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kommt wie gerufen

kommt wie gerufen

Titel: kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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liegt, und dann geht die fröhliche Jagd los. Ehe Sie das Steuer nehmen, Herzogin, müssen Sie drei Dinge tun.«
    »Ja?«
    »Suchen Sie nach frischem Wasser. Reichen Sie mir das Segeltuch, das dort drüben liegt, damit ich ein Zelt bauen kann, um den Dschinn vor der Sonne zu schützen. Sehen Sie nach, ob der Fischer Proviant an Bord hatte.«
    »Proviant?« sagte Mrs. Pollifax begehrlich.
    »Natürlich – genau das, was wir seit einer Ewigkeit nicht mehr zu sehen bekommen haben.«
    Mrs. Pollifax stöberte herum und war von ihrem Erfolg überwältigt. Noch nie hatte sie sich so in Siegeslaune gefühlt wie jetzt, als sie Farrell den Ledersack mit dem Mittagessen des Fischers brachte. Sie öffnete den Beutel und entnahm ihm ein Stück Roggenbrot, sechs Oliven und einen Würfel Käse. Aus einem kleinen Lederbeutel schenkte sie einen Becher Ziegenmilch ein. Als sie zum Steuer zurückkroch, kaute sie mit vollen Backen, und in ihrem Herzen regte sich zaghaft die Hoffnung, daß ihr Glück vielleicht doch noch ein klein bißchen länger anhalten würde.
    »Okay, Herzogin, alle Kraft voraus.«
    »Aber ich fürchte mich vor dem Tempo«, gab Mrs. Pollifax beschämt zu.
    Das überging er. »Nordwind, aber wir dürfen nicht riskieren, nach Norden und Jugoslawien zu segeln, sonst begegnen uns vielleicht weitere Polizeiboote. Wir müssen direkt aufs offene Meer hinaus.«
    Ungläubig wiederholte Mrs. Pollifax: »Aufs offene Meer?«
    Farrell grinste schwach. »Wir haben ja bisher alles auf die harte Tour gemacht, Herzogin, also warum sollen wir jetzt damit aufhören? Geben Sie mir den Kompaß und drehen Sie das Steuer nach rechts. Und sorgen Sie dafür, daß Sie fest sitzen.«
    Mrs. Pollifax warf ihm den Kompaß zu und drehte das Steuerruder nach rechts. Sofort wurde das Schiff lebendig. Der Wind packte wie mit Riesenhand nach ihnen, das Segel straffte sich, die Takelung ächzte, und Mrs. Pollifax fühlte sich hoffnungslos ausgeliefert, als das Boot davonstürmte. »Wie bringt man das Ding denn zum Stehen?« jammerte sie.
    »Nur ruhig«, brüllte Farrell gegen den Wind. »Halten Sie das Steuer in der Mitte!«
    »Ja – gut!« keuchte Mrs. Pollifax. Sie hatte eben gefühlt, wie sich das Schiff auf eine leise Drehung des Steuerruders abgefangen hatte und parierte, und das machte ihr wieder Mut.
    »Jetzt lassen Sie es so«, erklärte Farrell ihr. »Wenn Sie in eine Bö geraten und sich fürchten, lassen Sie die Pinne los, dann fängt sich das Boot von selbst. Verstärkt sich der Wind, und Sie haben keine Angst, dann drehen Sie das Steuerruder etwas nach links oder rechts, dann kreuzen Sie. Im Augenblick aber ist die Hauptsache, daß wir so rasch wie möglich von der verdammten Küste verschwinden.« Mit seinem gesunden Arm zerrte er das Segeltuch über den Kopf und schob es so zurecht, daß es den Dschinn beschattete.
    Mrs. Pollifax hielt die Steuerpinne fest und widmete sich gänzlich der Aufgabe, so rasch wie möglich von der verdammten Küste zu verschwinden.
    Am Nachmittag gegen fünf Uhr kehrte der Schleppdampfer >Persephone< von Venedig in seinen Heimathafen Otranto zurück und befand sich auf Südkurs, als der Erste Maat ein Segelboot sichtete, von dem jemand mit etwas winkte, was wie ein weißer Unterrock aussah. »Wieder so ein verdammter Ausflügler«, brummte er und verfluchte erbost die idiotischen Touristen, die sich in der Adria herumtrieben und glaubten, jeder könnte ein Boot bedienen. Er erstattete seinem Kapitän Meldung. Der befahl, das Tempo zu verlangsamen, und kurz darauf hielt das Segelboot neben der >Persephone < an.
    Der Erste Maat sah in das Boot hinab und rang nach Luft. »Mon Dieu«, stammelte er, denn am Steuer saß eines der wildest aussehenden Weiber, das ihm jemals untergekommen war. Ihr kastanienbraunes Haar stand ihr in wirren Strähnen um den Kopf, ihr Gesicht war schmutzig und voll Blasen von der heißen Sonne.
    Ein gewaltiger Rock bauschte sich rund um sie, und obwohl er ihre Kleidung für griechisch oder albanisch hielt, sah die Frau nicht so aus. Dann bemerkte er, daß sich das Segeltuch hob, und seine Augen weiteten sich, und er mußte an die Kriegsjahre und die Rettungsboote denken, die im Mittelmeer aufgefunden worden waren. Beide Männer sahen aus wie tot, aber der Bärtige zumindest bewegte sich. Er grinste übers ganze Gesicht und winkte mit einem Arm, obwohl der blutverschmierte Hemdsärmel am zweiten Arm deutlich verriet, daß er einen Arzt dringend nötig hatte. Der Erste Maat überlegte

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