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Komoedie des Alterns

Komoedie des Alterns

Titel: Komoedie des Alterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scharang
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durch den Mustafas Assistent mit einer Pistole in der Hand hereinstürmte, zur Bar rannte und die Waffe auf Maher richtete, der eben einen Gast beriet. Ein Schuß fiel. Mustafas Assistent brach tödlich getroffen zusammen, während der rotblonde Kellner, zufrieden über den Treffer, seine Pistole zurück in das Halfter steckte, den Toten an einem Arm packte und in die Küche schleifte. Maher eilte von Tisch zu Tisch, um die Gäste zu beruhigen.
    Freudensprung schaute Sarani fragend an, der aber nickte in einem fort, als würde ihm das helfen, den Vorfall zu verstehen. Er sei, sagte Sarani schließlich, in Geheimdienstsachen offenbar ein Dummkopf. Er habe den rotblonden Kellner für beschränkt und präpotent gehalten, nun stelle sich heraus, daß er, im Dienst des Präsidenten, die zentrale Rolle in der Lounge, einem Zentrum der internationalen Agententätigkeit, spiele.
    Mustafas Assistent, fuhr Sarani fort, habe offenbar Wind davon bekommen, daß Maher nicht nur in Mustafas, sondern auch in Zacharias’ Diensten stand, sei von Gefahr in Verzug ausgegangen und in die Lounge gelaufen, um den Verräter auszuschalten, nicht ahnend, daß der unscheinbare Rotblonde hier die oberste geheimdienstliche Instanz war. Ebendiese Instanz, wieder ganz Kellner, trat an den Tisch der beiden und sagte, er entschuldige sich im Namen der Geschäftsführung für die Störung, er bitte die Herren, die Lounge, um nicht in die Sache hineingezogen zu werden, zu verlassen unddie Heimfahrt unter dem Schutz von drei Männern anzutreten, die er ihnen zur Verfügung stelle, zwei würden mit einem Auto voranfahren, einer würde in Saranis Auto vorne sitzen, die beiden Herren aus Sicherheitsgründen hinten.
    Er müsse, erwiderte Sarani, den Plan korrigieren, sein Freund und er würden nicht zur Farm fahren, sondern zu einem Haus in der Wüste, und den Weg dorthin würden nur er und ein paar seiner Leute kennen. Er sehe darin, sagte der Rotblonde, kein Problem, er kenne Saranis Leute, insbesondere Karem.
    Freudensprung stand auf, Sarani blieb sitzen. Er habe noch eine Frage, sagte er zu dem rotblonden Kellner: ob Maher in diese Intrige, die immerhin mit dem Tod eines Mannes geendet habe, eingeweiht gewesen sei. Der Rotblonde antwortete, Sarani halte zu Recht große Stücke auf den Kollegen, der sei zwar, was geheimdienstliches Wissen anlange, nicht auf dem laufenden, auch greife er erst nach der Waffe, nachdem jemand anderer ihm das Leben gerettet habe, gewiß aber sei er ein kluger Kerl.
    Sarani und Freudensprung nahmen im Fond jenes Autos Platz, das Sarani am Vormittag gemietet hatte, Karem startete das Fahrzeug und folgte sklavisch, die Distanz betrug, schätzte Freudensprung, fünfzehn Meter, einem Jeep in der Farbe eines Militärfahrzeugs. Karems Beifahrer kämpfte schon nach einigen hundert Metern gegen den Schlaf an, der Kopf fiel nach vorn, wurde aber bald wieder hochgerissen. Freudensprung vermutete, daß dem Mann nach vierundzwanzigstündigem Dienst auch noch diese Fahrt aufgebrummt worden sei, und er fragte Sarani, ob der hoffnungslos gegen den Schlafankämpfende Beifahrer, da er eine Maschinenpistole in Händen halte, nicht sich und andere gefährde.
    Sarani antwortete nicht, er schlief. Karem sagte, er sei froh, Heinrich endlich wiederzusehen. Er werde mit Freudensprung und Sarani das Wüstenhaus teilen. Ob Karem, fragte Freudensprung, in Saranis Plan, zum Wüstenhaus zu fahren, eingeweiht gewesen sei. Nein, sagte Karem, man sei Sarani gefolgt, zu seiner Sicherheit, aber in sicherer Distanz, denn hätte er bemerkt, daß auch seine eigenen Leute ihn beobachteten, hätte er sie zum Teufel gejagt. Man habe auch nicht gleich verstanden, warum er am Vormittag diesen Geländewagen mietete, doch habe das darauf hingedeutet, daß er zum Wüstenhaus fahren wolle.
    Ob Karem, fragte Freudensprung, noch Vorträge über Musik halte. Karem lachte. Mehr denn je, sagte er, er wäre bereits Professor für Maschinenbau an einer der Kairoer Universitäten, käme er nicht immer wieder den Wünschen der Musikliebhaber auf der Farm nach, Vorträge zu halten.
    Worüber Karem referiere, fragte Freudensprung. Alles, sagte Karem, drehe sich zur Zeit um Anton von Webern, der die europäische Musik zu einer Essenz konzentriert habe, in der, nähmen sie die Anstrengung auf sich, die Kompositeure anderer Länder und Kontinente einen Ausweg aus ihrer alles lähmenden Routine finden könnten. Er und seine Zuhörer verfolgten ein aussichtsloses Projekt, das aber mit

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