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Komplott

Komplott

Titel: Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ihn schließlich nicht umsonst den ›Unsichtbaren‹.«
    »Ich möchte trotzdem wissen, wo er ist«, verlangte Tweed. »Das ist ein Befehl, Harry.«
    »Okay. Er steht im Nebenhaus im Eingang und passt dort jeden ab, der vorbeikommt.
    Mit Newman auf der anderen Seite kann sich niemand mehr unbemerkt dem Haus nähern.«
    »Danke, Harry. Das ist hervorragende Arbeit. Jetzt fahren Sie langsam immer wieder um den Block und tun so, als würden Sie nach einem Fahrgast suchen. Ich mache mich auf dem Beifahrersitz hier ganz klein, und wenn Sie jemand anhält, richte ich mich auf, damit er nicht einsteigt.«
    »Mich hält schon keiner an, ich habe ja schließlich das Freizeichen auf dem Taxidach nicht eingeschaltet. Entspannen Sie sich doch einfach, und essen Sie in Ruhe Ihr Sandwich.«
    Tweed tat, was Butler ihm geraten hatte, und verzehrte langsam und mit Genuss sein Abendessen. Dabei blickte er hinaus auf die leeren Straßen und dachte nach.
    Einen nach dem anderen rief er sich die Berichte seiner Mitarbeiter ins Gedächtnis, die er am frühen Abend gehört hatte. Irgendwo in den Aussagen der Macomber-Brüder musste der Schlüssel zur Aufklärung der Morde verborgen liegen. Aber in welcher?
    Dann kam ihm auf einmal eine Idee. Er bat Butler um sein Handy und zog die Visitenkarte, die General Macomber ihm gegeben hatte, aus der Brusttasche seines Jacketts. Nachdem er die Telefonnummer darauf eingetippt hatte, musste er nicht lange warten, bis ihm eine resolut klingende Frauenstimme antwortete.
    »Hier bei General Macomber. Wer spricht da?«
    »Tweed vom SIS. Bestimmt hat Ihnen der General erzählt, dass er mich heute Vormittag getroffen hat.«
    »Nein, das hat er nicht. Der Herr General ist am frühen Nachmittag nach London abgereist und hat mir nicht gesagt, wann er zurück sein wird.«
    »Wenn das so ist, rufe ich morgen wieder an. Und haben Sie vielen Dank.«
    Die Information gab Tweed zu denken. Was hatte der General in London zu suchen?
    Und was machte er wohl jetzt, in diesem Augenblick? War er vielleicht auf dem Weg zu Miss Partridge? Nachdem der General vor seinen Augen das Gefängnis auf Black Island zerstört hatte, hatte Tweed ihn von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Ob das ein Fehler gewesen war?
    Tweed ging in Gedanken noch einmal die Söhne des Golfkriegsveteranen durch.
    Benton. Er hatte einen seltsamen Charakter, den man nur schwer richtig einschätzen konnte. Offenbar der Friedensstifter innerhalb der Triade. Aber war er wirklich so friedliebend? Gegen Ende seiner Befragung hatte er auf Nield ziemlich unwirsch gewirkt.
    Noel. Aufbrausend und gewalttätig in vielerlei Hinsicht. Der Mann, der in weiten Teilen als der geistige Vater des perversen Staatsschutzministeriums gelten konnte. War er geisteskrank? Und wenn, dann in welchem Umfang?
    Nelson. Er wirkte besonnen und schlau und hatte, wenn es um den gegenwärtigen moralischen Zustand des Landes ging, verblüffend ähnliche Ansichten wie Tweed selbst. Oder hatte er ihm bei seinem Besuch in der Park Crescent lediglich Sand in die Augen streuen wollen?
    Tweeds Gedanken wanderten von den Macomber-Brüdern weiter zu Miss Partridge.
    Irgendwie kamen die vielen erleuchteten Fenster in ihrer Wohnung ihm jetzt ein wenig seltsam vor. Ob sie vielleicht gar nicht in der Wohnung war? Lichter konnte man auch mit einem Zeitschalter automatisch einschalten.
    Auf einmal kam ihm Paulas Schilderung der Szene im Büro neben dem Allerheiligsten der Triade in den Sinn. Er dachte an die Zeitung mit der dicken Schlagzeile, die auf dem Schreibtisch gelegen hatte, an Coral Flenton, die vor lauter Freude ihr kleines Tänzchen aufgeführt hatte, an Miss Partridge, die sie angeherrscht und ihr den Mund verboten hatte.

39
    Paula, die immer noch in Coral Flentons Kleiderschrank stand, bekam in ihrer starren, bewegungslosen Haltung langsam ganz steife Glieder. Corals Besuch war immer noch nicht aufgetaucht, und Paula fragte sich, warum er sich so viel Zeit ließ.
    Sie wagte es nicht einmal, auf die Uhr zu sehen, weil jede Bewegung die Kleiderbügel zum Klappern bringen konnte. Aus demselben Grund konnte sie auch nicht ihre Position verändern. Sie wusste nicht, wie lange sie das noch durchhalten würde.
    Draußen im Schlafzimmer hatte Coral inzwischen so oft »What a Wonderful World«
    von Louis Armstrong gespielt, dass Paula die Melodie, die sie eigentlich immer gemocht hatte, schon nicht mehr hören konnte. Hin und wieder schloss sie aus dem Klingen von Glas, dass Coral sich

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