Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
Vom Netzwerk:
am rechten Donauufer.
    Dann kam ein Café ins Bild, anscheinend mitten im Park gelegen, mit weiß lackierten Metalltischen, die auf einer Kiesfläche standen. Meißner hatte es noch nie gesehen. Den Sommer über war er nicht ein Mal in dem Park gewesen. Was hatte er eigentlich die ganze Zeit gemacht? Durchgearbeitet?
    Jetzt wechselte der Standort des Filmenden, und ins Blickfeld rückte vor allem der breite Kiesweg, der zum Café führte. Eine Radfahrerin kam den Weg entlanggeradelt. Es war Roxanne. Sie trug ihr Haar offen, sodass es wie eine Fahne hinter ihr herflatterte. Sie trug weiße Shorts und ein buntes T-Shirt in Rosa und Grün. Beim Heranzoomen erkannte Meißner, dass auf dem Shirt Seerosen mit rosa Blüten wuchsen.
    Sie stellte ihr Fahrrad ab und setzte sich an einen der Tische. Naum musste bei der Aufnahme hinter ihr gestanden haben, denn nun waren nur noch ihr Rücken und die dunkle Lockenmähne zu erkennen. Sie bestellte, und wenig später brachte der Kellner einen Campari. Er stellte das rote Fläschchen vor ihr auf den Tisch und öffnete es. Ein paar Sekunden später schenkte sie sich selbst ein, dann endete der Filmabschnitt. Es musste eine ihrer geplanten »Verabredungen« gewesen sein.
    Die nächste Sequenz, beginnend um sechzehn Uhr zweiundvierzig, zeigte eine Straße in der Innenstadt. Meißner bemerkte im Hintergrund die Spitalkirche. Die Kamera nahm ein zweistöckiges Haus ins Visier, das ihm bekannt vorkam. Natürlich, das war das Frauenhaus! Vor dem Gebäude war ein Fahrrad abgestellt. War Naum Roxanne Stein dorthin gefolgt?
    Die Kamera filmte die Straße, erst in nördlicher, dann in südlicher Richtung. Man hörte Geklapper von Absätzen, bevor die Kamera einer blonden Frau Mitte dreißig folgte, die in Richtung Kreuztor davoneilte. Plötzlich blieb ein Auto neben der Frau stehen. Der Fahrer sprang heraus und rannte auf die Frau zu, hielt sie am Arm fest und redete wild gestikulierend auf sie ein. Der Mann war nur von hinten, einmal kurz im Halbprofil zu sehen, die Kamera war zu weit weg, aber Meißner kam es so vor, als habe er den Typen schon einmal gesehen. Aber wo?
    Die Frau machte sich von dem Mann los und lief nun weiter die Straße entlang. Als er wieder in sein Auto stieg, bog sie rechts in eine Seitengasse, die zur Fußgängerzone führte. Das Auto folgte der Einbahnstraße, bis es aus dem Bild verschwand. Die Kamera schwenkte noch einmal zurück zu dem Gebäude und die nun leere Straße hinunter, dann war auch diese Sequenz zu Ende.
    Meißner sah sich noch einmal den Anfang der Szene an und notierte sich das Kennzeichen des Wagens, das in der Vergrößerung zu erkennen war. Es war ein dunkelblauer VW Passat, ein älteres Modell mit Ingolstädter Kennzeichen.
    Die nächste Sequenz begann um siebzehn Uhr zweiundzwanzig. Naum hatte die Position gewechselt und stand nun etwas weiter südlich Richtung Münzbergstraße. Von hier aus hatte er wieder den Eingang des Frauenhauses im Visier, in dem Roxanne Stein jetzt mit einer jüngeren Frau stand. Die Frau war klein, zierlich und hatte streichholzkurzes Haar, wie bei einem Männerhaarschnitt. Die unauffällige dunkle Hose und das lockere helle Hemd, das sie darübertrug, verliehen der zierlichen Person etwas Knabenhaftes. Roxanne sperrte ihr Fahrradschloss auf und schob das Rad neben sich her. Gemeinsam gingen die beiden Frauen die Straße hinunter. Die Aufnahme stoppte.
    Meißner legte die Kamera weg und holte sich ein Glas Leitungswasser. Er öffnete die Tür zum Balkon, der auf die Straße hinausging und nicht so aussah, als würde er viel benutzt werden. Naum war also nicht nur ein Pedant, er war noch dazu ein Spanner. Und wie entrüstet hatte er getan, als Meißner ihm unterstellte, er habe Roxanne nachspioniert! Aber genau das hatte er getan. Die Rolle des Spions passte im Grunde genommen am besten zu ihm. Viel besser als die des Spielers oder gar des verliebten Galans. Liebe als Motiv war für diesen Mann am allerwenigsten denkbar. Das wäre zu einfach, zu geradlinig, zu direkt für ihn. Es musste etwas anderes sein, was ihn antrieb. Aber was?
    Er ging zurück in die Wohnung, rief Marlu an und gab ihr das Autokennzeichen durch.
    »Finde heraus, ob der Fahrer beziehungsweise seine Frau oder Freundin irgendetwas mit dem Frauenhaus zu tun hat. Vielleicht waren es nur irgendwelche Passanten, die Naum da aufgenommen hat, aber wir müssen es prüfen. Und veranlasse bitte, dass bei den Kollegen in Wien nachgefragt wird, ob sie etwas über

Weitere Kostenlose Bücher