Komplott
Weg zu Miss Partridge waren. Ich saß am Schreibtisch, und auf einmal wurde mir alles klar.
Nelson Macomber war unter seiner scheinbar souveränen Fassade ein kranker Mensch, der ein perverses Vergnügen daran fand, Frauen, mit denen er ein sexuelles Verhältnis hatte, auf grausige Weise zu quälen und umzubringen. Männer mit Minderwertigkeitskomplexen sind ja mitunter zu allem fähig.«
»Was Sie nicht sagen«, bemerkte Newman, der ihr interessiert zugehört hatte.
»Irgendwann muss etwas bei ihm ausgerastet sein«, fuhr Paula fort. »Es begann mit Viola Vander-Browne, die er wohl auf Empfehlung eines seiner Freunde aufgesucht hatte, um ein Schäferstündchen mit ihr zu verbringen. Viola war ja in gewissen Kreisen als eine freizügige Frau bekannt, die Männern gegen ein großzügiges Honorar ein paar schöne Stunden bereitete. Vielleicht hat sie Nelson bei einem seiner Besuche, ohne es zu wissen, gedemütigt, und da ist bei ihm etwas ausgerastet. Als er das nächste Mal zu ihr ging, hatte er ein Fleischerbeil bei sich…«
»Dasselbe Fleischerbeil, das der von den Macombers geschaffene Staatsschutz Tweed unterjubeln wollte«, warf Newman ein.
»So etwas nennt man ›zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen‹«, bemerkte Tweed trocken.
»Richtig«, bestätigte Paula. »Nach dem ersten Mord gab es für Nelson kein Halten mehr. Die Tat hat bei ihm, wie Professor Saafeld richtig vermutete, einen Blutrausch ausgelöst, der ihn zu weiteren Morden trieb. Marina Vander-Browne war als Zwillingsschwester Violas, die noch dazu im selben Metier tätig war wie diese, die logische Wahl. Als nächstes Opfer hatte Nelson sich vermutlich Zena Partridge auserkoren, aber dann hat ihm die viel jüngere Coral doch besser gefallen. Coral wiederum hatte sich wahrscheinlich ausgerechnet, dass ein Verhältnis mit Nelson ihrer Karriere guttun würde, und sich deshalb auf das Spiel eingelassen. Fast wäre es ihr zum Verhängnis geworden. Ich hatte keine Zeit mehr, es Ihnen mitzuteilen, denn jede Sekunde zählte. Ich konnte ja nicht wissen, dass Nelson sich so viel Zeit lassen würde, bis er zu Coral in die Wohnung fuhr.«
»Zum Glück habe ich mir ja alles noch rechtzeitig zusammengereimt«, sagte Tweed.
»Die Zeitung auf Corals Schreibtisch, ihren Freudentanz. Dieser Mörder hatte seinen ganz eigenen Charme, und Coral ist darauf hereingefallen.«
»Erstaunlich, dass es bei Ihnen so lange gedauert hat, bis der Groschen fiel«, sagte Paula.
»Stimmt. Ich habe mich geirrt, und Sie hatten recht. In Zukunft müssen Sie mich sofort darauf aufmerksam machen, wenn ich auf dem Holzweg bin.«
»Das werde ich tun«, erwiderte Paula mit einem spitzbübischen Lächeln. »Aber beschweren Sie sich dann bitte nicht bei mir.«
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