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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Naum vorliegen haben.«
    »Was ist denn sonst noch auf diesen Videos drauf? Irgendeine heiße Spur?«
    »Ich bin noch nicht sehr weit gekommen. Jedenfalls hat er gelogen, als er sagte, er habe Roxanne Stein nicht nachspioniert. Was ist denn bei dir im Hintergrund los?«
    »Die Kollegen kommen gerade von ihrem Besuch bei den Meisingers zurück. Sie sehen ziemlich mitgenommen aus.«
    »Gib mir mal bitte Holler.«
    Marlu reichte den Hörer weiter.
    »Na, was spricht der Herr Bauunternehmer?«
    »Der gehört zu der Sorte von Hunden, die erst furchtbar bellen und dann auch noch zubeißen. Sitzt da auf seinem Anwesen, das gesichert ist wie Fort Knox, mit hohem Metallzaun, dazu noch dicht bewachsen, sodass man die Villa von der Straße aus überhaupt nicht sehen kann. Und dann brüllt er auf uns ein, als wären wir das Dienstmädchen, das einen silbernen Serviettenring gestohlen hat. Der hat uns einen Vortrag über Moral und die Ehe als Hort christlicher Lebensführung gehalten, das war wirklich geschmacklos. Vor allem, wenn man bedenkt, was er …«
    »Und das habt ihr euch gefallen lassen?«
    »Als ich ihn gefragt habe, wo er am Dienstagnachmittag war, hat er uns rausgeschmissen.«
    »Na, bravo! Wisst ihr, ob er Frau Stein je persönlich begegnet ist? Hat er sie vielleicht auch so zur Sau gemacht?«
    »Er behauptet, er habe sie nie getroffen. Für solche Kinkerlitzchen habe er gar keine Zeit.«
    »Und was sagt er zu dem Vorfall mit seiner Frau?«
    »Gar nichts. Er meint, das ginge uns nichts an.«
    »Okay. Solange wir ihm keine konkrete Verbindung zum Opfer nachweisen können, können wir ihn auch nicht vorladen. Das ist klar. Ach, Holler, wenn du schon mal da bist, kannst du gleich bei unseren österreichischen Kollegen in Wien anrufen. Marlu wird dir erklären, worum es geht. Und Fischer soll das Kennzeichen prüfen, das ich ihr durchgegeben habe. Ruft mich an, wenn ihr irgendetwas habt.«
    Die nächste Aufnahme war vom Donnerstag, 27. August, neunzehn Uhr dreißig. Man sah die Fassade des Hauses in der Beckerstraße und in einem Schwenk die Oberhäußerstraße hinunter in Richtung Fußgängerzone. Dann folgte ein Schnitt.
    Ein Tanzstudio in der Nähe des Theaters. Meißner wusste, wo es war: in der Manggasse. Wahrscheinlich war Naum wieder Roxanne gefolgt. Die Kamera wanderte weiter, bis mehrere Straßencafés an der Konrad-Adenauer-Brücke ins Bild kamen. Eine Menge Menschen saßen draußen, es war eine warme Sommernacht. Meißner stellte auf Schnelldurchlauf und verlangsamte dann wieder.
    Samstag, 29. August, zehn Uhr. Da war Naum selbst, in seiner Wohnung. Er musste die Kamera in seiner Wohnküche auf ein Stativ montiert haben. In Morgenmantel und Pantoffeln machte er das Frühstück, setzte sich an den Tisch, trank Kaffee, schlug die Zeitung auf. Er sah aus wie ein einsamer älterer Mann. Musste er sich das ansehen? Meißner schaltete auf schnellen Vorlauf.
    Da war es! Das hatte er gesucht: Montag, 31. August, acht Uhr dreißig. Das Blumenfeld an der B 13, leer, im Licht einer noch blassen Morgensonne. Ein paar weiße Schleier in Bodennähe und in den Bäumen, die eine Vorahnung auf den Herbst gaben. Naum musste an einer leicht erhöhten Stelle auf der anderen Straßenseite gestanden haben. Dort, wohin Meißner nicht geschaut hatte. Man sah Autos vorbeirasen und hörte den an- und abschwellenden Lärm der Motoren. Dann näherte sich eine Gestalt auf dem Fahrrad. Roxanne fuhr den Feldweg entlang, ihr Kleid flatterte im Fahrtwind wie Don Camillos Soutane.
    Sie stellte das Fahrrad ab und sah sich um. Die Kamera zoomte sie so nahe, dass der Hauptkommissar Zweifel in ihrem Gesicht zu erkennen glaubte. Woran dachte sie? Daran, was sie hier überhaupt tat, oder an denjenigen, der sie dabei beobachtete? Schön sah sie aus und in ihrer Verunsicherung sehr verletzlich. Wie ein wildes Tier, das aus der Deckung des Waldes tritt und nach allen Seiten hin Witterung aufnimmt.
    Sie drehte sich einmal um sich selbst, inspizierte den Waldrand, die angrenzenden Felder, und als sie nichts entdecken konnte, was ihren Argwohn erregte, trat sie in eine der Mittelreihen des Feldes. Bald wurden ihre Schritte länger, sie begann zu laufen, breitete die Arme aus, drehte sich, beugte Kopf und Oberkörper, richtete sich wieder auf, hüpfte mit dem nächsten Schritt vorwärts und tanzte dann im Kreis.
    Die Kamera wechselte vom Zoom zurück auf die Totale. In dem Augenblick kreuzte ein stadtauswärts fahrendes Auto das Bild, und Meißner

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