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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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den Sechzigern, als es gebaut wurde, wegen des Geldes aus der Erdölindustrie so genannt wurde?«
    »Das weiß ich, aber es tut überhaupt nichts zur Sache. Wann haben Sie eigentlich angefangen, Viktor Grünberg die Freundin auszuspannen?«
    »Aber gehn S’«, winkte Naum ab. »Wir sind doch alle erwachsen. Wir befinden uns doch nicht auf dem Bazar. Wo leben Sie denn?«
    »In Ingolstadt. Genau wie Sie.«
    »Roxanne, Frau Stein, hat nicht den Mann fürs Leben gesucht. Von dem hatte sie sich doch gerade getrennt. Sie wollte leben, sich ausprobieren, Grenzen überschreiten.«
    »Im Frühsommer hat sie selbst Theater gespielt. In einem Fleißer-Stück haben Sie zusammen auf der Bühne gestanden.«
    »Schau, schau, da haben Sie ja schon brav herumrecherchiert. Ja, während der Proben sind wir uns ein bisschen nähergekommen.«
    »Und sie hat Ihnen offenbar gefallen. Aber warum sind Sie dann auf diese umständliche Art der Verführung verfallen, statt sie einfach zu einem Glas Wein einzuladen oder ins Kino?«, fragte der Hauptkommissar.
    »Die nächstbeste Methode muss nicht immer die beste sein. Schon gar nicht beim weiblichen Geschlecht. Ich bin Künstler, und ich gebe meine Kreativität nicht an der Theatergarderobe ab. Schon gar nicht an der Ingolstädter Theatergarderobe.«
    Arroganter Depp, dachte Meißner.
    Marlu ging an der Tür zum Vernehmungsraum vorbei und machte ihm ein Zeichen, dass sie von außen der Vernehmung lauschen würde.
    »Hat Frau Stein eine Ahnung gehabt, wer hinter den gelben Briefen steckte?«, fragte Meißner weiter.
    »Nein, woher denn? Ich habe nie etwas über mich geschrieben.«
    »Aber irgendwann hätten Sie doch ein Treffen arrangiert?«
    »Ja, das hätte gestern im Theater stattfinden sollen.«
    »Hatten Sie keine Angst, dass sie enttäuscht gewesen wäre?«
    »Nein, nicht wirklich. Jedes Spiel ist einmal zu Ende, nicht wahr? Und ich war noch nie ein schlechter Verlierer.«
    »Was war es, was Sie dabei angetrieben hat: Liebe?«
    »Ach, geh, Herr Kommissar, was für ein großes Wort! Sie war eine attraktive, interessante Frau. Sagen wir mal so: Sie hat meine Neugierde geweckt und meinen Spieltrieb angeregt. Ansonsten bin ich kein Narr, auch wenn das vielleicht Ihr Eindruck von mir sein mag. Ich habe sie nicht umgebracht. Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Weil sie Ihr Spiel nicht mehr mitmachen wollte?«
    »Aber das stimmt doch gar nicht. Sogar die rote Krawatte hat sie sich doch anscheinend gekauft. Jetzt sehen Sie mich halt nicht so an. Wie hätte ich denn wissen können, dass das so ein Ende nimmt?«
    »Ich will es Ihnen sagen. Sie haben sie am Dienstag beobachtet. Wie sie in den Laden ging, wie sie herauskam, einen Passanten bat, ihr beim Binden der Krawatte zu helfen, und dabei ihr Diktiergerät einschaltete. Dann sind Sie ihr in ihre Wohnung gefolgt, haben geklingelt. Sie hat aufgemacht und Sie hineingelassen. Sie kannten sich ja noch vom Theater. Dann haben Sie ihr offenbart, dass Sie der Spieler, der anonyme Briefschreiber sind, und sie hat Sie einfach ausgelacht. Sie hat sich über Sie lustig gemacht, Sie abgewiesen. Vielleicht waren Sie ihr zu alt? Sie hat Sie gebeten, ihr keine weiteren Briefe mehr zu schicken. Sie waren verletzt und gekränkt, und da sind Sie durchgedreht, sind auf sie losgegangen und haben sie mit dieser absurden roten Krawatte erdrosselt.«
    Naum schüttelte den Kopf. »Der Spieler«, sagte er. »Diesen Namen haben Sie mir gegeben?«
    Meißner antwortete nicht.
    »Das ehrt mich wirklich«, sagte Naum, »aber mit Ihrem Mordszenario irren Sie sich gewaltig. Ich halte mich an meine Spielregeln. Ich habe sie nicht beobachtet, bin ihr nicht gefolgt und schon gar nicht in ihre Wohnung. Mittags habe ich mir den Wagen von einem Freund ausgeliehen, einen blauen Fiat Punto, Sie erinnern sich? Ich selbst habe nämlich kein Auto. Den Fiat habe ich kurz nach zwölf in der Beckerstraße, schräg gegenüber von Roxannes Haus, dort, wo es zum Altersheim hinübergeht, abgestellt. Mit geöffnetem Fenster auf der Beifahrerseite. Dann bin ich gegangen. Zu Fuß. Ich wohne nur drei Straßen weiter, aber das werden Sie ja auch schon herausgefunden haben.«
    »Wann haben Sie das Auto wieder abgeholt?«
    »Abends, als es dunkel war. So gegen neun. Ich sah hoch zu den Fenstern ihrer Wohnung, aber es brannte kein Licht.«
    »Und dazwischen, am Nachmittag oder früheren Abend, haben Sie nicht nach dem Auto gesehen?«
    »Nein, am späteren Nachmittag hatten wir Probe, und ich kam erst

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