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Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition)

Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition)

Titel: Kommt ein Mann ins Zimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Krauss
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denken. Es brannte entsetzlich. Er eilte zum Waschbecken und hielt das Gesicht unter den Wasserhahn. Als er sich aufrichtete, waren seine Augen im Spiegel blutunterlaufen. Über die Schulter sah er einen verschwommenen Max, der strampelnd versuchte, auf die Beine zu kommen.
    «Setz dich hin!», schrie er, indem er stolpernd der schwankenden Gestalt seines Großonkels zur Seite sprang. Er bedauerte den lauten Ton, als Max wie eine Puppe auf das Bett zurückfiel und blinzelnd und mit hängendem Kopf da saß. Freundlich, jede Silbe sorgfältig aussprechend, gegen Kräfte kämpfend, die weit stärker waren als er selbst und Max, als dieser kleine Raum am Ende eines Lebens, bohrte Samson weiter. «Ist sie dort begraben, wo die anderen liegen? Neben Tante Clara vielleicht? Wo ist der Friedhof, Max?»
    Es folgte ein langes Schweigen, und dann, wundersamerweise, antwortete Max.
    «Dort ist sie nicht», murmelte er.
    HEISS! Du verbrennst dich! Noch unter strömenden Tränen begann Samson erneut, Max’ Schulter zu bearbeiten, regte die Durchblutung des Gehirns an, um den Funken des Erkennens zu nähren.
    «Dort nicht? Wo dann? Auf dem Friedhof bei den anderen? Warum nicht?»
    «Nicht dort. Nein.»
    Max stürzte sich jäh auf das Wick-Glas, wie um jeder weiteren Befragung ein Ende zu setzen. Nein, nein, nein. Weiter. Der Deckel fiel herunter und rollte über den Boden. «Sie reiben mir nicht den Rücken damit ein», sagte Max empört.
    «Nein? Tun sie das nicht? Warum nicht? Das tut den Lungen gut, von hinten.» Samson zog den Stuhl vom Tisch heran und pflanzte sich vor Max auf. «Warum ist sie nicht auf dem Friedhof, Max?»
    Ein schmerzlicher Ausdruck durchzuckte Max’ Gesicht. Er klopfte sich aufs Bein, als sendete er ein Notsignal. Samson packte ihn fest bei den Schultern.
    « Bitte, ich flehe dich an. Wo ist sie, wenn nicht auf dem Friedhof?»
    Max blickte auf, seine Augen leuchteten fieberhaft, von plötzlicher Klarheit erfüllt. Ohne Vorwarnung, wie bei einem unzulässigen Schlag in den Unterleib, antwortete er: «Eingeäschert.»
    Der alte Mann wandte sich um und sah aus dem Fenster. Draußen herrschte dünnes blaues Licht. Gebeugt, halb nackt und mit Wick einbalsamiert, schien er schon der anderen Welt anzugehören.
    Samson hatte seit achtundvierzig Stunden nicht geschlafen, seit dem Tag, bevor er Vegas verließ. War er wirklich erst heute im Morgengrauen in den Bus gestiegen? Ihm wurde schwindlig, weich in den Knien. Er rang nach Luft, sein Atem ging in kurzen Zügen. Er versuchte, das Fenster aufzureißen, aber es war fest verschlossen. Es war alles nur ein Scherz, ein absurder Traum. Er hatte sich auf seinen nächtlichen Wanderungen verlaufen, war aufgehalten, in einem zeitlosen Moment über den Dächern zum Stillstand gebracht worden, aber bald würde er wieder in seinem eigenen Bett aufwachen, in einer von Naturgesetzen und alltäglichen Pflichten beherrschten Welt. Schlaftrunken würde er sich durch den Flur zum Zimmer seiner Mutter tasten, und wenn er die Tür aufmachte, würde er sie schlafend finden, ihren Körper regelmäßig atmend, ihr rotes Kleid zerknittert auf dem Stuhl.
    Halt suchend drückte er die Stirn gegen die Scheibe. Max hätte ihm ebenso gut erzählen können, man habe sie im All beerdigt, mit einer Fähre in den Weltraum geschossen und freigesetzt, das wehende Krankenhausnachthemd um den schwerelosen Körper.
    Eingeäschert?
    Ja, wie gesagt.
    Du meinst, man hat sie in eine brennbare Kiste gelegt, die zusammengefalteten Kleider am Fußende, und sie in einen Ofen geschoben? Ich hätte ihre Knochen zermahlen lassen, um dann einen Behälter mit den Überresten, einer Handvoll rußigem Zeug, in Empfang zu nehmen?
    Samson drehte sich um, aber Max hielt den Kopf gesenkt. Er wirkte sehr still, als hörte er zu, und Samson merkte, dass er gar nichts gesagt hatte, dass die Stimme, die er eben klar und deutlich vernommen hatte, aus seinem eigenen Kopf gedrungen war.
    Er versuchte sich zu fassen. Eingeäschert? Sie hätte ebenso gut auf einem Berggipfel des Himalaja in Stücke gehackt und den lauernden Geiern zum Fraß überlassen worden sein können, so grauenhaft exotisch, so unerwartet war diese Neuigkeit. Sie musste es gewollt, es irgendwo niedergeschrieben haben, denn von sich aus konnte er die Sache unmöglich in die Hand genommen und den Körper seiner Mutter dem Feuer überantwortet haben, niemals, auch nicht in der unberechenbarsten Trauer. Und was hatte er damals schon von Trauer gewusst?
    Es

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