät lag auf dem Tisch. Schnüfflerin! Die wissen doch gar nicht, wie gut es ihnen geht. Verstehen überhaupt nichts und pfuschen im Leben anderer Menschen herum.« Er schwieg wieder.
    »Frau Stein war Journalistin«, sagte Meißner.
    »Die hat Leute wie uns doch gar nicht gesehen. Wir kommen doch gar nicht vor in der Welt, in der die lebt. Wenn sie mir im Treppenhaus begegnet ist, hat sie durch mich hindurchgesehen. Grüßte mich wie einen Hausmeister oder den Ukrainer, der die Treppen putzt. Stecken überall ihre Nase rein, diese Weiber, und verstehen gar nichts.« Grote ballte die rechte Hand zur Faust und presste sie auf seinen Oberschenkel.
    »Tagelang bin ich vor diesem verdammten Haus gestanden und habe auf Helena und meine Kleine gewartet. Aber die haben mich nicht einmal mit ihr reden lassen. Überhaupt sollte ich erst den Nachweis erbringen, dass ich der Vater von Jana sei, bevor ich versuchen könne, sie zu sehen. Und sie, diese Presse-Tussi, ist dort einfach rein- und rausspaziert, hat geredet, mit wem sie wollte, hat Bilder gemacht. Und ich? Ich saß draußen im Auto und konnte ihr nur dabei zusehen.«
    Er trank den Becher mit dem kalten Kaffe in einem Zug leer. Und schwieg wieder.
    Marieluise sah Meißner fragend an. Was tun wir, wenn er jetzt nicht weiterredet? Was war an diesem Dienstagnachmittag passiert? Sie wussten es noch immer nicht. Womit konnten sie ihn erneut aus der Reserve locken?
    Meißner ging um Grote herum, stützte seine Hände auf den Schreibtisch und sah ihn an. »Sie wollten ihr an diesem Dienstagnachmittag gar nichts tun, oder?«
    Grote sah ihn nicht an. »Ich weiß es nicht«, sagte er und streckte die Beine aus.
    Meißner glaubte, ein gewisses Nachlassen der Anspannung in seinem Körper wahrzunehmen. Etwas wie einen Riss in einem vereisten See, durch den das Wasser gluckernd an die Oberfläche drang.
    Rede endlich!, schrie Meißner innerlich. Wir wissen überhaupt nichts! Wenn du es uns jetzt nicht erzählst, werden wir es nie erfahren. Wahrscheinlich weißt du, dass es besser für dich ist, zu schweigen, aber vielleicht ahnst du auch, dass du nie davonkommen wirst, wenn du jetzt nicht redest.
    Grote sagte nichts.
    »Wie sind Sie in Frau Steins Wohnung gekommen?«, versuchte es Meißner wieder.
    Grote sah ihn zum ersten Mal an, seit sie ihn an der Isar festgenommen hatten. Es schien, als würde er ihn jetzt erst wiedererkennen und sich an ihn erinnern.
    »Sie hat bei mir geklingelt«, sagte er jetzt leiser. Er öffnete die Faust und schlang seine Arme um den Oberkörper.
    »Als ich aufmache, steht da diese Frau vor meiner Tür. Hübsch zurechtgemacht, gepflegt, aufgekratzt. Ich hab sie sofort erkannt, aber sie hat keine Ahnung, wer ich bin und was ich mit Helena zu tun habe, sonst würde sie nicht so grinsend vor meiner Tür stehen. Sie hat eine rote Krawatte um den Hals hängen und fragt mich doch tatsächlich, ob ich ihr beim Binden helfen kann. Ich verstehe überhaupt nichts. Was will die von mir? Ist die vielleicht bescheuert? Sie sieht durch die halb geöffnete Tür in meine Wohnung hinein, aber ich will sie nicht hereinbitten. Ich will nicht, dass sie in meiner Wohnung

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