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Kommt Schnee

Kommt Schnee

Titel: Kommt Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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entgegnete Heinzmann, blies erneut sachte in den Becher und sog unter großen Schlürfgeräuschen den heißen Kaffee ein.
    Danner und Baumer lachten vergnügt. Der Professor verdrehte die Augen, räusperte sich und richtete seine Krawatte.
    Schließlich bat Baumer um Aufmerksamkeit. Er berichtete, dass Windler ihm seine Spürhunde auf den Hals gehetzt hätte. Diese Information löste größte Verwunderung und Wut aus. Danner sagte: »Hoppla.« Der sonst so gesittete Professor stieß zur Überraschung aller ein paar saftige Flüche aus. »Dieses Schwein!«, entfuhr es ihm, als er mit der rechten Faust auf den Tisch schlug und dabei eine böse Grimasse schnitt. Heinzmann blieb hingegen ruhig. Er wusste bereits von der Observierung, denn Baumer hatte ihn gewarnt, er solle darauf achten, dass ihm niemand zu Ali folge.
    »Wir sind also unter Beobachtung gestellt«, stellte Baumer trocken fest. »Das heißt, ich und wahrscheinlich auch Heinzmann werden bewacht. Windler geht bei uns auf Nummer sicher.« Baumer schaute den Gerichtsmediziner an. »Regazzoni. Sie hingegen sind für Windler harmlos ...«
    »Danke«, bemerkte Regazzoni ironisch, als ob er darüber enttäuscht war.
    »… und du, Danner«, fuhr Baumer fort, »scheinst ebenfalls keine Gefahr für Windler darzustellen. Ihr beide könnt frei agieren.« Baumer machte eine Pause, dann stellte er sich vor die beiden hin. Mit fester Stimme und ziemlich laut sagte er: »Deshalb brauche ich euch!«
    Regazzoni nahm die Zigarette auf, die er in einen kleinen Wegwerfaschenbecher aus Aluminium abgelegt hatte, als der Kaffee kam. Sie war bereits erloschen. Trotzdem führte er sie zum Mund, sog mehrmals daran, aber gab es schließlich auf. »Ah, Scheibenkleister«, rumpelte er und drückte die erloschene Zigarette penibel aus.
    »Also, Regazzoni. Sind Sie dabei?«, fragte Baumer mit fester Stimme, immer noch stehend.
    »Was? Ah, ja. Die Morde. Ja. Ich bin dabei.«
    Baumer drehte sich zu Danner und wollte ihn dasselbe fragen. Der machte aber schon zwei Fäuste, aus denen oben die Daumen herausragten. Er presste die Lippen entschlossen zusammen und warf die Fäuste nach vorn. So, wie es damals Fumijaki Kataguri, der Mechaniker Erster Klasse, auf der Akagi, dem Flaggschiff der Kaiserlichen Japanischen Trägerkampftruppe, getan hatte, als er vom Achterdeck aus den Angriffsbombern Richtung Pearl Harbour seine Unterstützung signalisierte.
    Baumer nahm die Zustimmungen entgegen. Er hatte darauf gehofft. Dass beide, Danner wie Regazzoni, ohne Zögern und ohne Gejammer zustimmten, hatte er aber nicht erwartet. Er setzte sich wieder. Urplötzlich fühlte er sich wach und stark.
    Dann erklärte Andreas Baumer, Kriminalkommissar in Basel und beschattet von seinen eigenen Kollegen, seinen Kampfgenossen seine Strategie. Zusammen diskutierten sie seinen Schlachtplan. Verfeinerten ihn in Details. Präzise Aufgaben wurden verteilt. Nach etwa dreißig Minuten waren die vier Männer in Alis Zelt bei der Buvette damit fertig.
    »So geht’s. Ich bin sicher. Ja. Genau so machen wir es«, sagte Danner, als er als Erster aufstand und das Zelt eilig verließ, ohne noch viele Worte zu verlieren.
    Nach ein paar Minuten folgte ihm der Professor. »Gute Nacht, meine Herren«, verabschiedete er sich von Andreas Baumer und Stefan Heinzmann förmlich. Hätte er einen Hut auf gehabt, er hätte ihn gelüftet.
    Heinzmann verkniff es sich, einen Gruß an die Sekretärin von Regazzoni auszurichten, die sicherlich bereits zu Hause mit dem Essen auf ihn wartete.
    Baumer führte die leere Kaffeetasse an den Mund. Als er merkte, dass nichts mehr drin war, sagte er: »Okay. Also dann. Los geht’s.«
    Der Kommissar zahlte bei Ali für alle. Er gab ihm ein schönes Trinkgeld und bat ihn geheimnistuerisch, niemandem etwas zu sagen, falls einer fragte, was sie hier besprochen hätten. Heinzmann brächte ihm dann auch ein großes Stück von der Weihnachtstorte vorbei. Baumer beugte sich verschwörerisch zu Ali hin und hielt seine geöffnete Hand über den Mund, als er flüsterte: »Die Kollegen wollen immer alles im Voraus wissen, aber diesmal wollen wir sie mit einer richtigen Weihnachtsfeier überraschen. Also, psst.«
    »Ali scho weiß«, sagte der Türke und sein schwarzer Schnauz ging an den Enden nach oben. Heinzmann verabschiedete sich vergnügt mit einem »Merhaba« von Ali. Dann fuhr Heinzmann seinen Freund zurück ins Gundeldingerquarter, setzte ihn drei Blocks von seiner Wohnung entfernt ab. Baumer schlich

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